Top Ten Thursday ist von Steffis Bücher Bloggeria initiiert worden und nun habe ich mich entschlossen auch mal teilzunehmen. Die Aufgabe für heute lautet:
Eure 10 Highlights aus 2014
Oryx und Crake: Die gute Margaret Atwood hat damit für mich die Dystopie schlechthin geschrieben. Die Stimmung ist zum einen sehr erdrückend, aber den Schreibstil und die Charakterisierung ihrer Protas ist einmalig. Es ist ein richtiges Endzeitszenario mit nur noch wenigen Menschen auf der Erde.
Breaking News: Frank Schätzing hat mir mit diesem Buch den israelisch-palästinensischen Konflikt näher gebracht. Die historischen Fakten zu Israel sind gut recherchiert und was ich genial fand er wertet nicht, sondern erzählt einfach.
Die Orangen der Präsidenten: Abbas Khider beschreibt den Gefängnisaufenthalt eines zu Unrecht inhaftierten jungen Irakers, der einfach zur falschen Zeit am falschen Ort war. Erschreckend und traurig zu gleich.
Die Wahrheit über den Fall Harry Quebert: Joel Dicker hat mich mit dem Buch total begeistert. Die Geschichte war so komplex erzählt, dass man bis zum Ende hin nicht wirklich wusste was passiert ist. Das Buch muss ich unbedingt noch einmal lese.
Das Rosie-Projekt: Selten habe ich während eines Buches so gelacht und den Kopf geschüttelt wie bei Graeme Simsion und seinen Protagonisten Don Tillman, der mit Hilfe eines selbst erdachten Fragebogens eine Ehefrau sucht. Sehr humorvoll und ein traumhaftes Buch.
Darm mit Charme: Guilia Enders erzählt so locker und flockig von unserem Darm, dass hier Lachen einfach vorprogrammiert war. Ein Sachbuch, dass mich sehr begeistert hat.
Und in mir der unbesiegbare Sommer: Steht für alle Jugendbücher des vergangenen Jahres, die ich zum Thema 2. Weltkrieg und Vertreibung gelesen habe. Ruta Sepetys hat die Geschichte um Lina und ihre Familie, die während der Stalinzeit aus Litauen vertrieben wurden und ins Arbeitslager nach Sibirien mussten, packend und eindringlich erzählt.
Joyland: Stephen King hat mich mit diesem Buch in den Bann gezogen. Es nicht unbedingt ein Krimi, obwohl Krimi-Elemente vorkommen, sondern vielmehr ein Roman über das Erwachsenwerden.
Der Außenseiter: Ein super trauriges, aber auch ein tolles Buch über das Sittenbild und Standesdenken der 50er Jahre in England.
Die Heilerin und der Feuertod: Ein historischer Roman mit Krimielementen um die junge Aleke, die um 1370 in Braunschweig, versucht ihren Halbbruder aus dem Kerker zu bekommen. Die Geschichte wurde gekonnt in das Zeitgeschehen zur zweiten Schicht in Braunschweig eingefügt.
»Die Seiten der Welt« von Phantastik-Bestseller-Autor Kai Meyer – EIN MAGISCHER ROMAN VOLLER PHANTASTISCHER ABENTEUER
„Während sie die Stufen zur Bibliothek hinablief, konnte Furia die Geschichten schon riechen: den besten Geruch der Welt.“
Furia Salamandra Faerfax lebt in einer Welt der Bücher. Der Landsitz ihrer Familie birgt eine unendliche Bibliothek. In ihren Tiefen ist Furia auf der Suche nach einem ganz besonderen Buch: ihrem Seelenbuch. Mit ihm will sie die Magie und die Macht der Worte entfesseln. Doch dann wird ihr Bruder entführt, und Furia muss um sein Leben kämpfen. Ihr Weg führt sie nach Libropolis, die Stadt der verschwundenen Buchläden, und an die Grenzen der Nachtrefugien. Sie trifft auf Cat, die Diebin im Exil, und Finnian, den Rebellen. Gemeinsam ziehen sie in den Krieg – gegen die Herrscher der Bibliomantik und die Entschreibung aller Bücher.
2. Wie lautet der erste Satz auf deiner aktuellen Seite?
“Du liebe Güte!”, entfuhr es Direktor Kyriss.
