[Lesenacht] Büchertreff April 2015

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Jeden ersten Samstag Abend im Monat ist es soweit – die Büchertreff-Lesenacht. Immer um 20 Uhr treffen sich lesebegeisterte Büchertreffler im Forum und lesen gemeinsam ihre Bücher und tauschen sich untereinander aus.
Für mich ist dies mittlerweile schon eine lieb gewonnene Institution, die ich mir nicht entgehen lasse, so auch diesen Abend. Die gesamte Woche habe ich schon überlegt, welches Buch ich lesen soll. Soll ich ein begonnenes weiter lesen oder doch ein neues speziell für die Lesenacht beginne. Schließlich habe ich mich heute entschieden und werde ein neues beginnen, wie es für mich zur Gewohnheit geworden ist. Lesen werde ich dieses hier:
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Klappentext von der Verlagsseite:

Der Zarenhof in St. Petersburg ist die prunkvolle Kulisse von Petra Durst-Bennings bewegendem neuen Roman. Die junge Großfürstin Olga muss den Erwartungen ihres Vaters gerecht werden und eine gute Partie machen. Doch ihr Herz will etwas anderes als die hohe Diplomatie und führt sie an den Hof König Wilhelms I. von Württemberg.
Olga Nikolajewna Romanowa (1822-1892) wird als zweite Tochter des russischen Zaren Nikolaus I.geboren. In prächtigen Palästen und Residenzen wird sie zu einer zukünftigen Regentin erzogen. Das Ziel von Zar Nikolaus ist es, seine Töchter politisch klug zu verheiraten, um die Macht Russlands zu stärken. Doch Olga weiß schon früh, dass der goldene Käfig ihr nicht genug ist. Sie findet ihre große Liebe, aber das politische Kalkül der Königshäuser nimmt auf Gefühle keine Rücksicht. Ein ergreifender Roman über die Liebe und das Leben – und über eine junge Frau, die allen Widerständen zum Trotz ihr Glück findet.

Heute Abend werde ich dann auch immer etwas zum Buch hier schreiben und euch meine Eindrücke vermitteln. Auch darüber, ob ich wieder Bücher für meine Wunschliste gefunden habe, denn dies war bisher bei fast jeder Lesenacht der Fall. Wir lesen uns also heute Abend wieder! Bis dann!

 20.41 Uhr

“Die Zarentochter” ist mein erstes Buch von ihr und wenn es mir gefällt werde ich mich nach anderen Büchern von ihr umschauen. Die “Jahrhundertwinde”-Trilogie steht allerdings schon auf meiner Wunschliste.
Den Prolog habe ich bereits gelesen und es wie das Eintauchen in eine andere Welt. Viele Infos über die Romanow-Familie habe ich nicht und so werde ich heute Abend öfters auch im Netz stöbern um mich besser zu informieren. Aber der Stil gefällt mir schon einmal sehr und ich hatte direkt das Gefühl im Winterpalast zu sein.

21.12 Uhr

Jetzt habe ich mich erst einmal mit den Romanows auseinander gesetzt und es gibt zwei Zweige. Olga Nikoljewna Romanow (1822-1892) um die es in diesem Buch geht ist die zweite Tochter des Zaren Nikolaus I (1796-1855) und stammt aus dem Zweig Romanow-Holstein-Gottorp aus dem auch Katharina, die Große stammt.
Das erste Kapitel habe ich nun auch gelesen und Olga ist nun 11 Jahre alt und hat noch vier jüngere Geschwister bekommen. Einen ersten Kontakt hat sie auch mit der einfach Bevölkerung schon bekommen und ist erstaunt darüber, dass sie so anders leben als sie und ihre Familie. Ihre Mutter ist davon nicht begeistert.

22.40 Uhr

Vier Kapitel habe ich bis jetzt gelesen und ich bin richtig gut in die Geschichte rein gekommen. Vor allem Olga gefällt mir. Sie kann Recht und Unrecht unterscheiden und versucht auch so zu handeln. Im Gegensatz steht dazu ihre Schwester Maria, die ist eine Plage. Arrogant, aber sie weiß sich durchzusetzen. Allerlei Blödsinn hat sie auch im Kopf und die Szene mit dem Pferd des Zaren zeigt mal wieder ihre Unreife. Kaum zu glauben, dass Maria die ältere der beiden Schwestern ist.
Petra Durst-Benning zeigt auch gekonnt den Unterschied zwischen den Leibeigenen und der Zarenfamilie auf. So konnten sich die Zarenfamilie für Olga einen Arzt leisten als sie krank wurde, die Leibeigenen hatten so wenig, dass sie mit Mühe ihre Kinder durchbrachten, aber wenn eins krank wurde, war kein Geld für den Arzt da. Kein Wunder dass sie für ihre Freiheit kämpften.

