Gestern erst angekündigt und heute geht es bereits los. Mein erstes Buch für die neue Kategorie Wörterkatze liest ist “Nikolaikirche” von Erich Loest.
Klappentext von der Verlagsseite:
Ein Leipziger Familie zu DDR Zeiten
>Auf alles war die Staatsmacht vorbereitet, nur nicht auf Widerstand mit Gebeten und Kerzen. Von den Friedensgebeten in der Leipziger Nikolaikirche aus wuchs der Wille zur Freiheit. Frauen und Männer der Kirchengruppen, Pfarrer und Geheimdienstleute sind die Figuren dieses Romans. Weit in die Vorgeschichte greift die Handlung, denn was an diesem 9. Oktober 1989 geschah, hat seine Wurzeln in den vergangenen Jahrzehnten . . .
Prolog
Es ist März 1985 und ich wohne einer Sitzung des Ministeriums für Staatssicherheit (MfS) bei. Hauptmann Alexander Bacher wird beauftragt die Kirchengruppen in Leipzig und Umgebung zu überwachen, denn von dort ist mit Widerstand zu rechnen.
Alexander Bacher, Sohn eines mittlerweile verstorbenen Generals der MfS, sieht darin die Chance zum Aufstieg in der Partei und macht sich mit großem Tatendrang ans Werk. Nachdem er zur Nikolaikirche geht um diese zu beobachten, kommt er zu dem Schluss, dass die direkte Beobachtung nicht seine Aufgabe sei, sondern die von seinem Team.
Der Prolog ist sehr nüchtern geschrieben und er ängstigt einen auch. Für viele Menschen waren die Kirchen damals der Zufluchtsort und aus den bereits zu Beginn der 80er Jahre begonnen Friedensgebeten, die an einem Montag stattfanden, daher auch der Begriff Montagsgebete, entstanden später die Montagsdemonstrationen.
Eine Spielverderberin
Nun begegnen wir weiteren Mitgliedern der Familie Bacher. Zu Beginn Astrid Protter, die Schwester von Hauptmann Bacher, sie ist unzufrieden mit einem Bericht ihres Arbeitgebers und macht ihrem Unmut zu Hause bei ihrem Mann Harald Protter Luft. Ihre Wut ist so groß, dass sie der 1. Mai Demonstration fernbleibt und sich lieber krank stellt. Ihr Mann und ihre Tochter Silke, eine junge FdJlerin, gehen allerdings hin.
Schließlich kann Astrid sich nicht mehr zurückhalten und in der Sitzung, auf dem der Bericht über die Maßnahmen gegen die desolaten Schulgebäude von allen unterzeichnet werden soll, macht sie ihrem Unmut über die Fehler im Bericht deutlich. Aber ihr Chef Katzmann lässt sie auflaufen und auch ihre Kollegen halten sich bedeckt. Nur nicht aufmucken lautet die Devise, denn man kann ja abgeschoben werden. Astrid wird erst einmal eine Krankschreibung empfohlen, auch eine Möglichkeit jemanden kalt zu stellen, und sie nimmt diese auch wahr. Aber sie hadert weiter und die ersten Zweifel am System sind gesät.
Man bekommt einen kurzen Einblick in das Familienleben der Protters, das auch nicht ganz so einfach ist. Erich Loest lässt seine Protagonistin Astrid, dabei über ihr Eheleben nachdenken und man erkennt, dass sie nicht nur im beruflichen Bereich, sondern auch im privaten, unzufrieden ist.
Gerade hier bin ich gespannt, wie es weiter geht. Denn an vieles kann ich mich nach nun mehr 18 Jahren nicht mehr erinnern und es ist für mich zur Zeit so als würde ich das Buch zum ersten Mal lesen.
Allerdings beeindruckt mich mal wieder Erich Loest Schreibstil, denn nun wird es emotionaler und er gibt seiner Figur Tiefe.