Vor zwei Tagen angekündigt und nun ist es soweit “Wörterkatze liest….” ist wieder da. Gestern habe ich auf Twitter bereits angekündigt, dass es ein älteres Buch werden wird und dies wird auch das Motto von Wörterkatze liest: älteren Büchern mehr Aufmerksamkeit zu widmen. Dabei müssen es nicht Klassiker sein, wie das nun erste Buch, sondern auch Bücher, die länger schon in meiner Privatbibliothek zu Hause sind und denen ich einen bestimmten Leserahmen geben will.
Immer wieder wird es auch vorkommen, dass ich spoilere und wer das Buch noch nicht gelesen hat oder der, das nicht möchte, sollte sich dann diese Beiträge nicht ansehen und lesen. Dies nur einmal vorweg und nun zum Buch:
“Der Graf von Monte Christo” von Alexandre Dumas wurde im Zeitraum von 1844 bis 1846 veröffentlicht. Meine Ausgabe ist nicht, die oben abgebildete, sondern eine Ausgabe aus den 70er Jahren mit sehr eng beschriebenen 608 Seiten. Die Kapitel sind immer sehr kurz gehalten selten mehr als acht Seiten.
Am gestrigen Abend bin ich bis auf Seite 104 gekommen und nun möchte ich euch von meinen Eindrücken und dem Inhalt etwas wieder geben. Also
SPOILERGEFAHR!!!
Im Hafen von Marseille legt 1815 der Dreimaster “Pharao” des Reeders und Händler Morrel an. Am Steuerrad steht der junge Edmond Dantes, der auf der Fahrt von Italien aus die Führung des Schiffes übernehmen musste, da der eigentliche Kapitän verstarb. Einen letzten Wunsch sollte Dantes ihm noch erfüllen und zwar auf der Insel Elba Halt machen und mit dem Oberhofmarschall und den Kaiser sprechen.
Wer sich etwas in französischer Geschichte auskennt, wird wissen, dass es sich dabei um Napoleon Bonaparte handelt, der auf die Insel Elba verbannt wurde. Zu diesem Zeitpunkt regiert Ludwig XVIII., der Enkel von Ludwig XV. in Paris und die Bonapartisten mussten im Untergrund leben.
Dantes, jung und naiv, erfüllte natürlich den Wunsch seines Kapitäns und berichtet nun wieder im heimischen Marseille davon seinen Reeder Morrel. Dabei hört ihm der Rechnungsprüfer Danglars zu. Beide kommen nicht gut miteinander aus und als Danglars noch erfährt, dass Morrel Dantes zum neuen Kapitän ernennen will, bekommt er die Krise. Denn er hätte den Posten viel lieber.
An Land besucht Dantes zunächst seinen Vater, dem es gesundheitlich nicht gut geht, da er noch Dantes Schulden beim Schneider Caderousse begleichen musste. Direkt nach der Zusammenkunft macht er sich auf zu seiner Geliebten Mercedes, die er unbedingt heiraten will. Mercedes, eine Katalonierin, ist Vollwaise und ihr einziger Unterstützer und zugleich ihr größter Bewunderer ist ihr Cousin Fernand. Jener ist genauso erpischt darauf Mercedes zu ehelichen wie Dantes. Aber Mercedes lehnt jeden Heiratsantrag von ihm strikt ab, und dabei ist es ihr egal, dass die Katalonier nur unter sich heiraten sollen, wie es die Tradition entspricht. Als Fernand die Zuneigung Mercedes zu Dantes erkennt ist er entzürnt und geht in die Taverne, wo er auf den Schneide und Danglars trifft. Zumindest Caderousse ist bereits im angetrunkenen Zustand und Danglars, der immer noch auf Dantes eifersüchtig ist, erkennt die Gunst der Stunde, wie er Dantes eins auswischen kann. Mit enervierender Stichelei schafft er es schließlich, dass Fernand, rasend vor Eifersucht auf Danglars Absicht einsteigt. Danglars verfasst einen verleumdenden Brief über Dantes, den er dann allerdings zerknüllt und weg wirft, weil man so etwas ja doch nicht mache.
Aber die zarte Pflanze der Zwietracht und des Hasses ist in Fernands Brust gesät.
Als Danglars und Caderousse die Taverne verlassen hebt er den Brief auf und bringt ihn zur Polizei.