22.55 Uhr

Jetzt muss ich doch noch mal schreiben. Es gibt ein wundervolles Zitat im Buch, vermutlich von Petra Durst-Benning, Charlotte Duncker, der Gouvernante von Olga Nikoljewna Romanow, in den Mund gelegt, der sehr gut den Unterschied der beiden Schwestern darstellt:

Tiefe wirst du bei ihr vergeblich suchen.Vielleicht fällt dir das nur auf, weil du dich verändert hast. (Petra Durst-Benning: Die Zarentochter, Ullstein-Verlag, 2010, S.53)

Olga hat sich auch verändert, denn sie hat im 1834 die “Armenweihnacht” von ihrer Mutter übernommen. Die war in der Zwischenzeit mit Maria in Berlin um diese in die Gesellschaft einzuführen. Maria gefällt dies, aber Olga ist das zu oberflächlich.

00.47 Uhr

72 Seiten habe ich Leseschnecke heute Abend gelesen und ich liebe dieses Buch. Olga ist mir richtig ans Herz gewachsen und Maria, die kleine Intrigantin geht mir gehörig auf den Keks. Entweder ist sie so doof oder sie denkt einfach nicht über ihr Handeln nach. Jedenfalls ist Olgas Gouvernante entlassen worden und nun hat sie eine andere. Mit der kommt sie nicht klar und daher bekommt sie nun eine Hofdame. Das nenne ich mal Fortschritt, denn aus dem Alter für eine Gouvernante ist sie nun heraus.

01.37 Uhr

Olga hat sich nun an ihre neue Hofdame gewöhnt. Allerdings war es ein langer Weg, denn die junge Dame wollte Anna einfach nicht mögen. So sehr hing sie noch an Charlotte. Aber nach dem Anna auf sehr gutem Wege, wie ich es finde, ihr begreiflich gemacht hat, dass sie nur dann das machen kann, was sie will, wenn sie Macht hat, ist Olga aufgetaut.

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[Lesenacht] Büchertreff März 2015

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Jeden ersten Samstag Abend im Monat ist es soweit – die Büchertreff-Lesenacht. Immer um 20 Uhr treffen sich lesebegeisterte Büchertreffler im Forum und lesen gemeinsam ihre Bücher und tauschen sich untereinander aus.
Für mich ist dies mittlerweile schon eine lieb gewonnene Institution, die ich mir nicht entgehen lasse, so auch diesen Abend. Die gesamte Woche habe ich schon überlegt, welches Buch ich lesen soll. Soll ich ein begonnenes weiter lesen oder doch ein neues speziell für die Lesenacht beginne. Schließlich habe ich mich heute entschieden und werde ein neues beginnen, wie es für mich zur Gewohnheit geworden ist. Lesen werde ich dieses hier:
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Klappentext von der Verlagsseite:

New York, 1929: Mit neun Jahren verliert Vivian Daly, Tochter irischer Einwanderer, bei einem Wohnungsbrand ihre gesamte Familie. Gemeinsam mit anderen Waisen wird sie kurzerhand in einen Zug verfrachtet und in den Mittleren Westen geschickt, wo die Kinder auf dem Land ein neues Zuhause finden sollen. Doch es ist eine Reise ins Ungewisse, denn nur die wenigsten von ihnen erwartet ein liebevolles Heim. Und auch Vivian stehen schwere Bewährungsproben bevor … Erst viele Jahrzehnte später eröffnet sich für die inzwischen Einundneunzigjährige in der Begegnung mit der rebellischen Molly die Möglichkeit, das Schweigen über ihr Schicksal zu brechen.

Heute Abend werde ich dann auch immer etwas zum Buch hier schreiben und euch meine Eindrücke vermitteln. Auch darüber, ob ich wieder Bücher für meine Wunschliste gefunden habe, denn dies war bisher bei fast jeder Lesenacht der Fall. Wir lesen uns also heute Abend wieder! Bis dann!

