Wochenrückblick 10/2015

wochenrückblick_by_woerterkatze

Der zehnte Wochenrückblick für 2015.

|Gesehen|Familie, Kollegen, Nachbarn, Freunde, Buchhändlerin, alte Lehrerin
|Gelesen|Christine Brügge – Und dann kam Luna
|Gehört|Faun – Von den Elben
|Getan|Frühjahrsputz Teil 1, gelesen, gebloggt, Auto in die Waschanlage gefahren, eingekauft
|Gekocht| Falafel mit Tomatencouscous und Salat
|Gekauft|Lebensmittel, Bücher, DVD
|Gewünscht|Sonne
|Geplant|Sport machen
|Gesagt| Endlich wird es besser.
|Gedacht|Das Wetter ist so unbeständig.
|Gefreut|über liebe Menschen
|Geärgert|über rüde Mitmenschen
|Geklickt| buechertreff.de

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[Lesenacht] Büchertreff März 2015

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Jeden ersten Samstag Abend im Monat ist es soweit – die Büchertreff-Lesenacht. Immer um 20 Uhr treffen sich lesebegeisterte Büchertreffler im Forum und lesen gemeinsam ihre Bücher und tauschen sich untereinander aus.
Für mich ist dies mittlerweile schon eine lieb gewonnene Institution, die ich mir nicht entgehen lasse, so auch diesen Abend. Die gesamte Woche habe ich schon überlegt, welches Buch ich lesen soll. Soll ich ein begonnenes weiter lesen oder doch ein neues speziell für die Lesenacht beginne. Schließlich habe ich mich heute entschieden und werde ein neues beginnen, wie es für mich zur Gewohnheit geworden ist. Lesen werde ich dieses hier:
derzugderwaisen

Klappentext von der Verlagsseite:

New York, 1929: Mit neun Jahren verliert Vivian Daly, Tochter irischer Einwanderer, bei einem Wohnungsbrand ihre gesamte Familie. Gemeinsam mit anderen Waisen wird sie kurzerhand in einen Zug verfrachtet und in den Mittleren Westen geschickt, wo die Kinder auf dem Land ein neues Zuhause finden sollen. Doch es ist eine Reise ins Ungewisse, denn nur die wenigsten von ihnen erwartet ein liebevolles Heim. Und auch Vivian stehen schwere Bewährungsproben bevor … Erst viele Jahrzehnte später eröffnet sich für die inzwischen Einundneunzigjährige in der Begegnung mit der rebellischen Molly die Möglichkeit, das Schweigen über ihr Schicksal zu brechen.

Heute Abend werde ich dann auch immer etwas zum Buch hier schreiben und euch meine Eindrücke vermitteln. Auch darüber, ob ich wieder Bücher für meine Wunschliste gefunden habe, denn dies war bisher bei fast jeder Lesenacht der Fall. Wir lesen uns also heute Abend wieder! Bis dann!

 20.28

Den Prolog und die ersten Seiten habe ich bereits gelesen und habe so schon etwas über die beiden Protagonisten Vivian und Molly kennen gelernt. Vivian ist 91 Jahre alt und erzählt im Prolog, dass sie seit ihrem 9. Lebensjahr die Geister ihrer Familie begleiten und das ihr Tod

das Himmelreich ist: ein Platz in der Erinnerung anderer Menschen, in der nur unsere guten Eigenschaften weiterleben, unser besseres Ich.

Der Satz hat mir sehr gut gefallen und es gibt ja auch den Spruch “Der Mensch ist erst wirklich tot, wenn niemand mehr an ihn denkt.”

Im ersten Kapitel geht es dann um Molly. Sie lebt in einer Pflegefamilie und ist ein Goth. Ihre Pflegemutter kommt nicht so gut mit ihr zurecht, weshalb weiß ich noch nicht. Aber das werde ich noch herausfinden.

21.31

Wow, was für ein Buch. Es hat mich wirklich gepackt. Die ersten 20 Seiten sind gelesen und ich bin wirklich ein Schneckchenleser. Molly wurde immer hin und hergeschoben, von einer Pflegefamilie zur anderen und nun hat sie noch eine Dummheit begannen. Dafür muss sie nun Sozialstunden ableisten und nun weiß ich auch, wie sie mit Vivian in Kontakt kommt. Eine tolle Einleitung.