Damit nimmt das Schicksal für Edmond Dantes seinen Lauf. Bereits auf dem Schiff war mir Danglars unsympathisch, denn er schwärzte ohne Grund Dantes beim Reeder an. Caderousse hingegen ist nur ein Mitläufer in meinen Augen und erkennt zunächst nicht die gesamte Tragweite, was noch auf Dantes zu kommen wird. Das Motiv für Fernand ist ja eindeutig und er schätzt, dass er wenn sein Nebenbuhler aus dem Weg ist, dessen Platz bei Mercedes einnehmen kann.
Der verleumderische Brief wird dem Stellvertreter des Staatsanwalts Villefort zugänglich gemacht und dieser, der gerade mit der Tochter eines hochrangigen Royalisten Verlobung feiert, sieht zum einen die Chance sich bei seinen Schwiegereltern berühmt zu machen und einen gefährlichen Bonapartisten und Verräter zu Strecke zu bringen. Lediglich seine junge Verlobte bittet ihn darum Milde walten zu lassen und zunächst ist er auch dazu bereit. Dante, der am gleichen Tag nicht nur die Verlobung, sondern auch seine Hochzeit mit Mercedes feiern will, wird auf den Feierlichkeiten zur Verlobung verhaftet. Caderousse, dem Böse schwant und ahnt wie die Sache entstanden ist, schweigt.
Das ist der eine Punkt, dem ich ihn eindeutig zu Last lege. Denn er weiß genau, wie es sich zugetragen hat und kennt ja auch den Urheber des Ganzen, aber er hält den Mund und ist feige.
Bei Villefort sieht es erst so aus, als ob Dantes sich aus der Sache unbeschadet heraus kommt, denn für Villefort hört es sich auch wie ein Streich an. Aber als er dann den Brief in den Händen hält, den Dantes im Auftrag des Oberhofmarschalls nach Paris kommen soll, erschrickt er. Das Blatt wendet sich für Dantes und Villefort schickt ihn ins Gefängnis. Zunächst mit dem Kommentar, dass er Nachforschungen anstelle müsse und wenn alles so wäre, wie Dantes es gesagt hätte käme er wieder frei.
Aber dem war nicht so, denn der Brief könnte die Karriere des ehrgeizigen Villefort gefährden, denn der Brief geht an seinen Vater einen glühenden und enthusiastischen Anhänger von Napoleon.
Villefort zerreißt den Brief und macht sich auf nach Paris zum König. Dort wird er zunächst geehrt wegen seiner Heldentat und erfährt dann, dass Napoleon bereits in Frankreich ist.
Dies ist sowohl für Villefort als auch König Ludwig XVIII ein Schock. Vor allen Dingen geschieht dann auch noch das, was sie nie für möglich gehalten haben, dass das französische Volk Napoleon mit offenen Armen empfängt. Der König wird abgesetzt und Napoleon regiert für 100 Tage Frankreich, bis zur Schlacht von Waterloo und seinem Rücktritt. Dann wurde er auf die Insel St. Helena im Südatlantik verbannt.
Unterdessen wird Dantes auf Beschluss von Villefort auf die Gefängnisinsel Kastell If gebracht. Zunächst hat er noch Hoffnung und versucht mit allen Mitteln den Gouverneur und seinen Wächter zu überzeugen, dass er unschuldig ist. Aber stattdessen wird er weil er wütend reagiert ins Verlies tiefer ins Kastell gesperrt. Wo man ihn nicht so gut hört. Aber er ist nicht der einzige, der dann unten einsitzt. Da ist noch Abbe Faria, der Sekretär des Urenkels des Kardinals Spada.
Hier erdichtet Dumas dann ein paar Sachen hinzu, denn nach etwas Recherche stellte ich fest, dass es keinen Cäsar Spada gab und hier es im Sinne für die Handlung fiktiv wird. Denn mit Abbe Faria tritt eine interessante Person in Erscheinung, die ich im Laufe der Kerkerzeit sehr faszinierend fand. Hochintelligent und gar nicht verrückt, wie der Gouverneur als auch die Wächter den Inspektor glauben machen wollten.
Zunächst treffen Dantes und Faria noch nicht aufeinander. Jahre vergehen und schließlich taucht mal wieder ein Inspektor des Königs auf und Dantes erkennt in ihm, eine helfende Hand und hofft auf eine baldige Freilassung. Da hat er allerdings nicht mit Villefortes Intrige gerechnet und Dantes bleibt weiter gefangen. Enttäuscht und geschockt davon, beschließt er zu sterben. Und da taucht dann Faria auf, wie ein rettender Engel.