 20.28

Den Prolog und die ersten Seiten habe ich bereits gelesen und habe so schon etwas über die beiden Protagonisten Vivian und Molly kennen gelernt. Vivian ist 91 Jahre alt und erzählt im Prolog, dass sie seit ihrem 9. Lebensjahr die Geister ihrer Familie begleiten und das ihr Tod

das Himmelreich ist: ein Platz in der Erinnerung anderer Menschen, in der nur unsere guten Eigenschaften weiterleben, unser besseres Ich.

Der Satz hat mir sehr gut gefallen und es gibt ja auch den Spruch “Der Mensch ist erst wirklich tot, wenn niemand mehr an ihn denkt.”

Im ersten Kapitel geht es dann um Molly. Sie lebt in einer Pflegefamilie und ist ein Goth. Ihre Pflegemutter kommt nicht so gut mit ihr zurecht, weshalb weiß ich noch nicht. Aber das werde ich noch herausfinden.

21.31

Wow, was für ein Buch. Es hat mich wirklich gepackt. Die ersten 20 Seiten sind gelesen und ich bin wirklich ein Schneckchenleser. Molly wurde immer hin und hergeschoben, von einer Pflegefamilie zur anderen und nun hat sie noch eine Dummheit begannen. Dafür muss sie nun Sozialstunden ableisten und nun weiß ich auch, wie sie mit Vivian in Kontakt kommt. Eine tolle Einleitung.

Die Sprache ist richtig angenehm. Frau Baker Kline schreibt wunderschön und ich konnte die Emotionen, die Molly empfand nachempfinden. Das Mädchen tut mir einfach nur Leid, versteckt sich hinter der Ghostfigur, die sie geschaffen hat, weil sie nicht mehr verletzt werden will. Wenn man weiß, was sie alles schon erlebt hat, kann man es nachempfinden.
Mit Dina, ihrer Pflegemutter, habe ich so meine Schwierigkeiten, da sie sehr voreingenommen ist. Aber mal sehen, vielleicht wird es noch besser. Gut gefallen hat mir Jack, ein Klassenkamerad von Molly, der ihr versucht aus dieser ausweglosen Situation heraus zu helfen.
Ich mag dieses Buch.

22.02 Uhr

Noch einmal ein kurzer Zwischenstand, ehe es mit dem nächsten Kapitel in die Vergangenheit geht.
Vivian ist wirklich klasse. Sie verurteilt Molly nicht wegen ihres schrägen Aussehen, sondern fragt interessiert nach und verhält sich wie eine nette Oma. Keine Ahnung, ob Molly etwas anderes befürchtet hat, bei ihrer Vergangenheit. Aber Vivian und Molly haben auch eine Gemeinsamkeit, sie sind beide Waisen.

Vivian ist wirklich ein positiver Charakter in Mollys Leben, wenn ich da an Dina denke. Die hat sich in diesem Kapitel wieder negativ zu Molly geäußert. Seufz, der Grund kann nicht nur in Mollys Fehler liegen, die Frau muss noch andere Probleme haben.

23.08 Uhr

Bisher ist das Buch nicht schwer verdaulich, allerdings traurig. Ich leide mit den beiden und habe immer noch die Hoffnung, dass es für Molly besser wird.
Gerade als Vivians Eltern starben bei einem Brand war es schon traurig, aber Christina Baker Kline beschreibt es nicht detailreich. Das ist das gute daran. Man merkt halt, dass Vivian ebenso wenig geliebt wird wie Molly. Zwei gleiche Schicksale – nur zu unterschiedlichen Zeiten. Einmal 1929 bei Vivian und dann 2011 bei Molly.
Vivian ist nun im Waisenzug und bekommt von den Betreuern schon den Hinweis, ja ihr rotes Haar ordentlich zu binden und nicht zu hübsch zu sein, sonst würde sie nicht genommen.
Arme Vivian. Mal sehen, wie es weiter geht und wo sie hinkommt. Wenn ich mich an den Klappentext halte, wird es wohl keine so gute Familie werden. Mal sehen, was kommt.