3. Was willst du unbedingt aktuell zu deinem Buch loswerden? (Gedanken dazu, Gefühle, ein Zitat, was immer du willst!)
Das Cover ist allein schon ein Hingucker, aber auch der Einband vorne die goldene Kugel, innen drinnen ein Bücherregal mit der Schrift Ex Libris, dann noch die wundervolle Zeichnung auf dem Titelblatt von “Die Seiten der Welt”. Das ganze Buch ist von der Erscheinung noch toll und dann schafft es Kai Meyer tatsächlich auch noch mich mit wenigen Seiten direkt in die Geschichte um Furia, die Bibliomantik, Libropolis und der Entschreibung der Bücher hinein zu ziehen. Das gelingt nicht jeden. Hut ab, Herr Meyer. Hinzu kommen noch die vielen kleinen Details: der laufende Sessel, die sprechende Leselampe, Ypsilonzett (der Bücherschwarm), dann die Origami-Vögel, die Erwähnung von Haye-on-Wye, der Bücherstadt in Wales und die Schnabelbücher – ach, das ganze Buch ist einfach nur schön. Ich könnte die ganze Zeit davon schwärmen, sei es die Gestaltung der Figuren, die wiederum sehr detailreich ist, sei es das Setting sowohl in London, Libropolis oder im alten Herrenhaus oder in der unterirdischen Bibliothek. Und gerade weil es um Bücher, Bibliotheken, der Liebe zum Lesen geht, gefällt mir das Buch so gut.
4. Wir sind nun angekommen in 2015 und wir hoffen ihr seid alle gut, aber nicht zu weit gerutscht :) Lasst doch einmal 2014 Revue passieren, welches Buch oder welche Reihe war euer Highlight und warum?
Ich hatte im vergangenem Jahr nicht nur ein Lese-Highlight, sondern mehrere: Zum einen “Die Heilerin und der Feuertod” von Christiane Lind, sie erzählt von Braunschweig um 1370 und von der jungen Aleke, die versucht einen Mord aufzuklären und sich dabei auch verliebt und so einiges über ihre Vergangenheit erfährt. Dann noch von Grame Simsion “Das Rosie-Projekt” in dem Don Tillman heiraten will und seine Frau sich nach einen Fragenkatalog aussucht. Sehr lustig und wunderschön erzählt. Außerdem “Und in mir der unbesiegbare Sommer” von Ruta Sepetys – ein Jugendroman zur Stalinzeit über Vertreibung, Verschleppung, Arbeitslager, der mich sehr berührt und traurig gemacht hat. “Breaking News” von Frank Schätzing hat mich durch seine geschichtlichen Hintergründe zum israelisch-palästinensischen Konflikt und wegen der Person Ariel Scharon interessiert – das Buch ist spannend aber auch sehr lang, daher braucht man schon etwas Geduld auch wegen Tom Hagen, den Korrespondenten, der doch sehr widersprüchlich ist. Mit “Oryx und Crake” von Margaret Atwood habe ich für mich die Dystopie schlechthin gelesen, sie war einfach nur der Hammer und auch ziemlich erschreckend. Dann gab es mit “Der Außenseiter” von Sadie Jones ein weiteres Buch, dass mich wieder sehr berührt hat, durch die Umstände die Lewis erlebt und auch durch das erschreckende Bild vom englischen Landleben der fünfziger Jahre des 20. Jahrhunderts.
Crake und Jimmy sind Freunde, und sie lieben dieselbe Frau: die rätselhafte Oryx. Sie leben in einer ständig von Klimakatastrophen bedrohten Welt in einer gar nicht so fernen Zukunft. Crake, ein Genie genetischer Manipulation, ist Wissenschaftler und arbeitet an der Entwicklung neuer Medikamente, die die Menschen gegen Epidemien im Gefolge der Umweltkatastrophen immunisieren sollen, aber er verfolgt darüber hinaus ganz eigene Pläne.
Margaret Atwood, geboren 1939 in Ottawa, gehört zu den bedeutendsten Erzählerinnen unserer Zeit. Ihr »Report der Magd« wurde zum Kultbuch einer ganzen Generation. Bis heute stellt sie immer wieder ihr waches politisches Gespür unter Beweis, ihre Hellhörigkeit für gefährliche Entwicklungen und Strömungen. Sie wurde vielfach ausgezeichnet, unter anderem mit dem renommierten Man Booker Prize und dem Nelly-Sachs-Preis. Margaret Atwood lebt in Toronto.
Erster Satz:
Schneemensch, erwacht vor Tagesanbruch.
Aufbau:
“Oryx und Crake” der erste Teil der Madd-Addam-Trilogie umfasst 15 Kapitel mit 53 Unterkapiteln, die alle benannt sind. Insgesamt hat “Oryx und Crake” 384 Seiten.
Inhalt:
Die Erde, wie wir sie kennen, existiert nicht mehr. Wir haben sie zerstört und der letzte Mensch auf Erden ist Schneemensch, ehemals Jimmy, hat die Zerstörung der Erde überlebt. Bei ihm ist eine Gruppe Craker, für die er sich verantwortlich fühlt, denn sie sind von Crake geschaffene Wesen, die nun auf der Erde leben sollen. Und er kannte Crake, der für dies alles verantwortlich ist und auch Oryx, die die Craker als ihrer Lehrerin und Beschützerin ansehen.
