Hallo ihr Lieben,
es wird mal wieder Zeit für eine Krimi-Besprechung. Zugegeben, obwohl ich dieses Genre am liebsten lese, bespreche ich doch recht wenig von ihnen. Meistens habe ich Angst zu viel zu verraten. Dennoch möchte ich mich mal wieder daran versuchen und habe dafür ein Buch noch mal gelesen. Bücher von Lieblingsautoren kann man sowieso immer noch mal lesen und nach ein paar Jahren habe ich auch den Täter wieder vergessen. Es ist auch zum ersten Mal ohne Bewertung drunter, stattdessen werde ich nur noch mein Fazit und eine allgemeingefasste Empfehlung drunter setzen. Denn allzuoft fällt es mir schwer, dem Buch die passende Punktzahl zu geben und daher fällt dies ab sofort weg.
Klappentext von der Verlagsseite:
Der erste Fall für Pia Kirchhoff und Oliver von Bodenstein
Eine Ladung Schrot aus dem eigenen Jagdgewehr beschert dem Frankfurter Oberstaatsanwalt ein schnelles, wenn auch sehr hässliches Ende. Die schöne junge Frau, die tot am Fuß eines Aussichtsturms im Taunus liegt, ist viel zu unversehrt, um an den Folgen eines Sturzes gestorben zu sein. Kriminalhauptkommissar Oliver von Bodenstein und seine neue Kollegin Pia Kirchhoff sind sich einig: Der erste Todesfall war ein Selbstmord, der zweite jedoch ein Mord. Bald häufen sich sowohl die Motive als auch die Verdächtigen. Doch was hat den Staatsanwalt in den Tod getrieben?
Autoreninfo von der Verlagsseite:
Nele Neuhaus, geboren in Münster / Westfalen, lebt seit ihrer Kindheit im Taunus und schreibt bereits ebenso lange. Ihr 2010 erschienener Kriminalroman Schneewittchen muss sterben brachte ihr den großen Durchbruch, seitdem gehört sie zu den erfolgreichsten Krimiautorinnen Deutschlands. Außerdem schreibt die passionierte Reiterin Pferde-Jugendbücher und, unter ihrem Mädchennamen Nele Löwenberg, Unterhaltungsliteratur. Ihre Bücher erscheinen in über 30 Ländern. Vom Polizeipräsidenten Westhessens wurde Nele Neuhaus zur Kriminalhauptkommissarin ehrenhalber ernannt.
» www.neleneuhaus.de
Erster Satz:
Pia Kirchhoff lehnte am Zaun der Koppel.
Meinung:
Zu meinen größten Leseleidenschaften gehören Krimis. Davon kann ich nie genug bekommen und habe mich auch noch nach Jahren nicht an dem Genre sattgelesen. Hinzu kommt noch, dass ich neben britischen, skandinavischen vor allem deutsche Krimis sehr schätze. So ist es auch nicht verwunderlich, dass ich mir noch einmal den ersten Band der Bodenstein-Kirchhoff-Reihe von Nele Neuhaus aus dem Regal gezogen habe und begonnen habe zu lesen. Denn irgendwo muss man ja anfangen, wenn man alle Bücher am Stück lesen möchte. Nun aber zum ersten Band.
Pia Kirchhoff ist neu im Team von Oliver von Bodenstein. Gelinde gesagt unterschiedlicher könnte das Team auch nicht sein. Behnke ist eine Nervensäge par excellance und so manches mal hätte ich ihn schütteln können. Dann ist da noch Ostermann, ein Computergenie und natürlich noch Fachinger, die junge Kriminalassistentin, die ruhig und auffällig ihre Arbeit macht. Soweit das Team um Kirchhoff und Bodenstein. Die auch sehr unterschiedlich in ihrem Charakter sind, aber auch sehr sympathisch. Kirchhoff hat den Hang akribisch zu arbeiten und ihr macht es im Gegensatz zu ihren Kollegen auch nichts aus in die Rechtsmedizin zu gehen. Bodenstein ist kultiviert, freundlich, aber manchmal auch etwas voreilig in seinen Ermittlungsansätzen. Gelegentlich wird ihm dies zu Verhängnis. Trotz aller Gegensätze sind sie ein gutes Team.
Die Ausgestaltung der Charaktere, die im ersten Band nur angerissen wird, ist Nele Neuhaus gut gelungen und zumindest kann man schon bei einigen Charakteren erkennen in welcher Richtung sie tendieren werden. Ich bin schon gespannt, wie sie sich in den folgenden Bänden weiter entwickeln werden.
Der Fall den Nele Neuhaus aufzieht ist spektakulär, ein Selbstmord begehender Oberstaatsanwalt, der vor einer noch großen Laufbahn stand, und eine ermordete junge Frau. Von Beginn habe ich überlegt, wie die Fälle zusammenhängen und vor allen Dingen, tun sie dies überhaupt? Darüber sind sich auch die Ermittler nicht im Klaren. Denn die Spuren führen in so viele Richtungen, dass ich genau achtgeben musste, um ja nichts zu verpassen. Diese Fülle an Handlungssträngen ist manchmal etwas viel und man hat öfters Angst, dass Neuhaus den Überblick verliert. Aber dies ist zu keiner Zeit der Fall, im Gegensatz zu ihren Protagonisten, die öfters mal daneben liegen. Was sie allerdings auch menschlisch und realistisch macht.