00.24 Uhr

Die Fahrt im Waisenzug ist lang und ich habe immer mehr das Gefühl, dass die Betreuer den Waisen etwas verschweigen. Ein paar Jungen meinen, dass es nicht so wäre wie die Betreuer meinen, sondern sie nur billige Handlanger für die Bauernfamilien sein werden. Daraufhin gibt es einen Tumult und der widerborstige Junge wird neben Vivian gesetzt. Sie unterhalten sich und auch Vivian weiß, dass ihre Situation als neunjährige nicht so gut ist, wie für die Säuglinge und großen Jungs.

Es ist schon etwas bedrückend. Vor allem spielt die Geschichte mit dem Waisenzug 1929 in den USA. Im Oktober des gleichen Jahres brach die New Yorker Börse zusammen und die Große Depression begann und damit die Weltwirtschaftskrise. Ich gehe mal davon aus, dass die auch vor dem ländlichen Teil der USA nicht halt gemacht hat. Auch wenn es in den Städten schlimmer gewesen sein wird, da die ländlichen Regionen noch Ackerbau und Viehzucht hatten.

Genaueres werde ich mit Sicherheit noch erfahren.

01.11 Uhr

Oh, die Frau von der kirchlichen Mission, die die Waisenkinder zu Familien bringt. Macht mich wahnsinnig. Nun hat Vivian endlich ein Paar gefunden, dass sie aufnimmt und dann redet die Frau so einen Stuss zusammen. Vivian, sei ziemlich reif für ihr Alter sei und wenn sie gut und streng erziehen würden, würde sie eine gute Frau werden. Hallo, geht es noch. Das Mädchen ist gerade mal neun. Nur, weil sie eine Waise ist, ist sie lang noch nicht herunter gekommen. Die Frau macht mich wütender als Dina.
Dina ist genauso wie die Dame von der Mission, auch ultrakonservativ und nur ihre Meinung gilt. Was Molly interessiert oder wichtig ist, ist ihr egal, sie ist der Boss und Molly soll einfach nur dankbar sein.
Ich rege mich immer auf, wenn es um ultrakonservative Menschen geht. Mit ihrer Einstellung komme ich einfach nicht klar, vor allen Dingen dann nicht, wenn sie andere Meinungen nicht gelten lassen und ihre als Gesetz ansehen.

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[Lesenacht] Büchertreff Februar 2015

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Jeden ersten Samstag Abend im Monat ist es soweit – die Büchertreff-Lesenacht. Immer um 20 Uhr treffen sich lesebegeisterte Büchertreffler im Forum und lesen gemeinsamihre Bücher und tauschen sich untereinander aus.
Für mich ist dies mittlerweile schon eine lieb gewonnene Institution, die ich mir nicht entgehen lasse, so auch diesen Abend. Die gesamte Woche habe ich schon überlegt, welches Buch ich lesen soll. Soll ich ein begonnenes weiter lesen oder doch ein neues speziell für die Lesenacht beginne. Schließlich habe ich mich heute entschieden und werde ein neues beginnen. Geworden ist es:

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Klappentext von der Verlagsseite:

Ostende, 1936: ein Strand, ein paar Schriftsteller und ein Sommer, wie es keinen mehr geben sollte

Ein belgischer Badeort mit Geschichte und Glanz: Hier kommen sie alle noch einmal zusammen, die im Deutschland der Nationalsozialisten keine Heimat mehr haben. Stefan Zweig, Joseph Roth, Irmgard Keun, Kisch und Toller, Koestler und Kesten, die verbotenen Dichter. Volker Weidermann erzählt von ihrer Hoffnung, ihrer Liebe, ihrer Verzweiflung – und davon, wie ihr Leben weiterging.
Stefan Zweig reist mit seiner Geliebten Lotte und der Schreibmaschine an, Joseph Roth kommt trotz Schnapsverbot, um Ferien mit seinem besten Freund zu machen und zu schreiben. Er verliebt sich ein letztes Mal: in Irmgard Keun, die bloß wegwollte aus dem Land der Bücherverbrenner. So sonderbar die Freundschaft zwischen dem Millionär Zweig und dem begnadeten Trinker Roth ist, so überraschend ist die Liebe zwischen Roth und der jungen, leidenschaftlichen Keun.
Es kommen noch mehr Schriftsteller nach Ostende. Sonne, Meer, Getränke – es könnte ein Urlaub unter Freunden sein. Wenn sich die politische Lage nicht täglich zuspitzte, wenn sie nicht alle verfolgt würden, ihre Bücher nicht verboten wären, wenn sie nicht ihre Heimat verloren hätten. Es sind Dichter auf der Flucht, Schriftsteller im Exil.
Präzise, kenntnisreich und mitreißend erzählt Volker Weidermann von diesem Sommer kurz vor dem Zweiten Weltkrieg, in dem Zweig, Roth und Keun noch einmal das Leben feiern, wie es nur die Verzweifelten können.

