Ian McEwan – Abbitte


Klappentext:
An einem heißen Tag im Sommer 1935 beobachtet die dreizehnjährige Briony Tallis heimlich eine Begegnung zwischen ihrer älteren Schwester Cecilia und dem jungen Robert Turner. Briony, die mit ihrer überbordenden Phantasie und großem schriftstellerischen Ambitionen gesegnet ist, spielt daraufhin Schicksal. Sie verändert dadurch für immer das Leben der beiden Menschen und lädt eine immerwährende Schuld auf sich…

Meinung:
Ian McEwans “Abbitte” habe ich zusammen mit drei anderen in einer Leserunde gelesen, ansonsten wäre dieses wunderbare Buch sicher noch eine Weile auf meinem RuB geblieben. Zunächst erst einnmal zum Aufbau des Romans. Es gibt drei Teile: Der erste spielt auf dem Landsitz der Tallis und beinhaltet auch die Szene aus dem Klappentext zwischen Cecilia und Robbie. Im zweiten Teil begleiten wir dann Robbie im Zweiten Weltkrieg in Frankreich und der dritte Teil erzählt dann Brionys Zeit als Krankenpflegerin während des Zweiten Weltkriegs in London.
Gerade den ersten Teil empfand ich sehr intensiv geschrieben. Es findet sehr viel innerlich statt. Man verfolgt die Gedanken der verschiedenen Charaktere: Cecilias Zweifel über ihr weiteres Leben, Robbies Verliebtheit in Cecilia, Emilys Gedanken über ihre drei Kinder und vor allem erleben wir immer wieder Brionys Gedanken, die sehr phantastisch sind. Äußerlich findet nicht viel statt, nur wird so manches durch diejeweiligen Charaktere unterschiedlich interpretiert, so dass es zu vielen Verwicklungen und Konsequenzen kommt.
Den zweiten Teil mit den Kriegserlebnissen von Robbie fand ich verstörend. McEwan hat den Schrecken des Krieges sehr deutlich und prägnant dargestellt. Mir lief es oft kalt den Rücken herunter. Im Gegensatz zum ersten Teil sind die Gedankengänge hier weiter zurückgedrängt, das Kriegsgeschehen mit all seinen Ungeheuerlichkeiten steht klar im Vordergrund.
Auch der dritte Teil handelt wieder vom Zweiten Weltkrieg aber dieses Mal wird er aus der Sicht von Briony erzählt. Sie macht eine Ausbildung zur Krankenschwester und erlebt wie die heimgekehrten verwundeten Soldaten unter ihren Händen wegsterben. Wieder hat McEwan diese Szenen eindrücklich beschrieben, so dass ich oft schlucken musste.
Während des gesamten Buches habe ich mich gefragt, wie es mit Robbie und Cecilia weitergeht und das Ende fand ich irgendwie befriedigend dargestellt. Es hätte anders nicht sein können und McEwan hat einen würdigen Schluss gefunden.
Briony und ihre Eltern sind mir während der gesamten Lektüre immer wieder auf den Nerv gegangen. Sie sind sehr gut dargestellt und auch ihre Handlungsweise ist stringent, aber etwas gesunder Menschenverstand hätte ihnen auch gut gestanden. So ist es auch nachvollziehbar, dass mir Robbie und Cecilia wesentlich sympathischer waren. Gerade von letzterer hätte ich gerne noch etwas mehr gelesen, als nur das bisschen.
Insgesamt ein toller Roman, der zugegebenermaßen ab und zu ein paar Längen hat, aber diese fallen nicht weiter ins Gewicht.

Buchinfo:
Ian McEwan: Abbitte (Atonement)
Taschenbuch 530 Seiten
Diogenes 2004
ISBN-13: 978-3257233803
Preis: 12,90 €

Bewertung:

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Haruki Murakami – Naokos Lächeln


Klappentext:
Der Beatles-Ohrwurm “Norwegian Wood” ist für den siebenunddreißigjährigen Toru Watanabe ein melancholischer Song der Erinnerung: an den Aufruhr der Gefühle in einer schmerzvollen und schicksalhaften Jugend, die er zu bewahren und zu verstehen sucht.
“Naokos Lächeln” erzählt lebending und leidenschaftlich von einer Liebe mit Komplikationen in den unruhigen sechziger Jahren: Toru, der einsame, ernste Student der Theaterwissenschaft, begeistert von Literatur, Musik und langen einsamen Sonntagsspaziergängen durch die Straße Tokyos, erfährt früh, dass der Verlust geliebter Menschen zum Leben und zum Erwachsenwerden dazugehört: Sein Jugendfreund Kizuki begeht Selbstmord, die geheimnisvolle und anziehende Naoko verirrt sich mehr und mehr in ihrer eigenen unerreichbaren Welt. Toru muss sich zwischen ihr und der vor Lebenslust strotzenden Midori entscheiden.

