[Buchbesprechung] Bernardine Evaristo – Manifesto

Buchbesprechung Manifesto

Moin Moin,

ich lese unheimlich gerne Biographien und so war es für mich klar, dass ich sehr gerne Bernardine Evaristo “Manifesto. Warum ich nie aufgebe” lesen möchte. Netgalley und der Tropen Verlag waren so freundlich, mir ein Rezensionsexemplar zu überlassen. Wie mir das Buch gefallen hat und was ich euch darüber berichten möchte, erfahrt ihr, wenn ihr weiter liest.


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Bernardine Evaristo Manifesto Warum ich niemals aufgebe Tropen

Klappentext von der Verlagsseite:

»Bernardine Evaristo zeigt auf eindrückliche Weise, wie wir lernen können, uns trotz oberflächlicher Unterschiede anzuerkennen und wahrzunehmen.« Barack Obama

Frau. Schwarz. Lesbisch. Prekär. Schriftstellerin. Vierzig Jahre lang waren das die Stigmata, mit denen Bernardine Evaristo konfrontiert wurde. Doch von Anfang an hat sie dagegen angekämpft, dagegen angeschrieben, sich eingesetzt. Für einen Raum der Vielfalt und Toleranz für alle. In Manifesto geht sie erstmals die Stationen ihres Lebens durch, die Höhen und die Tiefen, und erzählt davon, wie sie schließlich die erste Schwarze Booker-Preisträgerin wurde – ein Manifest dafür, niemals aufzugeben.

Manifesto: Warum ich niemals aufgebe ist das intime, inspirierende und kompromisslose Zeugnis dafür, wie Bernardine Evaristo, Booker-Preisträgerin und Bestsellerautorin, es geschafft hat, ihren eigenen Weg zu finden und ihn allen Widerständen zum Trotz unbeirrt weiterzugehen.

1959 als Tochter einer englischen Mutter und eines nigerianischen Vaters geboren, aufgewachsen im armen Süden Londons, war sie dazu bestimmt, als Mensch zweiter Klasse gesehen zu werden. Rassismus wurde erst 1965 zur Straftat erklärt und bis zur gesetzlichen Gleichbehandlung der Frau dauerte es noch einmal zehn Jahre. Doch Bernardine Evaristo lernte schon von klein auf, dass es sich nicht lohnt, ihre Herkunft zu verstecken. Dass sie vielmehr gerade deswegen ihr Leben leben, sich ausprobieren muss.

Und so erzählt sie von ihren Lieben, ihrer Familie, aber auch ihrem Ringen mit der Kreativität und ihrer Suche nach einer eigenen Sprache für ihre Erfahrungen. Vom Ausprobieren queerer Beziehungen, dem Leben im künstlerisch-explosiven London der 80er und 90er Jahre und auch der Beharrlichkeit, die sie als Mensch, als Frau und als Autorin an den Tag gelegt hat, um ihre Ziele zu erreichen und schließlich 2019 als erste Schwarze Frau den Booker-Preis zu gewinnen und den internationalen Durchbruch zu schaffen.

Ein augenöffnendes Buch und mitreißendes Leseerlebnis.

Autoreninfo von der Verlagsseite:

Bernardine Evaristo wurde 1959 als viertes von acht Kindern in London geboren. Sie ist Professorin für Kreatives Schreiben an der Brunel University London und stellvertretende Vorsitzende der Royal Society of Literature. Für ihren Roman Mädchen, Frau etc. wurde sie als erste schwarze Schriftstellerin 2019 mit dem Booker-Preis ausgezeichnet.

Erster Satz:

Als ich 2019 für meinen Roman Mädchen, Frau etc. den Booker Prize erhielt, war ich plötzlich »über Nacht berühmt« – nach vierzig Jahren künstlerischer Arbeit.

