[Buchbesprechung] Robert Seethaler – Der letzte Satz

Moin Moin,

ein Buch von Robert Seethaler ist immer ein Genuss und so war ich froh,  dass mir Netgalley und Hanser Berlin mir ein E-Book-Exemplar von “Der letzte Satz” zur Verfügung gestellt haben. Wenn ihr wissen möchtet, wie mir das Buch über Gustav Mahler gefallen hat, dann müsst ihr weiter lesen.

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Klappentext von der Verlagsseite

Gustav Mahler auf seiner letzten Reise – das ergreifende Porträt des Ausnahmekünstlers. Nach „Das Feld“ und „Ein ganzes Leben“ der neue Roman von Robert Seethaler.

An Deck eines Schiffes auf dem Weg von New York nach Europa sitzt Gustav Mahler. Er ist berühmt, der größte Musiker der Welt, doch sein Körper schmerzt, hat immer schon geschmerzt. Während ihn der Schiffsjunge sanft, aber resolut umsorgt, denkt er zurück an die letzten Jahre, die Sommer in den Bergen, den Tod seiner Tochter Maria, die er manchmal noch zu sehen meint. An Anna, die andere Tochter, die gerade unten beim Frühstück sitzt, und an Alma, die Liebe seines Lebens, die ihn verrückt macht und die er längst verloren hat. Es ist seine letzte Reise.
“Der letzte Satz” ist das ergreifende Porträt eines Künstlers als müde gewordener Arbeiter, dem die Vergangenheit in Form glasklarer Momente der Schönheit und des Bedauerns entgegentritt.

Autoreninfo von der Verlagsseite:

Robert Seethaler, geboren 1966 in Wien, ist ein vielfach ausgezeichneter Schriftsteller und Drehbuchautor. Seine Romane “Der Trafikant” (2012), “Ein ganzes Leben” (2014) und “Das Feld” (2018) wurden zu großen internationalen Publikumserfolgen. Robert Seethaler lebt in Wien und Berlin.

Erster Satz:

Den Kopf gesenkt, den Körper in eine warme Wolldecke gewickelt, saß Gustav Mahler auf dem eigens für ihn abgetrennten Teil des Sonnendecks der Amerika und wartete auf den Schiffsjungen.

Meinung:

Robert Seethaler erzählt in “Der letzte Satz” von der letzten Schiffsreise Gustav Mahlers nach New York. Dort soll er noch einmal an der Metropolitan Opera dirigieren. In kleinen Episoden blickte ich auf Mahlers Leben zurück, fühlbar ohne zeitlichen Zusammenhang und dadurch auch etwas schwierig einzuordnen.  Diese Rückblicke erzählt nicht eine dritte Person, sondern Gustav Mahler, mittlerweile alt und zerbrechlich und an sein Lebensende angekommen, persönlich.  Dies finde ich ein schönes Stilmittel und so passt es auch, dass manche Szenen etwas oberflächlich wie seine Begegnungen mit Rodin und Freud.

Die Rückblicke empfindet man unterschiedlich. Mahler war kein einfacher Charakter und seine Ehe mit Alma nicht glücklich. Er blickt auf den knapp 128 Seiten auf sein Leben von der Kindheit bis zu jenem Tag auf dem Schiff zurück. Man erfährt wie er Alma kennenlernt, über die Heirat mit ihr, ihre Liebe zu einem Baumeister, den Tod der ältesten Tochter und sein Weg zur Musik bis hin zu seiner 8. Symphonie, der “Symphonie der Tausend”.

All diese Episoden lässt Seethaler Mahler lakonisch, melancholisch und reflektiert sein Leben erzählen. Dadurch entsteht auch eine gewisse Distanz, weil man immer nur Mahlers Sicht auf sein Leben sieht und nicht die Einschätzung von Alma und seiner Tochter Anna.

Sprachlich ist “Der letzte Satz” wieder ein Genuss. Seethaler schafft wundervolle Sätze wie

“Sie ist mein Glück. Ich weiß nicht, ob ich sie verdient habe. Du kannst dir die Liebe nicht verdienen.” (S. 55)

über seine Frau Alma, die um einiges jünger war als er.

Oder als Mahler erkennt, dass er bald Sterben wird

Ich hätte noch so viel mehr komponieren können. Es fühlt sich an, als hätte ich gerade erst angefangen, dabei ist es schon wieder zu Ende. So ist es also mit dem Sterben, dachte er. Stillhalten und warten.” (S. 30)

Sätze, die berühren und das Buch gefällig machen. Was leider dem Protagonisten Gustav Mahler nicht gelingt, sei es wegen der geringen Seitenzahl des Romans, der für mich mehr eine Novelle als ein solcher ist, oder einfach daran, dass Seethaler nur ein Ausschnitt aus Mahlers Leben nimmt und es einfach keine Biografie ist.

Interessant ist wie Seethaler Mahlers Tod in der Novelle darstellt. Der Schiffsjunge, der Mahler auf der Amerika betreute, nun als Hafenarbeiter arbeitet, erfährt vom Wirt das Mahler verstorben ist und bekommt von der Beisetzung erzählt. Ein feiner Kniff, der die Novelle wieder rund macht.

Fazit

“Der letzte Satz” von Robert Seethaler ist eine feine kleine Novelle über die letzte Atlantiküberquerung Gustav Mahlers nach New York. Sprachlich mit schönen Sätzen, aber auch etwas distanziert im Stil.

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Bibliografische Angaben
Autor: Seethaler, Robert  Übersetzer: Titel: Der letzte Satz Originaltitel: —  Reihe: —  Band:Seiten: 128 ISBN978-3-446-26788-6 Preis: 19,00 € (Hardcover); 14,99 € (E-Book) Erschienen: 03.08.2020 bei Hanser Berlin

 

Für die Bereitstellung des Besprechungsexemplars bedanke ich mich herzlichst bei

und

Eure

Kerstin

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