[Buchbesprechung] Jürgen Albers – Erased

Hallo ihr Lieben,

endlich kann ich euch ein Buch vorstellen, auf das ich schon lange gewartet habe. Es hat mich durch den März begleitet und gehört zu meinen Highlights des Monats. Was ich euch zu dem Buch zu sagen habe, erfahrt ihr, wenn ihr weiter liest.

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Erased von Jürgen Albers

Klappentext von der Buchhandelsseite:

Erased entführt in das scheinbar so beschauliche Oxford. Doch man muss in die Tiefen der Universität hinabsteigen, um die Ursache von Eifersucht und Sabotage zu finden.

Autoreninfo von der Buchhandelsseite:

Jürgen Albers erkundete bereits als Jugendlicher die britischen Inseln. Die Heimat seines britischen Großvaters kennenzulernen war ein starker Antrieb, sich mit den Menschen und der Geschichte zu beschäftigen.
Sein beruflicher Start als Luftwaffenoffizier bescherte dem Autor mehr als ein Jahrzehnt Wanderleben, u.a. mit längeren Aufenthalten in Italien und den U.S.A. Nach einigen Jahren als Personalleiter arbeitet Albers heute als Hochschuldozent.

Erster Satz:

Der Hass bewegt sich langsam, vorsichtig.

Aufbau:

“Erased” ist aufgeteilt in Prolog, 48 Kapitel und einen Epilog und in auktorialer Erzählweise geschrieben.

Meinung:

Lange musste man auf eine Fortsetzung von “Crossed” warten. Als es dann Ende Februar endlich soweit war, das “Erased” online verfügbar war, konnte ich es nicht mehr erwarten, dass Buch auf meinen Reader zu laden. Endlich wieder ein Norcott-Krimi, endlich wieder Charles und Vicky. Die beiden habe ich in “Crossed” richtig liebgewonnen und wollte unbedingt wissen, wie es den beiden ergangen ist. Zum Glück doch gut.

Norcott ist nun beim Scotland Yard und hat Vicky geheiratet. Ein brisanter Fall von höchster Wichtigkeit führt die beiden, die sich gerade erst in London eingerichtet hat, in die Universitätsstadt Oxford. Norcott sollte, da eigentlich Verwaltungswissenschaft für die britischen Beamten, die nach Deutschland müssen, lehren. Aber wie es nun mal der Teufel so will kommt es anders und er darf wieder ermitteln.
Dabei kommt es natürlich, wie sollte es auch anders sein, zu Konfrontationen mit der örtlichen Oxforder Polizei, die sich auf den Schlips getreten fühlen, das Scotland Yard in ihrem Revier wildert. Diese Konfrontationen tauchen im Buch immer wieder auf und ich kann es mir mehr als gut vorstellen, dass solche Konflikte nicht nur in der Fiktion, sondern auch im wirklichen Polizeibetrieb vorkommt. Jedenfalls finde ich Norcotts Oxforder Gegenspieler Leroyd genial  erschaffen.

Oxford, dieses Setting, ein Traum von einer Universitätsstadt und Jürgen Albers gelingt es vortrefflich sie im guten Lichte erstrahlen zu lassen. Sehr oft hatte ich das Oxford aus der britischen Krimi-Reihe von Lewis vor Augen und ich fühlte mich richtig in die Stadt hineingezogen. Wer nun befürchtet, dass Oxford bis in kleinste dargestellt wird, der kann beruhigt sein, dem ist nicht so. Es wird immer wieder mit seinen Straßen und auch der Landschaft erwähnt, aber nicht bis ins Detail beschrieben. Oxford bildet das Setting und jeder hat ja so seine Vorstellungen von dem Ort.  Im Jahr 1947 war Oxford noch vom Krieg gezeichnet, wie das gesamte britische Königreich wird in dieser doch beschaulichen Universitätsstadt am hochbrisanten Material geforscht und irgendwer versucht die Forschungen zu stören.