Die Sprache ist richtig angenehm. Frau Baker Kline schreibt wunderschön und ich konnte die Emotionen, die Molly empfand nachempfinden. Das Mädchen tut mir einfach nur Leid, versteckt sich hinter der Ghostfigur, die sie geschaffen hat, weil sie nicht mehr verletzt werden will. Wenn man weiß, was sie alles schon erlebt hat, kann man es nachempfinden.
Mit Dina, ihrer Pflegemutter, habe ich so meine Schwierigkeiten, da sie sehr voreingenommen ist. Aber mal sehen, vielleicht wird es noch besser. Gut gefallen hat mir Jack, ein Klassenkamerad von Molly, der ihr versucht aus dieser ausweglosen Situation heraus zu helfen.
Ich mag dieses Buch.

22.02 Uhr

Noch einmal ein kurzer Zwischenstand, ehe es mit dem nächsten Kapitel in die Vergangenheit geht.
Vivian ist wirklich klasse. Sie verurteilt Molly nicht wegen ihres schrägen Aussehen, sondern fragt interessiert nach und verhält sich wie eine nette Oma. Keine Ahnung, ob Molly etwas anderes befürchtet hat, bei ihrer Vergangenheit. Aber Vivian und Molly haben auch eine Gemeinsamkeit, sie sind beide Waisen.

Vivian ist wirklich ein positiver Charakter in Mollys Leben, wenn ich da an Dina denke. Die hat sich in diesem Kapitel wieder negativ zu Molly geäußert. Seufz, der Grund kann nicht nur in Mollys Fehler liegen, die Frau muss noch andere Probleme haben.

23.08 Uhr

Bisher ist das Buch nicht schwer verdaulich, allerdings traurig. Ich leide mit den beiden und habe immer noch die Hoffnung, dass es für Molly besser wird.
Gerade als Vivians Eltern starben bei einem Brand war es schon traurig, aber Christina Baker Kline beschreibt es nicht detailreich. Das ist das gute daran. Man merkt halt, dass Vivian ebenso wenig geliebt wird wie Molly. Zwei gleiche Schicksale – nur zu unterschiedlichen Zeiten. Einmal 1929 bei Vivian und dann 2011 bei Molly.
Vivian ist nun im Waisenzug und bekommt von den Betreuern schon den Hinweis, ja ihr rotes Haar ordentlich zu binden und nicht zu hübsch zu sein, sonst würde sie nicht genommen.
Arme Vivian. Mal sehen, wie es weiter geht und wo sie hinkommt. Wenn ich mich an den Klappentext halte, wird es wohl keine so gute Familie werden. Mal sehen, was kommt.

00.24 Uhr

Die Fahrt im Waisenzug ist lang und ich habe immer mehr das Gefühl, dass die Betreuer den Waisen etwas verschweigen. Ein paar Jungen meinen, dass es nicht so wäre wie die Betreuer meinen, sondern sie nur billige Handlanger für die Bauernfamilien sein werden. Daraufhin gibt es einen Tumult und der widerborstige Junge wird neben Vivian gesetzt. Sie unterhalten sich und auch Vivian weiß, dass ihre Situation als neunjährige nicht so gut ist, wie für die Säuglinge und großen Jungs.

Es ist schon etwas bedrückend. Vor allem spielt die Geschichte mit dem Waisenzug 1929 in den USA. Im Oktober des gleichen Jahres brach die New Yorker Börse zusammen und die Große Depression begann und damit die Weltwirtschaftskrise. Ich gehe mal davon aus, dass die auch vor dem ländlichen Teil der USA nicht halt gemacht hat. Auch wenn es in den Städten schlimmer gewesen sein wird, da die ländlichen Regionen noch Ackerbau und Viehzucht hatten.

Genaueres werde ich mit Sicherheit noch erfahren.