»Weidermann ist ein exzellenter Stilist.« Die Welt

Heute Abend werde ich dann auch immer etwas zum Buch hier schreiben und euch meine Eindrücke vermitteln. Auch darüber, ob ich wieder Bücher für meine Wunschliste gefunden habe, denn dies war bisher bei fast jeder Lesenacht der Fall. Wir lesen uns also heute Abend wieder! Bis dann!

20.34 Uhr

Seit einer halben Stunde läuft die Lesenacht und ich bin schon eingetaucht in “Ostende” von Volker Weidermann. Begegnet ist mir schon Stefan Zweig, der am Fenster sitzt und so seine Schwierigkeiten mit seinen Roman hat. Erwähnt wurden bisher auch Joseph Roth, Irmgard Keun, Ernst Toller und Hermann Kesten. Kann sein das ich jemanden vergessen habe, aber der Name wird sicherlich noch mal heute Abend auftauchen.
Jedenfalls bin ich froh, dass ich auch Volker Weidermanns Buch “Das Buch der verbrannten Bücher” noch auf meinem SuB liegen habe. Dieses Buch wird mit Sicherheit auf der nächsten Leseliste stehen. Und von Irmgard Keun steht auch noch ein Buch auf dem SuB – “Nach Mitternacht” – also noch genug Lesestoff zu den Autoren, die nun in Ostende zusammen gekommen sind.

21:58 Uhr

Seufz. Das Netz war zusammen gebrochen und die letzte dreiviertel Stunde war ich damit beschäftigt es wieder in Gang zu bringen. Dennoch habe ich etwas gelesen und bin erstaunt, denn ich kenne Stefan Zweig nur als Pazifist, dass er so an einen deutschen Sieg 1914 geglaubt hat. Auch nun im Jahr 1936 scheint er mehr in der Vergangenheit als in der Gegenwart zu leben, denn er denkt immer wieder an das Ostende von 1914. Das sein damaliger Lieblingsdichter die Gräueltaten der Deutschen im 1. Weltkrieg gegen über den Belgiern so dichterisch beschreibt, hat ihn damals entsetzt. Als ob dies sein Idol vom Sockel geholt hätte.
Bisher gefällt mir nach 26 Seiten der Schreibstil von Volker Weidermann sehr gut. Er schreibt nüchtern und beschreibt eher die Zeit als das er die Akteure zu Wort kommen lässt. Eher wie ein Chronist als ein Erzähler. Das passt mir im Moment sehr gut.

22.24 Uhr

Ich finde es faszinierend wie unterschiedlich Stefan Zweig und Joseph Roth auf die Machtübernahme reagieren. Roths Bücher wurden schon zu Beginn verbrannt und Zweig durfte, obwohl in Berlin seine Bücher verbrannt wurden, noch einige Zeit in Deutschland veröffentlichen. 1936 ist auch dies Geschichte.
Stefan Zweig ist für mich immer mehr ein Träumer, der sich in seine Welt einschließt und nicht wirklich das Geschehene überblickt. Joseph Roth hingegen sieht es und ist aufgebracht darüber. Er ärgert sich auch immer wieder über die Tatenlosigkeit von Zweig, aber ändern kann er ihn auch nicht.
Interessant finde ich auch, dass für Stefan Zweig Salzburg nach dem Auftauchen der Polizei in seinem Haus, ihn der Aufenthalt dort verleidet ist und er in London lebt, und er wie auch Weidermann schreibt eher Luxusprobleme hat, als wirkliche.
Vielleicht kommt nun etwas mehr über Joseph Roth, ich würde mich jedenfalls freuen.