Meinung:
“Oryx und Crake” benannt nach einer Antilope und einer Rothalsralle ist ein düsterer und bedrückender Roman, aber auch unheimlich gut geschrieben. Margaret Atwood hat eine Welt erschaffen, die grauenvoller und düsterer nicht sein könnte. Nichts von unseren technischen und gesellschaftlichen Errungenschaften existiert mehr, denn wir haben es vernichtet.
Düster wahrlich, aber auch sehr kritisch beschreibt Margaret Atwood unsere Welt, die sie durch Rückblicke von Schneemensch uns deutlich macht. Eine hochtechnologisierte Welt, die sich abschottet in Bereiche, in die anderen keinen Zutritt haben, extremer Wohlstand auf der einen Seite und Armut auf der anderen Seite, Kriminalität bis ins äußerste und Wirtschaftsunternehmen, die immer nach nur mehr Gewinn streben. Wenn man es genauer betrachtet, sehr realistisch und nah an unserer heutigen Zeit.
Wo mich sonst Rückblenden stören, finde ich sie hier erhellend und einleuchtend. Man erkennt den ganzen Wahnsinn nach und nach, deutlicher wird dies nur noch durch die zynische bzw. sarkastische Erzählweise Schneemenschs. Margaret Atwood hält uns deutlich den Spiegel vor und schafft mit “Oryx und Crake” eine Medien-, Wissenschafts- und Gesellschaftskritik, die mehr als gut gelungen ist. Denn geht es heute nicht immer um mehr und noch mehr, nimmt die Gier in der Gesellschaft nicht immer mehr zu?
Neben dieser kritischen Herangehensweise an unsere Welt hat mich noch mehr die Charakterisierung der handelnden Personen begeistert und ihre Motive. Schneemensch oder auch Jimmy genannt ist zynisch, aber auch sehr einfach gestrickt und denkt nicht viel über die Welt nach, er will eigentlich nur sein Leben leben. Wäre da nicht Crake, sein Freund aus Schultagen, der sehr intelligent ist und sieht wie die Welt aus den Fugen gerät. Und genau diese Welt durch die Craker ersetzen will, nur dann könnten Flora und Fauna weiter existieren. Denn sie würden nicht so mit ihr umgehen. Zu guter Letzt noch Oryx, die aus der Welt jenseits der gesicherten Gebiete stammt – den Plebsland – sie ist vielschichtiger in ihrem Charakter als Crake und Schneemensch. Sie ist der emotionale Part des dystopischen Romans von Margaret Atwood, wobei Crake die Kälte darstellt und Schneemensch die Gleichgültigkeit.
Ein weiteres Plus des Romans ist die Sprache. Sie ist einfach gehalten und “Oryx und Crake” lässt sich trotz der Thematik leicht und flüssig lesen. Bis zum Ende hin hat mich das Buch gepackt, denn die sich stetig verknüpfenden Handlungsstränge haben mich auch emotional gepackt.
“Oryx und Crake” ist mehr als nur ein dystopischer Roman, er spielt mit den Gegensätzen und hat mich auf eine Achterbahnfahrt an Emotionen mitgenommen. Manches machte mich nachdenklich, manches erkannte ich wieder, bei anderen Dingen dachte ich nur, kann dies wirklich passieren, dann gab es wieder Momente des Humor und der Entspannung ehe es wieder heftiger und kritischer wurde.
Worauf ich mich einließ, konnte ich schon an den beiden vorangestellten Zitaten aus “Gullivers Reisen” von Jonathan Swift und “Der Leuchtturm” von Virginia Woolf erkennen. Mit beiden gibt sie den Hinweise auf ihr Buch. Darauf, dass sie “reine Tatsachen in schlichtester Art und Weise und einfachsten Stil zu erzählen” vermag und auch dass, man nicht einfach “auswendig lernen [kann], wie es in der Welt zuging” . Beide Zitate passen genau zum Buch. Eines zum Erzählstil und das andere eindeutig zur Handlung und unserer Welt.
Fazit
“Oryx und Crake” ist anders als andere Dystopien, realitätsnaher, wissenschaftlicher und hat mich restlos überzeugt, so dass ich es gutes Gewissens weiter empfehlen kann. Absolut Lesenswert!
Buchinfo: Margaret Atwood – Oryx und Crake Taschenbuch 384 Seiten Berlin Verlag 2014 ISBN-13: 978-3-8333-0963-2 Preis: 10,99 €
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