Eine Spur führt zu einem Reiterhof und zu einer Pferdeklinik in den Taunus. Bodenstein wird dabei durch Inka Hansen, der Besitzerin der Pferdeklinik, mit seiner Vergangenheit konfrontiert. Das was wäre gewesen wenn Spiel zwischen Bodenstein und Hansen zieht sich durch den gesamten Fall. Bodenstein wird dadurch greifbarer und öfters musste ich doch über ihn schmunzeln.
Eine andere führt zu einer Spedition und spätestens dann hatte ich als Leserin fast den Überblick verloren. Denn was bitte hat eine Spedition mit einem Reiterhof, einer Tierklinik und dann noch mit einem Pharmaunternehmen am neuen Markt zu tun? Vergallopiert sich Neuhaus da etwa? Weiß sie nicht, was sie will?
Zweimal nein, sie bekommt die Kurve und was sie sich ausgedacht hat, ist mehr als gelungen. Sie spinnt die vielen Handlungsstränge, Nebenschauplätze und Motive gekonnt zusammen. Darüber bin ich immer noch sprachlos, vor allem nach dem sich dann auch langsam der Grund für den Buchtitel hinaus kristallisierte. “Eine unbeliebte Frau” ist mehr als passend für den handelnden Charakter und der passt mehr als auf einen weiblichen Charakter in dem Buch. Chapeau, Frau Neuhaus!
Ihr merkt, ich bin begeistert und habe den Stil von ihr sehr gern. Dennoch habe ich auch leichte Kritikpunkte, die allerdings nicht so schwer wiegen. Zum einen jede Menge Personal nicht unbedingt auf der Ermittler-Seite, da finde ich es einfach passend, sondern bei den Nebenfiguren. Mir fiel es oft schwer, sie auseinander zu halten. Wer mit wem, warum nun da und so weiter. Da hätte ich mir gerne ein Personenverzeichnis mit kleinen Erläuterungen gewünscht, auf das ich manchmal zurückgreifen hätte können. Mehr als einmal habe ich, trotz konzentrierten Lesens, die Frauen durcheinander geschmissen.
Wobei mir schon mal bei den Nebenfiguren sind, wieso so viele? Durch die Masse an Nebenfiguren gab es unheimlich viele Handlungsstränge, die sich natürlich am Ende harmonisch zusammenfügten, und den Fall rund machten, aber etwas weniger wäre vermutlich auch noch gut gegangen. Das waren dann aber auch meine einzigen Kritikpunkte, denn ansonsten war es für mich mehr als eine runde Sache.
Fazit
Ich bin nur so durch die Seiten geflogen, denn der Schreibstil lädt zu unterhaltsamen schmökern ein. Stets hatte ich das Gefühl Teil der Handlung und hautnah bei der Aufklärung des Falls dabei zu sein. Liebevoll ausgestaltete Protagonisten, die sicher noch mehr Tiefe bekommen werden, sowie ein spannender Plot haben “Eine unbeliebte Frau” zu einem Lesegenuss für mich gemacht.
Empfehlung
Für Leser, die gerne deutschsprachige Ermittler-Krimis mit spannendem Plot und Lokalkolorit lieben.
Bibliografische Angaben
Autor: Neuhaus, Nele Übersetzer: — Titel: Eine unbeliebte Frau Originaltitel: — Reihe: Bodenstein-Kirchhoff Band: 1 Seiten: 384 ISBN: 9783548287416 Preis: 14,90 € (Paperback) Erschienen: 06.11.2015 bei Ullstein
Hallo Kerstin,
die Taunuskrimi-Reihe liebe ich auch sehr! Habe sie, bis auf die letzten beiden Teile, alle verschlungen. Die letzten beiden subben noch und ich hoffe, dass ich sie auch endlich mal von dort erlösen werde. Früher habe ich zu 85% Krimis gelesen und mich dann irgendwie übersättigt. Irgendwann hörten sich alle gleich an.
Vor über 11 Jahren bin ich nach Hessen gezogen, genau in den Taunus und die Region, in der die Bücher spielen. Umso spannender war es für mich, das alles zu lesen. :-)
Ich wünsche dir ein schönes Wochenende,
GlG vom monerl
Hallo Monerl,
Genau in der Region zu wohnen stelle ich mir toll vor. So geht es mir mit den Krimis von Gabriele Keiser, deren Krimis spielen in Koblenz und Umgebung. Da erkenne ich auch einiges wieder.
Vier Bände subben auch noch bei mir von Neuhaus. Und wenn ich mal an Krimis übersättigt bin, lese ich mal einen historischen Roman oder eine Erzählung. Danach bin ich meistens wieder schnell bei den Krimis. :-)
Liebe Grüße
Kerstin
Ich lese diese Krimireihe auch ausgesprochen gerne und warte schon sehnsüchtig auf den nächsten Band. Allerdings muss ich zugeben, dass bei mehr als einem ihrere Bücher ein bisschen viel Personal vorhanden ist. Wahrscheinlich ist das einfach nur realistisch, denn dieser kleine Personenkreis, den man bei Krimis normalerweise hat, ist wohl doch sehr konstruiert und theoretisch. Aber ohne Personenverzeichnis habe ich mich auch bei anderen Bänden dieser Reihe schwer getan – aber da ich das irgendwann schon wusste, habe ich mir selbst die Namen und ein paar Stichworte dazu notiert. Und schon gab es nur noch uneingeschränkte Begeisterung von mir :-)
LG Gabi
Hallo Gabi,
Oh ja, mit viel Personal hat sie es wirklich. Wenn man lang genug in der Geschichte drin ist, kommt man auch mit der Menge an Personen zu Recht.
Liebe Grüße
Kerstin