23.41

Jesses, ist Joseph Roth depressiv. Alkoholiker, arm und lebt dann auch noch über seinen finanziellen Möglichkeiten. Es ist ein Rastloser, kann nicht an einem Ort leben, sondern reist von Hotel zu Hotel. Auch erfahren wir so einiges über seine Familienverhältnisse und gelinde gesagt, er ist ein Feigling und weiß sich nicht anders zu helfen, als einfach abzuhauen oder gar nicht zu antworten.
Jetzt ist mir auch einiges klar geworden in Bezug auf sein Werk “Hiob”, dass ich zu Schulzeiten gelesen habe. Das muss ich nun wirklich noch einmal aus dem Regal ziehen, denn er hat seine erste Frau Friedl, in dem Buch verewigt. Damals haben wir zwar das Buch gelesen, aber viel Hintergrund zur Entstehung haben wir nicht besprochen.
Zweig schafft es nun schließlich, auch so eine Figur, die mit zwei Frauen gleichzeitig lebt, Roth nach Ostende zu locken. Er hat immer noch den Ehrgeiz Roth vom Trinken abzuhalten, aber ob ihn dies gelingen wird? Ich wage es zu bezweifeln.

00.45

Roth ist in Ostende eingetroffen und Zweig versucht ihn immer noch vom Trinken abzuhalten. Irgendwann wird sich Roth wohl noch zu Tode gesoffen haben, aber wohl nicht mehr in dem Sommer 1936.
Eine weitere Emigrantin ist aufgetaucht: Irmgard Keun. Sie ist keine Jüdin, aber führte einen Kampf gegen den Staat, da sie nicht verstehen konnte, weshalb ihre Bücher verbrannt wurden. Schließlich ist sie im Mai 1936 nach Ostende emigriert und verlegt nun bei einem Verlag in Amsterdam. Sie ist schon eine besondere Persönlichkeit, am besten kann man es mit Kestens Worten beschreiben

“Sie war naiv und brillant, witzig und verzweifelt, volkstümlich und feurig und kein Fräulein mehr mit dem man tanzen gehen wollte, sondern eine Prophetin, die anklagt, ein Prediger, der schilt, ein politischer Mensch, der eine ganze Zivilisation verschlämmen sah. Alles an ihr sprach und lachte und höhnte und trauerte.” (S. 60)

Ebenso gibt sie sich auch im Exil und sie lässt in Deutschland ihren Mann und ihre Mutter zurück. In Ostende stellt Kisch sie in einem Café Zweig und Roth vor. In Joseph Roth, bei dem sie direkt Traurigkeit feststellt und irgendwie glaubt, dass er untergehen wird, findet sie einen Seelenverwandten. Zweig wird begeistert sein, denn Keun ist auch sehr trinkfreudig.

Weidermann schafft es immer mehr mich in den Bann zu ziehen, auch wenn er wirklich wie ein Chronist jenen Sommer 1936 in Ostende wieder aufleben lässt, ist es sehr bildreich und absolut packend. Gelegentlich habe ich das Gefühl selber die Meeresluft und auch Ostende zu sehen wie es damals war. Ein wundervolles Buch.

02.13 Uhr

Die letzten Seiten lasen sich wie im Flug. Volker Weidermann hat einen wundervollen Roman über die Exilanten geschrieben. Über einen letzten Sommer der Freundschaft. Über Menschen, von denen wir teilweise schon gehört und deren Bücher wir gelesen haben. Ich bin immer noch sprachlos und zu tiefst beeindruckt von seiner Art, diesen Autoren ein Gesicht zu geben. Er hat mir Stefan Zweig, Joseph Roth und Irmgard Keun näher gebracht, aber auch Kisch, Kester und Toller. Über einige werde ich mit Sicherheit noch Biographien suchen oder einen Teil ihrer Werke lesen. “Ostende. 1936 – Sommer der Freundschaft” ist grandios und wird mit Sicherheit bei mir noch so einiges Zeit nach hallen. In den nächsten Tagen wird es dazu dann auch eine Besprechung geben, aber erst einmal muss ich meine Gedanken und Gefühle sammeln.