01.11 Uhr

Oh, die Frau von der kirchlichen Mission, die die Waisenkinder zu Familien bringt. Macht mich wahnsinnig. Nun hat Vivian endlich ein Paar gefunden, dass sie aufnimmt und dann redet die Frau so einen Stuss zusammen. Vivian, sei ziemlich reif für ihr Alter sei und wenn sie gut und streng erziehen würden, würde sie eine gute Frau werden. Hallo, geht es noch. Das Mädchen ist gerade mal neun. Nur, weil sie eine Waise ist, ist sie lang noch nicht herunter gekommen. Die Frau macht mich wütender als Dina.
Dina ist genauso wie die Dame von der Mission, auch ultrakonservativ und nur ihre Meinung gilt. Was Molly interessiert oder wichtig ist, ist ihr egal, sie ist der Boss und Molly soll einfach nur dankbar sein.
Ich rege mich immer auf, wenn es um ultrakonservative Menschen geht. Mit ihrer Einstellung komme ich einfach nicht klar, vor allen Dingen dann nicht, wenn sie andere Meinungen nicht gelten lassen und ihre als Gesetz ansehen.

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Top-5 – die zweihundertachtundfünfzigste

Es ist wieder Zeit für meine Top-5 der Woche, dieses Mal zum 258. Mal. Beim gestrigen Freitagsfüller wurde gefragt, welche Musik immer geht und bei mir ist dies eindeutig Queen. Daher gibt es heute “Too much love will kill you” mit der unvergesslichen Stimme von Freddie Mercury. Middle of the road habe ich in dieser Woche seit langem mal wieder gehört und ihr “Soley, Soley” mag ich sehr gerne. Zu meinen absoluten Lieblingen gehören auch die Rolling Stones und ihr “Paint it black” lief in dieser Woche öfter. In der Woche habe ich auch mal meine CDs durchforstet und habe dabei die Maxi-Single “Only Time” von Enya gefunden und eine ziemlich lange Zeit lag sie in meinem Player. Faun war ja beim Vorentscheid des ESC für Wien dabei und tja leider nicht gewonnen, aber ihr Lied “Von den Elben” gefällt mir sehr.
Das waren meine Top-5 Lieder des der Woche,  ich wünsche Euch viel Spaß mit den Liedern und frage euch:

Was sind eure Lieder der Woche?

Queen – Too much love will kill you[youtube=https://www.youtube.com/watch?v=fKFEjZ98Q4s”]
Middle of the road – Soley Soley[youtube=”https://www.youtube.com/watch?v=bTS1CuhtT8s”]
Rolling Stones – Paint it black[youtube=”https://www.youtube.com/watch?v=9snY79WeunQ”]
Enya – Only time[youtube=”https://www.youtube.com/watch?v=7wfYIMyS_dI”]
Faun – Von den Elben [youtube=”https://www.youtube.com/watch?v=71-4VFLyZoA”]

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[Buchbesprechung] Antonio Skármeta – Mit brennender Geduld

mitbrennendergeduldKlappentext von der Verlagsseite:

Antonio Skármetas poetischer Roman, der mit großem Erfolg zum zweiten Mal verfilmt wurde, ist eine zärtliche Hommage an Pablo Neruda. Er erzählt die Geschichte der Freundschaft zwischen dem berühmten chilenischen Dichter und seinem Briefträger Mario: Mithilfe eines Gedichts, das der junge Mann seinem väterlichen Freund abringt, gewinnt er das Herz seiner Angebeteten.

Autoreninfo von der Verlagsseite:

Antonio Skármeta, geboren 1940 in Chile, ist einer der bekanntesten Autoren Südamerikas. 1973 verließ er seine Heimat und lebte viele Jahre im Exil in Berlin. Dorthin kehrte er 2000 als Botschafter seines Landes für drei Jahre zurück. Sein literarischer Welterfolg »Mit brennender Geduld« wurde ebenso als Film (»Il Postino«) zur Legende. Der dafür oscarpreisgekrönte Produzent widmet sich auch der Verfilmung seines auf deutsch erschienenen Romans »Der Dieb und die Tänzerin«, für den Skármeta den hochdotierten spanischen Literaturpreis Premio Planeta erhielt. Der Autor lebt heute in Santiago de Chile. Zuletzt erschien von ihm auf deutsch »Mein Freund Neruda«.