Im Laufe der Jahre hat er einen Tunnel gegraben und da seine Berechnungen nicht stimmten, landete er anstatt in der Freiheit in Dantes Verlies. Allerdings machen sich die beiden Mut und freunden sich an. Dantes lernt von ihm Sprachen und wie man Werkzeuge herstellt. Durch Farias Hilfe erkennt er, wer ihn denunziert hat und schwört bitterlich Rache. Der Abbe, ein Mann des Glaubens, versucht ihm davon abzubringen, denn Rache sei nicht Gottes Wille.
Abbe Faria ist für mich, wie ein Großvater, er hat viel Witz und Wissen. Das erkennt auch Dantes und findet in Faria einen Vater und Faria in Dantes einen Sohn.
Beide sind im Laufe der Kerkerszenen zu meinen Lieblingen geworden und von Faria hätte ich noch viel mehr lesen wollen, aber leider war mir das Glück nicht beschieden, denn Dumas hatte andere Ideen.
Gemeinsam kommen sie zu dem Schluss zusammen einen Ausbruchsversuch zu starten. Als sie dann endlich so weit sind, bekommt der Abbe einen Schlaganfall und die gemeinsame Flucht ist beendet. Allerdings erzählt er ihm nun als er wieder zu Kräften gekommen ist, von dem Schatz auf der Insel Monte Christo und das Dantes diesen Schatz bergen soll, sobald er wieder in Freiheit ist. Bald darauf erleidet Faria einen dritten Anfall und verstirbt.
Nun ist Dantes Chance gekommen zu fliehen. Denn der Abbe muss aus der Zelle gebracht werden und nach dem die Wächter ihn verpackt haben, lassen sie den Abbe noch liegen. Dantes schafft es im Leichensack ohne den Abbe aus den Kerker zu entkommen.
Dieses Stück fand ich sehr abenteuerlich. Denn der Leichensack ist befestigt an einer Stahlkugel und Dantes wird im Meer versenkt. Trotz dieses Umstandes gelingt es ihm sich zu befreien. Sehr abenteuerlich und in meinen Augen etwas an den Haaren herbeigezogen. Denn auf einmal denkt Dantes klar und hat sogar ein Messer dabei und schafft trotz Panik so überlegt zu handeln. Hut ab, Monsieur Dumas, für diese Räuberpistole.
Bis an diesen Punkt habe ich nun gelesen und ich muss sagen, dass mir die Handlung und auch der Schreibstil ist einfach gehalten. Für einen Klassiker sehr leicht zu lesen und auch zu verstehen. Allerdings musste ich auch so manches recherchieren, aber gerade dies hat mir Spaß gemacht.
Nun ist der erste Beitrag zu Wörterkatze liest… doch ausführlicher geworden als geplant und ich bin auf eure Meinungen gespannt.
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Liebe Kerstin, da hast du ja ganz meinen Geschmack getroffen! Von Alexandre Dumas will ich schon seit Jahren etwas lesen, aber es gibt so viele Übersetzungen und ich habe noch nicht herausgefunden, welche die beste ist. Hinzu kommt, dass viele Ausgaben ja gekürzt sind und ich zum Teil schon auf Ausgaben stieß, die als vollständig betitelt wurden, aber bei einem Blick auf die Seitenzahl war klar, dass da sehr gekürzt wurde. Kurz: Ich suche noch nach der idealen Ausgabe. Aber da ich schon bei Victor Hugos Büchern und “Moby Dick” Wochen mit Recherche verbracht habe, wollte ich mir das vorerst bei Dumas ersparen. Dank dir kann ich zumindest quasi-mitlesen ;) Und Spoiler sind hier nicht schlimm, da ich durch Verfilmungen und Musical die Handlung bereits kenne.
Eine wirklich tolle Wahl also! Ich freu mich auf deine weiteren Eindrücke!
Hallo Kathrin,
dann bin ich aber froh. Das Buch hat ein Büchertreffler als Leseaufgabe für dieses Jahr für mich ausgesucht und nach den ersten Seiten war mir klar. Dass dieses Buch einfach zu Wörterkatze liest passt. Da du die Handlung bereits durch Verfilmungen und Musical (es gibt tatsächlich ein Monte Christo Musical?) kennst, ist die Spoilergefahr ja nicht zu groß mehr.
Meine Ausgabe umfasst zwar nur 606 Seiten, aber die sind dermaßen eng geschrieben, dass es gut in normaler Schriftgröße 1200 Seiten sein könnten.