Erste Meinung:
Mein zweiter Murakami nach der “Gefährlichen Geliebte” und mit Sicherheit auch nicht mein letzter. Murakamis gefühlvoller Schreibstil bringt einem die Liebesgeschichte von Naokos und Toru sehr nahe und zwar in all ihren Facetten. Die Ängstlichkeit Naokos wird schon im ersten Kapitel deutlich und auch Torus Wille immer für sie da zu sein. Bisher ein wunderschöner Roman. Sehr bildhaft und mit viel Gefühl.

Erster Satz: “Ich war siebenunddreißig Jahre alt und saß in einer Boeing 747.”

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Eileen Goudge – Labyrinth der Liebe


Klappentext:
Als ein Säugling mitten in der Nacht gekidnappt wird, verändert sich das Leben von drei Frauen für immer. 25 Jahre nach der Entführung ihres Kindes leidet Ellie, inzwischen eine namhafte Therapeutin, noch immer unter dem Verlust. Da sie keine eigenen Kinder mehr bekommen kann, versucht sie verzweifelt eines zu adoptieren. Kate kennt die grausame Wahrheit von Ellies Schicksal. Doch sie schweigt – aus Angst, ihr eigenes fragiles Familienglück zu gefährden. Als Skyler schwanger wird, fällt sie die schmerzliche Entscheidung das Kind zur Adoption freizugeben, da Tony ihre Liebe offensichtlich nicht erwidert. Tony wiederum kennt eine Therapeutin, die sich nichts sehnlicher wünscht als ein Kind – eine Sehnsucht, die schließlich zum explosiven Ausbruch führt.

Meinung:
Eileen Goudge gelingt es die Verzweiflung der drei Frauen in ihrer jeweiligen Lebenssituation einzufangen, Zum einen Ellie, die nach der Entführung ihrer kleinen Tochter, auf allen Wegen versucht ein Kind zu bekommen und daran bald ihre Ehe zerbrechen lässt. Dann ist da Kate, die sich mit der Situation konfrontiert sieht, dass Skyler, Ellies entführte Tochter ist und mit ihrem Mann nicht darüber reden kann, weil dieser alles abblockt. Und letztendlich Skyler, die ihr Baby zur Adoption freigeben will, da ihre Liebe zu Tony nicht erwiedert wird. Skylers Baby wird ausgerechnet von der Frau adoptiert – die ihre eigene Mutter ist – Ellie. Aber davon ahnt Skyler nichts, erst als sie ihr Baby wieder haben will und vor Gericht deswegen muss, erfährt sie die ganze Wahrheit.
Mir gefällt ganz gut die Verknüpfung zwischen den einzelnen Handlungssträngen und Personen. Es hat nicht nur jede Person ihren Platz in der Erzählung, sondern ist auch mit fast allem verknüpft. Ich denke dabei an Tony, der der Freund eines Aids-Patienten aus Ellies Therapiegruppe ist und zugleich der Vater von Skylers Baby ist.
Mit ihrem Schreibstil, dem Erzählen aus unterschiedlichen Perspektiven, ist es ihr gut gelungen, dass man sich nicht auf die Seite einer Akteurin oder Akteur schlagen kann. Mir ist es jedenfalls so gegangen.

Buchinfo:
Eileen Goudge – Labyrinth der Liebe
Taschenbuch 604 Seiten
Lübbe 2000
ISBN-13: 978-3404143535

Bewertung:

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Gwen Cooper – Homer und ich

Klappentext:
Liebe sehen wir nicht mit den Augen.
Das Letzte, was Gwen Cooper wollte, war noch eine Katze. Zwei hatte sie schon, außerdem einen schlecht bezahlten Job und ein frisch gebrochenes Herz. Doch in Homer, ein nur wenige Wochen altes, blindes Kätzchen, das niemand wollte, verliebt sie sich auf der Stelle Der winzige Teufelskerl mit dem riesigen Herzen wächst zum Lebenselixier für Gwen heran. Homer erweist sich mit seiner Treue und seiner Freude als ein regelrechter Lehrmeister für Leben und versöhnt Gwen schließlich sogar mit der Liebe…

Erste Meinung:
Angezogen hat mich schon das Cover mit der kleinen Katze auf der Hand und dann hat der Klappentext sein übriges dazu beigetan. Gwen Coopers Erzählstil ist sehr erfrischend, sie schreibt locker und flockig und man spürt die Liebe, die sie für den kleinen blinden Kater empfindet. Gut gemacht finde ich auch das es zu jedem Kapitel einen Auszug aus Homers Odyssee gibt. Nebenbei ist bereits das Vorwort sehr interessant, in dem die Tierärztin Patricia Khuly von ihrer ersten Begegnung mit Homer in ihrer Praxis berichtet. Wäre sie nicht gewesen, der arme Homer.

Erster Satz: “Als ich das Katerchen zum ersten Mal sah, war es ein winziges Etwas aus schwarzem Flaum in der ausgestreckten Hand einer jungen Frau.”

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