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Adventslesen – Der vierte Advent

advent_2014Mit großen Schritten geht es auf Weihnachten zu. Es ist bereits der vierte Advent und seit gestern Abend ist auch der Weihnachtsbaum geschmückt mit roten und goldenen Kugeln. Richtig schön sieht er aus. Jetzt muss nur noch die Katze mitspielen und ihn nicht zum Klettern oder Spielen benutzen.
In der letzten Woche habe ich noch ein paar Plätzchen gebacken und einen Gewürzkuchen, wenn ich nun noch die letzten Geschenke eingepackt habe, dann kann Weihnachten kommen. Denn Urlaub habe ich nun und den brauch’ ich auch. Aber nun einmal zu der Auszeit, die ich mir genommen habe. Die habe ich neben weihnachtlichen Sachen hauptsächlich mit Lesen verbracht:
Zum einem im klassischen Adventskalender vom Fischer-Verlag:

u1_978-3-596-90557-7_derklassischeadventskalenderKlappentext von der Verlagsseite:

Eine für jeden Tag – die 24 schönsten Weihnachtsgeschichten

Wenn das Weihnachtsfest naht, zählen nicht nur die Kinder die Tage. Für alle, denen der Sinn nicht jeden Tag nach einem Stück Schokolade hinter einem Papptürchen steht, ist dieses Adventskalenderbuch das ideale Geschenk: 24 kleine Geschichten großer Autoren erzählen von ganz unterschiedlichen Weihnachtsabenden in London, Lübeck und am Nordpol.

Mit Texten von E.T.A. Hoffmann, Karl May, Agatha Christie und 21 anderen.

Wieder einmal tolle Geschichten vor allem die vom Trotzkopf sowie die von Agatha Christie und Charles Dickens haben mir sehr gut gefallen.

Dann habe ich noch in dieser Woche zwei weihnachtliche Bücher gelesen. Zum einen das Buch über das Rotpelzchen Bob und dann noch :

U1 Bowen_Ein Geschenk_Neu.inddKlappentext von der Verlagsseite:

Ein Wintermärchen mit dem Streuner

Der Winter 2010 ist ungewöhnlich hart in England. Im Dezember gibt es heftige Blizzards, selbst in London liegt Schnee und es ist bitter kalt– schlechte Voraussetzungen für einen Straßenmusiker! Schon bald wird das Geld knapp. Während die Londoner hektisch und spürbar in Feierstimmung durch die vorweihnachtlich erleuchtete Innenstadt hasten, ringt James um seine Einkünfte, um wenigstens Strom und Gas zu bezahlen. Ganz zu schweigen von Weihnachten, das er eigentlich noch nie mochte. Er ist der Verzweiflung nahe, doch wie so oft wird Bob ihn überraschen…

9783746628813_weihnachtskatzegesuchtKlappentext von der Verlagsseite:

Eine Katze fürs Weihnachtsglück

Nachdem ihr Freund sie verlassen hat, bekommt Salvia von ihrer Freundin zum Trost eine edle Katze geschenkt. SueSue ist ihr ganzes Glück – bis die Katze eines Tages verschwindet. Angeblich wurde sie von einem Auto überfahren. Salvia ist untröstlich, doch dann, kurz vor Weihnachten sieht sie auf einer Ausstellung Bilder eines berühmten Fotografen. Und da entdeckt sie SueSue. Eine lange aufregende Suche beginnt – amouröse Verwicklungen inklusive.

Die neue wunderbare Katzengeschichte von Andrea Schacht. Ein zauberhaftes Weihnachtsgeschenk – nicht nur für Katzenliebhaber.

Beide Bücher haben mich sehr gut unterhalten und für die letzte Woche habe ich mir folgendes ausgesucht:

bubenzerKlappentext von der Verlagsseite:

Von einem Bären, der auszog, die Menschen zu trösten

Henry N. Brown wird am 16. Juli 1921 als Teddybär geboren. Er erblickt das Licht der Welt, als ihm das zweite Auge angenäht wird.
So beginnt ein Leben, wie es turbulenter nicht sein könnte. Eine Odyssee durch Europa, durch das zwanzigste Jahrhundert, durch Krieg und Frieden, Angst und Hoffnung, Sehnsucht und Glück – gesehen durch die Augen und erlebt mit dem Herzen eines Teddybären.
Und überall, wo Henry hinkommt, bemerkt er, dass die Menschen vor allem ein Bedürfnis haben: Sie brauchen jemanden, der ihnen zuhört …

«Ein liebenswerter und lesenswerter Roman über einen
ganz besonderen Teddy.»
MARGARETE VON SCHWARZKOPF, NDR

Ich wünsche euch allen einen wunderschönen vierten Advent!

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