Was habe ich bei den Seiten mitgefiebert, wer der Täter sein könnte. Nach fast jedem Kapitel hatte ich einen oder eine andere Verdächtige/n. Jürgen Albers spinnt Handlungsfäden, die nie ins Leere laufen, aber dem Leser auch nicht alles preisgeben. Allzu oft dachte ich, ja der ist es und dann passte es wieder nicht. Ich liebe es in Krimis mitzurätseln und nochmal viel mehr auf die falsche Spur geschickt zu werden. “Erased” ist spannend, allein durch seine vielen Handlungsfäden, die einen zum Nachdenken anregen.
Auch die einzelnen Charaktere regen immer wieder zum Nachdenken und Hinterfragen an.  Sind sie wirklich, die die sie vorgeben zu sein? Die Frage habe ich mir während des Lesens immer wieder gestellt, aber nicht immer war ich mir bei den einzelnen Personen sicher, ob sie wirklich das tun, was ihre Absicht ist, oder ob sie den Leser nur in die Irre führen sollen.

Herrlich waren auch wieder die Dialoge und das Aufeinandertreffen der einzelnen Charaktere. Alle sind schon gezeichnet und dabei nie schwarz-weiß, genauso wie ich es aus “Crossed” kenne, sondern vielseitig mit ihren Facetten. Himmel, was habe ich Janna Carsdale im Laufe der Handlung verflucht. Diese impertinente Frau, genial dargestellt in ihrem Charakter. Sie wurde für mich nur noch vom eigentlichen Täter übertroffen.
Albers gelingt es seine Charaktere mit Leben zu füllen und da meine ich nicht nur die Protagonisten, die einem direkt ins Auge springen, sondern auch die Nebencharaktere. In meinen Augen wieder eine Glanzleistung und von vielen teilnehmenden Charakteren möchte ich gerne noch mehr lesen. Denn sie sind so vielseitig und toll, dass da noch viel Potenzial drinnen liegt.

Der Schreibstil steht dem nichts nach. “Erased” kommt völlig ohne reißerische Darstellung von Gewalt aus und ist wieder in einen wunderschönen ruhigen Stil geschrieben. Mit Gedankengängen von Norcott und dem Täter, die einem Einblick ins Seelenleben geben und auch in der Verzweiflung der Akteure, wenn eine Spur wieder ins Leere läuft. Dabei geizt Albers auch nicht mit Dialogen zwischen seinen Protagonisten und Antagonisten. Allein die Dialoge zwischen Norcott und Leroyd sind genial. Ein Schmunzeln konnte ich mir nicht verkneifen bei den Dialogen im Krankenhaus. Sie sind teilweise ernst, aber auch wieder humorvoll. Eine wunderschöne Mischung und so geschrieben, dass man sich schon zwingen musste den Reader wieder aus der Hand zu legen. Denn irgendwann fallen einem auch die Augen zu.

Gerade der geschichtliche Hintergrund des Falls ist gut dargestellt und hat mich mehr als einmal verführt online nach zu recherchieren zu Oxford, dem britischen Atomprogramm und zu Großbritannien nach dem Krieg. Auch historisch betrachtet ein guter Kriminalroman, der mir, wie bei “Crossed”, eine Zeit näher bringt, die im Geschichtsunterricht kaum betrachtet wurde.

Das einzige Manko am Buch ist die geringe Seitenzahl, ich wäre gerne noch länger in Oxford bei Norcott, Badby, Leroyd und de Vercenne verblieben. Gerne würde ich auch etwas zur Vorgeschichte von Norcott und de Vercenne lesen, denn von irgendwo her, muss ja der Hass und die Hinterhältigkeit kommen.

Ich hoffe, dass es nicht der letzte Roman mit Charles Norcott als Protagonisten und seinem Team sein wird. Denn gerade Badby und Co. sind mir ans Herz gewachsen.

Fazit

“Erased” ist ein Pageturner, mit spannendem historischen Hintergrund angelegt in einem wundervollen Setting mit sehr gut gezeichneten Charakteren, die viele Facetten haben. Absolut lesenswert und macht Lust auf mehr.

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Bibliografische Angaben
Autor: Albers, Jürgen  Übersetzer: Titel: Erased Originaltitel:Reihe: Charles Norcott  Band: 2 Seiten: 486 ISBN: 9783739444345 Preis: 3,99 € (E-Book) Erschienen: 27.02.2019 bei Selfpublisher

 

Eure

Kerstin

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