[Buchbesprechung] Susanne Popp – Die Teehändlerin

Moin Moin,

ein Buch über Tee, das muss ich einfach lesen. Dank Vorablesen und dem S. Fischer Verlag wurde mir das Taschenbuch von “Die Teehändlerin” geschrieben von Susanne Popp zur Verfügung zur Besprechung zu Verfügung gestellt. Wie mir der historische Roman über den Teehandel Ronnefeldt gefallen hat, erfahrt ihr, wenn ihr weiterliest.


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Klappentext von der Verlagsseite:

Die große Welt des Tees, das bewegende Schicksal einer starken Frau und der Aufstieg einer berühmten Kaufmannsfamilie: Teil 1 der Ronnefeldt-Saga

Frankfurt 1838: Als Kaufmannstochter und Ehefrau des Teehändlers Tobias Ronnefeldt genießt Friederike es sehr, ab und an hinter der Theke ihres Geschäfts zu stehen – sie liebt den blumigen, leicht erdigen Duft der dunklen Teeblätter. Doch tiefere Einblicke in den Handel bleiben ihr verwehrt. Das ändert sich, als Tobias 1838 zu einer monatelangen Reise nach China, dem Land des Tees, aufbricht. Ausgerechnet jetzt, wo sie schwanger ist. Bald merkt sie, dass sie dem neuen Prokuristen, den Tobias eingestellt hat, nicht trauen kann. Das ganze Unternehmen ist in Gefahr. So bleibt Friederike nichts anderes übrig, als die Geschicke des Hauses selbst in die Hand zu nehmen. Um diese Herausforderung zu bestehen, muss sie neue Kräfte entwickeln – und den Mut, sich zu behaupten.

»Eine sinnliche Zeitreise ins 19. Jahrhundert. Toll recherchiert und liebevoll erzählt. Zum Eintauchen und Wegschmökern.« Miriam Georg

Die Ronnefeldt-Saga von Susanne Popp

Band 1: »Die Teehändlerin«

Band 2: »Der Weg der Teehändlerin« (Erscheinungstermin 30.03.2022)

Autoreninfo von der Verlagsseite:

Susanne Popp, geboren 1967, ist die Tochter von Jugendherbergseltern – Hagebuttentee, serviert in großen Metallkannen, gehört daher zu ihren Kindheitserinnerungen. Heute bevorzugt sie jedoch eine Tasse Darjeeling oder Oolong, und sie liebt es, in die Teeregionen der Welt zu reisen. Mit der Schriftstellerei begann sie als Verfasserin von Privatbiographien. Die Geschichte der Familie Ronnefeldt zu erzählen, war ihr daher ein ganz persönliches Anliegen, denn in diesem Traditionsunternehmen verbindet sich die Sehnsucht nach fernen Ländern mit dem Schicksal einer Familie im Deutschland des 19. Jahrhunderts. Die Autorin lebt heute mit ihrem Mann und ihrer Tochter am Zürichsee in der Schweiz.

Erster Satz:

Friederike stand vor ihrem Laden in der Neuen Kräme und betrachtete die Schaufensterauslage.

Meinung:

“Die Teehändlerin” von Susanne Popp erzählt einen Teil der Firmengeschichte der Teemarke Ronnefeldt. Sie existiert noch heute und macht auch  sehr guten Tee. Als passionierte Tee-Trinkerin war es für mich ein schönes Lesevergnügen in die Welt der Ronnefeldts einzutauchen.

Susanne Popp erzählt im auktorialen Stil zwei Jahre aus dem Leben der Friederike Ronnefeldt, die zusammen mit ihrem Mann Tobias Ronnefeldt den Kolonialwarenhandel mit Tee und Stoffen aus China betreibt. Für die Biedermeier-Zeit in den Jahren 1838 bis 1840 sehr ungewöhnlich, sollten sich doch die Frauen aus dem Geschäft heraushalten und eher sich um die Kinder, Haushalt und um die schönen Künste kümmern. So wurde Friederike auch erzogen, dennoch hat die kluge und willensstarke Frau, als die ich sie in diesem historischen Roman kennengelernt habe, ihre eigenen Ideen wie das Teegeschäft geführt werden soll. Dieses Engagement passt weder ihren Mann Tobias, als er 1840 von seiner langen China-Reise wieder kommt noch in der Zwischenzeit seinem Prokuristen Mertens, der ein wahres Schlitzohr und Gauner ist. Aber Friederike setzt sich durch.

Friederike war mir über den gesamten Roman sehr sympathisch, eine patente, aufgeweckte und engagierte Frau, die sich im Getümmel der hektischen Zeit in Frankfurt mit dem Wunsch der Bürger nach mehr Demokratie zurechtfinden muss und auch ihren Kolonialwarenhandel  vor den Machenschaften von Mertens schützen muss.
Ein Problem hatte ich mit ihrem Mann Tobias. Sicher war die Zeit damals so, dass der Mann im Geschäft und auch sonst zu bestimmen hatte. Aber das er einfach so, als Friederike mit dem vierten Kind schwanger war, die lange Schiffsreise nach China auf sich nahm und das Geschäft Mertens überließ, konnte ich nicht verstehen. Die China-Reise fand in der Realität nicht statt und ich fand den Kniff von Susanne Popp für den Spannungsbogen der Geschichte sehr gelungen.
Denn so kam Julius Mertens ins Spiel. Ein alter Freund von Tobias und der ehemalige Hauslehrer von Friederike, der ein richtiger Ganove ist. Aber davon weiß Tobias natürlich nichts und vertraut ihm sein Geschäft an. Wahrlich keine gute Entscheidung und Friederike muss ganz schön kämpfen, den Kolonialwarenhandel zu retten.
Alle Figuren sind schön differenziert ausgestaltet, alle mit Ecken und Kanten und auch die Nebenfiguren, teils haben sie wirklich gelebt, sind liebevoll gestaltet.