Erster Satz:

Vor vielen Jahren arbeitete ich als Kulturredakteuer eines drittklassigen Blattes.

Aufbau:

160 Seiten umfasst “Mit brennender Geduld” von Antonio Skármeta und ist in einem Prolog, einem Hauptteil ohne Kapitelüberschriften und einem Epilog eingeteilt. Die Erzählperspektive ist der allwissende Erzähler.

Meinung:

Dieses kleine feine Buch erzählt die Begegnung zwischen dem siebzehnjährigen Mario Jimenez und dem chilenischen Dichter Pablo Neruada im kleinen Fischerdorf Isla Negra an der Küste Chiles. Mario, der nicht als Fischer arbeiten will, wird Briefträger und sein einziger Kunde ist Pablo Neruda. In einem Strandcafé verliebt sich Mario in Beatriz Gonzales und bedient sich dabei an den Metaphern von Neruda. Der Mutter von Beatriz Gonzales passt dies gar nicht und um die Ehre ihrer Tochter zu retten, sperrt sie sie ein. Aber Liebe kennt keine Grenzen und so bittet Mario den großen Poeten Pablo Neruda um Hilfe. Daraus entwickelt sich eine jahrelange Freundschaft, die auch noch dann anhält, als Neruda den Literaturnobelpreis erhält, Allende unterstützt und als Botschafter für Chile in Paris weilt. Mario bleibt an seiner Seite und unterstützt und verehrt ihn weiter, denn mit seiner Hilfe hat er Beatriz heiraten und eine Familie gründen können.

Skármeta beschreibt diese Freundschaft zwischen diesen beiden ungleichen Menschen, auf der einen Seite der zurückgezogene Dichter Pablo Neruda und auf der anderen Seite Mario Jimenez, der zunächst nicht weiß, was er machen will, sehr gefühlvoll und sensibel. An der Seite von Pablo Neruda wird aus den ungebildeten Mario, ein Mann der seine Interessen vertritt und auch politisch Gesicht zeigt. Dieser Wandel verknüpft Skármeta gekonnt mit den vier Jahren der Allende-Regierung in Chile und dem 1973 stattgefundenen Putsch und der anschließenden Pinochet-Diktatur. Dabei gelingt es ihm sowohl die Eigenarten der Bewohner von Isla Negra, die Umwälzungen der Allende-Regierung als auch den Putsch gekonnt in Szene zu setzen, all dies erlebte ich mit Mario und gelegentlich hoffte, ich einfach nur, dass ihm nichts passiert. Denn er stand immer zu seiner Meinung und Neruda, und ließ sich auch durch nichts dadurch abbringen.

Pablo Neruda verlor seinen Posten als Botschafter in Paris und wurde dann in Isla Negra zunächst unter Hausarrest gestellt, ehe er seinem Krebsleiden unterlag.

Mit seiner Sprache, die mal sanft, mal leicht, mal ernsthaft, mal humorvoll hat mir Antonio Skármeta, der selber zur Zeit der Pinochet-Diktatur nach Deutschland ins Exil gehen musst, hat er mich in den Bann gezogen und ich habe auch die vielen Metaphern von Neruda sehr genossen. Der historische Hintergrund war mir schon durch die Biographie der Allendes von Günther Wessel “Die Allendes. Mit brennender Geduld für eine bessere Welt” vertraut und er hat diesen schleichenden Wandel und Putsch sehr gut rüber gebracht.

Fazit

“Mit brennender Geduld” von Antonio Skármeta ist ein Stück Poesie, ein Buch voller Liebe im Zeiten des Umbruchs und eine Hommage an Pablo Neruda.

Buchinfo:
Antonio Skármeta – Mit brennender Geduld (Ardiente paciencia)
Taschenbuch 160 Seiten
Piper 2012 16. Aufl.
ISBN: 978-3-492-22678-3
Preis: 8,99 €

Bewertung:

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