Und weiter geht es mit der “Nikolaikirche” von Erich Loest. Gestern Abend war Lesenacht im Büchertreff und so konnte ich noch einiges lesen. Meine Eindrücke will ich euch natürlich nicht vorenthalten.
Klappentext von der Verlagsseite:
Ein Leipziger Familie zu DDR Zeiten
>Auf alles war die Staatsmacht vorbereitet, nur nicht auf Widerstand mit Gebeten und Kerzen. Von den Friedensgebeten in der Leipziger Nikolaikirche aus wuchs der Wille zur Freiheit. Frauen und Männer der Kirchengruppen, Pfarrer und Geheimdienstleute sind die Figuren dieses Romans. Weit in die Vorgeschichte greift die Handlung, denn was an diesem 9. Oktober 1989 geschah, hat seine Wurzeln in den vergangenen Jahrzehnten . . .
Eine Spielverderberin Fortsetzung und Rückblick
Einen Einblick in die Familie Protter und Bacher habe ich bereits bekommen. Astrid Protter ist unzufrieden mit ihrer beruflichen wie auch privaten Situation und die ersten Zweifel am System sind gesät. Ein weiteres Problem wird ihr Bruder Hauptmann Alexander Bacher sein, der einen wichtigen Posten beim Ministerium für Staatssicherheit inne hat. Er soll nun die Kirchengemeinden in Leipzig und Umgebung mit einem Team beobachten, denn von dort wird gegen das Regime agiert.
Erstaunlich finde ich Astrid, die aus einer regimetreuen Familie kommt, ihr Vater war General bei der MfS und auch ihre Mutter schwärmt immer noch von früher. Astrid hingegen versucht etwas zu verändern und vor allem im Beruf. Sie arbeitet in der Baubehörde und versucht gerade einen Bericht zu verhindern, der nicht alle Mängel an den Schulgebäuden aufzählt. Aber da wird sie von ihrem Chef ausgebremst und erst einmal kalt gestellt.
Das erste Kapitel ist gelesen und der Schreibstil von Loest ist unterschiedlich. Mal wie ein Berichterstatter, vor allem wenn es um das MfS geht und ihre Abhörmethoden und dann wieder emotional wenn es um Astrid und ihre Familie geht.
Nach Astrids Vater, der verstorbene General, ist eine Straße benannt worden und über das familiäre Bündnis muss ich schon etwas schmunzeln. Denn viel zu sagen haben sich die Bachers nicht. Mutter Bacher ist zwar immer noch regimetreu, aber sie hat auch eine verwegene Vergangenheit. Außerdem gab es einen Rückblick ins Jahr 1957: Vater Bacher ist zu einem Oberst vorgeladen worden und soll einen ehemaligen Bekannten, der in den Westen geflohen ist, wieder zurück bringen.
Stille Hunde
Im zweiten Kapitel mit dem Titel “Stille Hunde” kommt nun der Pastor der Nikolaikirche ins Spiel. Ein Theologiestudent namens Vockert trifft sich mit ihm und klagt ihm sein Leid. Er weiß nicht, was er machen soll, aber fertig studieren will er erst einmal nicht. Der Pastor gibt ihm einen Rat, aber Vockert ist mit diesem nicht zufrieden. Danach sinniert Pastor Ohlmann, so heißt der gute Mann, über seinen Gesprächskreis mit Ausreisewilligen nach und fragt dabei Martin Luther um Rat.
Dieser erste Teil des zweiten Kapitels hat mir wieder gut gefallen, denn es wieder etwas lockerer geschrieben, obwohl es um ein ernstes und gefährliches Thema geht. Bin schon gespannt wie es weiter geht, denn das nächste Unterkapitel hat wieder mit Alexander Bacher zu tun.
Hauptmann Bacher versucht ein Team zusammenzustellen, dass ihm bei der Überwachung der Kirchengemeinden hilft. Dazu trifft er sich mit einem Hundeführer – was man da so alles über die verschiedenen Hunderassen und ihre Jagdeigenschaften erfährt, man merkt Loest holt weit aus. Aber sei es mal so.
Auch wird in diesem Teil wieder das perfide System der SED deutlich. Alles wird von oben einen aufgedrückt, welches Studium man machen darf und ob man überhaupt studieren darf, ob man Zusatzstudien machen darf, den Beruf wechseln darf – Himmel in so einer Welt wollte ich nicht leben und leider war dies ja die Wirklichkeit und nicht einfach nur eine Vorstellung.
Bacher überlegt, als er seine Schwester Astrid besucht, wie es mit der Partei und auch dem Land weiter geht und ob alles so richtig ist. Schwankt er? Ich denke nicht, er merkt nur, dass nicht alles mehr so eindeutig ist und er weiß ja auch, dass die SED keinen aus ihren Fängen lässt. Daher versucht er auch nicht seine Familie beim MfS unterzubringen, obwohl sie dieses gerne sehen würden.
Nun gibt es im dritten Teil mal wieder einen Rückblick auf das Jahr 1957 und es hat garantiert etwas mit dem alten Bekannten von Mutter und Vater Bacher zu tun. Sie haben Bornowski, den alten Bekannten der Bachers entführt. Wie sie es gemacht haben, wird von Bornowski nur vermutet. Aber er verhält sich bei dem miesen und hinterhältigen Verhör sehr tapfer und gibt nicht viel preis. Allerdings finde ich es ziemlich erschreckend weshalb sie ihn entführt haben, wegen einen Foto! Nicht zu fassen, aber das Regime ist einfach erschreckend.
Im übrigen waren die Titelüberschriften bisher sehr passend gewählt. Nun werde ich mich an das dritte Kapitel wagen mit dem Titel “Teufelskreis”.
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Eine Antwort auf „Wörterkatze liest … – Nikolaikirche #2“
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