Sprachlich zog mich der Roman schon mit den ersten Zeilen in seinen Bann.  Sie ist nicht nur bildreich, sodass ich immer das Gefühl hatte das Leben in Frankfurt am Main zu der Biedermeier-Zeit mitzuerleben, sondern einfach leicht zu lesen. Dabei ist der Roman in keiner Weise seicht und einfach geschrieben, es gibt auch einiges an Schachtelsätze, welche aber dem Lesevergnügen keinen Abbruch tun. Gerade der auktoriale Erzählstil bewirkt, dass man sowohl von Tobias Reise nach China, als auch von Julius Mertens Schandtaten sowie von Friederike und ihrem Leben ohne ihren Mann mitbekommt. Diese Sprache ist wirklich bildhaft und man bekommt dadurch auch einen guten Einblick in das Leben der Frauen um 1840.
Susanne Popp erzählt nicht nur eine Familiengeschichte um eine Tee-Dynastie, sondern sie flechtet auch gekonnt die damaligen politischen und historischen Geschehnisse der Biedermeier-Zeit historisch genau ein. Ein Beispiel dafür ist das Sängerfest, dass wirklich stattfand und die Diskussionen der Bürgerschaft für mehr Mitsprache und deren Angst vor Armut durch die Industrialisierung. Auch die unterschiedlichen Religionen, die miteinander ihre Schwierigkeiten haben, das Bürgerrecht und die Kultur mit ihrer Musik, Lyrik und Kunst wird angesprochen.

Aber nicht nur das historische wird thematisiert, was wäre ein historischer Roman mit dem Titel “Die Teehändlerin”, wenn nicht auch über Tee gesprochen wird. Sehr gekonnt verwebt erfuhr ich einiges über den Teeanbau in China, die Teezeremonie und die verschiedenen Teesorten, ebenso über die langen Wege bis der Tee von China nach Europa kam.

Neben der gelungenen Sprache und der spannenden, teilweise auch ereignislosen Handlung, die ab und an dahin plätschert, birgt gerade die Aufmachung des Buches ein genauerer Blick. Aber dazu nach meiner kurzen Einlassung:  Manchmal hat man einfach das Gefühl es gelingt Friederike zu leicht wieder Ordnung im Kolonialwarenhandel zu schaffen, gerade wo es damals unüblich war, das Frauen, die Verhandlungen im Geschäft führten, aber ich fasse diesen sehr leichten Kritikpunkt unter schriftstellerischer Freiheit und es ist für mich kein großes Manko. Denn der historische Roman hat mich gut unterhalten.

Das Cover mit der jungen nachdenklichen Frau am Fenster, die auf die Altstadt ihrer Stadt blickt, hat mich direkt angezogen. Ein weiteres Highlight der Gestaltung ist der Stadtplan auf der Innenseite der vorderen Klappenbroschur mit den wichtigsten Kennzeichnungen der Handlungsorte in Frankfurt am Main. Dann findet man in der hinteren Klappe noch Bilder der Ronnefeldts. Gerade diese liebevolle Aufmachung des Buches ist ein großer Pluspunkt des Buches, denn wer mag nicht eine gute und schöne Gestaltung der Lektüre. Hinzu kommt ein Personenverzeichnis zu Beginn, welches explizit die real existierenden Personen der Handlung und die erfundenen unterscheidet. In dem Nachwort, welches ich sehr gerne gelesen habe, klärt Susanne Popp uns auf, was historisch belegt ist und was dichterische Freiheit ist, ohne die ein historischer Roman nicht leben kann.

Im Übrigen hat Ronnefeldt eine Teesonderedition zum Buch gemacht: Friederieke Feinste Teeselection, genauer Jasmine White Downey. Als passionierte Tee-Trinkerin wird dieser Tee bald bei mir einziehen und dann werde ich wieder an die willensstarke Friederike denken.

Fazit

“Die Teehändlerin” von Susanne Popp ist ein schöner und in sich stimmiger historischer Roman zur Biedermeier-Zeit zu den Ronnefeldts. Ein gelungenes Setting mit gut dargestellten Charakteren und schöner Sprache lässt die Seiten nur so dahin fliegen, auch wenn es zwischendurch etwas gemütlich und ruhig weitergeht. Das Buch macht Lust auf die Fortsetzung, die im März 2022 unter dem Titel “Der Weg der Teehändlerin” erscheint.

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Bibliografische Angaben
Autor: Popp, Susanne Übersetzer: Titel: Die Teehändlerin Originaltitel:Reihe: Ronnefeldt  Band:  1  Seiten: 560 ISBN: 978-3-596-70603-7 Preis: 10,99 € (Paperback), 4,99 € (E-Book) Erschienen: 25.08.2021 bei S. Fischer Verlage

 

Für die Bereitstellung des Besprechungsexemplars bedanke ich mich herzlichst bei

und

 

Eure

Kerstin

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