Liebe Grüße
Kerstin
Ja, es gibt tatsächlich ein Musical dazu. Es stammt von Frank Wildhorn und hatte seine Uraufführung 2009 in St. Gallen. Die deutsche Erstaufführung war daher auch erst 2012 in Leipzig (ich durfte damals als Redakteurin hin und rezensieren). Einen kleinen Einblick in die Produktion gibt es hier: https://www.youtube.com/watch?v=FESr6QwYJ64&x-yt-ts=1421914688&x-yt-cl=84503534#t=45
Von der St. Gallener Inszenierung gibt es auch eine CD (da war übrigens Thomas Borchert dabei, der wirklich einer der besten Musicaldarsteller aus Deutschland ist und auch schon mehrfach den Jean Valjean in “Les Misérables” spielte): http://www.amazon.de/gp/product/B002TLV95S/ref=as_li_tl?ie=UTF8&camp=1638&creative=19454&creativeASIN=B002TLV95S&linkCode=as2&tag=phantasienrei-21&linkId=DCRSWDD3KGORJAO7
Wie liest es sich denn bei so kleiner Schrift? Ich verliere bei solchen Drucken leider oft die Konzentration und Motivation, weil ich das Gefühl bekomme, keine Fortschritte beim Lesen zu machen, da man ja länger für eine Seite braucht.
Hallo Kathrin,
die Musical-CD muss ich mir mal anschauen. Denn ich liebe Musicals!
Wenn Dumas nicht so locker und leicht schreiben würde, wäre es mit Sicherheit anstrengender. Aber so geht es noch. Dafür ist das Buch dann auch nicht so schwer! ;-) Allerdings muss ich genügend Licht haben und nicht zu müde sein für das Buch.
Liebe Grüße
Kerstin
Das mit dem Licht und der Müdigkeit glaube ich dir gern – bei so kleiner Schrift werden ja auch die Augen sehr beansprucht. Ich habe hier die gesammelten Werke von Shakespeare in einem Buch mit Minischrift und für mich war das Lesen darin immer eine Qual.
Wer war bei deiner Ausgabe denn der Übersetzer? Der muss ja auch gute Arbeit geleistet haben. Als ich z.B. wegen Übersetzungen von “Les Miserables” das Netz durchforstet habe,ist mir aufgefallen, wie viel eine gute Übersetzung ausmacht: manche lesen sich extrem gestelzt und man stolpert über jedes Wort,andere sind fast schon melodisch, andere gezwungen modern. Daher nehm ich für Dumas’ Bücher jede Empfehlung dankbar an :)
Hallo Kathrin,
den Übersetzer vom Buch kann ich dir noch nicht mal sagen. Im Buch steht nichts drinnen und meine geliebte Tante hat den Buchumschlag scheinbar mal entsorgt. Jedenfalls habe ich das Buch nur so übernommen. Daher kann ich dir nichts weiteres sagen und meine Tante kann ich auch nicht mehr fragen!
Liebe Grüße
Kerstin
Oh, das ist ja eher ungewöhnlich, dass der Übersetzer nicht innen vermerkt ist. Aber vielleicht hat man da früher weniger Wert drauf gelegt – ich hab hier auch noch ein Buch aus dem Regal meiner Eltern, bei dem z.B. der Illustrator nur auf dem Schutzumschlag genannt ist.
Das ist natürlich schade. Dann wird die Suche nach der idealen Übersetzung wohl doch länger dauern – aber das schont nur den SUB.
Aber ich danke dir trotzdem, liebe Kerstin, und genieße einfach weiter deine Leseeindrücke zum Grafen von Monte Christo. :)
Ich wünsche dir nun noch einen schönen Abend! Ich vertiefe mich jetzt erst einmal wieder in “Die Erfindung der Flügel”.
Liebe Grüße
Kathrin
Hallo Kathrin,
ist wirklich ärgerlich und auch eine Online-Recherche hat nichts gebracht.
“Die Erfindung der Flügel” steht noch auf meiner Wunschliste, da bin ich sehr auf deine Meinung gespannt.
Liebe Grüße und einen schönen Abend
Kerstin
Übrigens finde ich es interessant, dass wir (bisher) ähnliche Ansichten haben: In den Adaptionen mochte ich die Szenen mit Abbe Faria ebenfalls am meisten und wie du dachte ich bei der Fluchtszene, dass da mehr Glück als Verstand die Rettung war. :D
Abbe Faria habe ich ebenso ins Herz geschlossen wie Morrel oder Dantes selber. Allerdings ist mir schon öfters aufgefallen, dass wir bei manchen Büchern, die selbe oder ähnliche Ansichten hatten. Über morgen gibt es dann den zweiten Teil.