Meinung:

Als erste schwarze Frau gewann Bernardine Evaristo für “Mädchen, Frau etc” den Booker Prize mit einem Buch, das eigentlich nicht ihrem Schreibstil der lyrischen Prosa entspricht, sondern einfach ein Prosawerk ist. Dass sie den Booker Prize gewann, ist direkt dreifach außergewöhnlich, denn sie ist eine Frau, schwarz und noch homosexuell für den Literaturbetrieb erstaunlich. Mit nun mehr sechzig Jahren hat sie nun ihre Biographie veröffentlicht, wieder in der Prosaform und sie zeigt ihren Lebensweg von ihrer Kindheit über ihre Anfänge am Theater und als Schriftstellerin. Aber sie geht auch ins Private hinein. So erzählt sie von ihrem Liebesleben und auch von den Schwierigkeiten, die sie als marginalisierte schwarze Frau in Großbritannien hat.

Immer wieder kommt sie in den sieben Kapiteln auf ihr Leben als People of Color und Feminstin zu sprechen. Sie erzählt eindrücklich von ihrer Kindheit mit einer weißen Mutter und einem nigerianischen schwarzen Vater.  Wobei gerade die Familie ihres Vaters in der Kindheit keine große Rolle gespielt hat, denn er hat jeglichen Kontakt in seine nigerianische Heimat abgebrochen. So erfährt sie auch nichts von der Kultur und Sprache Nigerias, was sie aber erfährt ist, dass sie und ihre sieben Geschwister aufgrund ihrer Hautfarbe nicht als echte Engländerin angesehen wird. Denn obwohl sie in Großbritannien geboren ist, sehen sowohl die Nachbarn als auch die Oma mütterlicherseits sie nicht der britischen Gesellschaft zugehörig. Was dies für ein Kind bedeutet, versucht sie uns näherzubringen.

Sie sieht sich aber nicht als Opfer der Gesellschaft, sondern geht auch auf ihre eigenen Schwächen ein und wirkt dadurch authentisch. Die ersten beiden Drittel von Manifesto kann man eindeutig als Biographie bezeichnen, denn sie erzählt von ihrem Weg zur Booker Prize Gewinnerin, erzählt von den Frauen und Männern, die ihren Weg kreuzen, stellenweise begleiten und auch von ihrer Ausbildung an der Schauspielschule, am Theater, als Aktivistin und schließlich als Autorin. All dies immer im Kontext von Gender und Rassismus.  Sehr gut erzählt und auch berührend.

Das letzte Drittel kommt dann wie ein Bruch vor. Hier ist es weniger autobiografisch, sondern eher ein Ratgeber. Passt dann auch zum Untertitel “Warum ich nie aufgebe”. Sie erzählt hier von den noch nicht ins Deutsche übersetzten Büchern, gibt Ratschläge zum Thema Schreiben, Persönlichkeitsentwicklung und positiven Denken. Irgendwie passt es für mich nicht zu den ersten beiden Dritteln und lässt einen faden Beigeschmack zurück, mit dem Mantra “nur positiv denken, dann klappt auch alles”. Das ist mir zu billig und einfach gestrickt. Denn nicht alles kann man nur mit positiven Denken, Engagement in der heutigen Zeit schaffen, vielleicht war dies in den siebziger und achtziger Jahren einfacher.

Fazit

Manifesto” überzeugt auf den ersten zwei Dritteln mit der Lebensgeschichte von Bernardine Evaristo, aber mit dem letzten Teil nimmt die Wirkung des Buches in meinen Augen ab.

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Bibliografische Angaben
Autor: Evaristo, Bernardine Übersetzer: Handels, Tanja Titel: Manifesto. Warum ich nie aufgebe Originaltitel: Manifesto. On never giving up Reihe: —  Band:   — Seiten:  256 ISBN: 978-3-608-50015-8 Preis: 22,00 € (Hardcover) Erschienen: 29.01.2022 bei Tropen

 

Für die Bereitstellung des Besprechungsexemplars bedanke ich mich herzlichst bei

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Weitere Buchbesprechungen findet ihr hier.

Eure

Kerstin

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