Bücher mit einem historischen Hintergrund faszinieren mich immer wieder und so hat mich “Dreieinhalb Stunden” von Robert Krause, welches die fiktive Fahrt des Interzonenzugs D151 von München nach Ost-Berlin am 13. August 1961 erzählt, besonders interessiert. Wie mir nun das Buch gefallen hat, erfahrt ihr, wenn ihr weiterliest.
Hier ist nun der dritte Teil der “Nikolaikirche” von Erich Loest. Dieses Mal gab es einiges an Rückblicken.
Klappentext von der Verlagsseite: Ein Leipziger Familie zu DDR Zeiten
>Auf alles war die Staatsmacht vorbereitet, nur nicht auf Widerstand mit Gebeten und Kerzen. Von den Friedensgebeten in der Leipziger Nikolaikirche aus wuchs der Wille zur Freiheit. Frauen und Männer der Kirchengruppen, Pfarrer und Geheimdienstleute sind die Figuren dieses Romans. Weit in die Vorgeschichte greift die Handlung, denn was an diesem 9. Oktober 1989 geschah, hat seine Wurzeln in den vergangenen Jahrzehnten . . .
Teufelskreis
Wieder einmal passt der Titel des Kapitels genau zum Inhalt. Zunächst erfahren wir, dass Bornowski scheinbar die Zeit im Gefängnis überstanden hat und wieder im Westen weilt. Allerdings hat er einen noch größeren Hass auf das SED-Regime entwickelt als früher. Er beschließt noch einmal in die DDR zu reisen, aber sein Chefredakteur will dies nicht. Denn er befürchtet, dass Bornowski zu Konfrontationen führen wird. Loest kritisiert deutlich in dem Bornowski Part wie sehr sich die Bundesrepublik mit der DDR arrangiert hat. Politiker fliegen einfach mal so rüber und es gibt Wirtschaftsabkommen, und es darf ja kein Aufsehen gemacht, auch nicht im Westen darüber. “Kalter Krieg” war einmal, so auch der Chefredakteur. Für Bornowski ist dies nur schwierig zu verdauen, wer kann es ihm verdenken, eingesperrt in Bautzen. Dennoch will er noch mal in die Zone, tja weshalb eigentlich? Die Frage stelle ich mir auch. Will er abrechnen mit den Leuten von damals? Will er Mutter Bacher wieder treffen? Mal sehen. Jedenfalls gab es auch in diesem knappen Teil wieder einiges an Recherche Material. Zume einen bezieht sich Bornowski auf die Schlussakte von Helsinki und dass sich die DDR in seinem Fall nicht dran gehalten hat. Auch kritisiert er den Interzonenhandel zwischen den beiden deutschen Staaten.
Was aber geschah mit Astrid in der Zeit von Juli 1985 bis März 1986? Sie wurde noch öfters krank geschrieben und auch ihre Heilung ist noch immer nicht vollzogen. Ist es nun eine tief gehende Depression wie ihre Ärztin meint oder doch eher der Zweifel am System? Auch frage ich mich in dem ihr gewidmeten Kapitel, ob sie paranoid wird oder nur äußerst wachsam in diesem System geworden ist? Denn die Szene mit dem Foto wirft einige Fragen auf.
In den beiden darauf folgenden Unterkapiteln gibt es wieder eine Rückblende. Beide haben mit der Familie Bacher zu tun und die erste gibt vermutlich auch einen Hinweis auf Astrids späteres Leben und ihre Gedankengänge. 1958 soll Astrid einen General zum Geburtstag gratulieren und wird richtig auf diesen Tag vorbereitet: Wie sie sich verhalten soll; Was sie sagen soll! Himmel, mehr Drill ging wohl nicht und auch ihr Vater hat in diese Richtung gedacht.
Die nächste Rückblende geht weit zurück bis in den Zweiten Weltkrieg ins Jahr 1943. Vater Bacher ist Kommunist und zu den Partisanen übergelaufen in Belorussland. Sehr nüchtern wird die Gefangennahme eines jungen Wehrmachtssoldaten durch die Partisanen berichtet und gerade diese nüchterne Art von Loest macht diese Episode so erschreckend. Von Empathie ist hier nichts zu spüren. Inwieweit dieses Unterkapitel überhaupt mit der gesamten Handlung um die Nikolaikirche zu tun hat, weiß ich noch nicht. Vielleicht wollte Loest dem Leser auch nur Vater Bachers Vergangenheit näher bringen.
Und weiter geht es mit der “Nikolaikirche” von Erich Loest. Gestern Abend war Lesenacht im Büchertreff und so konnte ich noch einiges lesen. Meine Eindrücke will ich euch natürlich nicht vorenthalten.
Klappentext von der Verlagsseite: Ein Leipziger Familie zu DDR Zeiten
>Auf alles war die Staatsmacht vorbereitet, nur nicht auf Widerstand mit Gebeten und Kerzen. Von den Friedensgebeten in der Leipziger Nikolaikirche aus wuchs der Wille zur Freiheit. Frauen und Männer der Kirchengruppen, Pfarrer und Geheimdienstleute sind die Figuren dieses Romans. Weit in die Vorgeschichte greift die Handlung, denn was an diesem 9. Oktober 1989 geschah, hat seine Wurzeln in den vergangenen Jahrzehnten . . .
Eine Spielverderberin Fortsetzung und Rückblick
Einen Einblick in die Familie Protter und Bacher habe ich bereits bekommen. Astrid Protter ist unzufrieden mit ihrer beruflichen wie auch privaten Situation und die ersten Zweifel am System sind gesät. Ein weiteres Problem wird ihr Bruder Hauptmann Alexander Bacher sein, der einen wichtigen Posten beim Ministerium für Staatssicherheit inne hat. Er soll nun die Kirchengemeinden in Leipzig und Umgebung mit einem Team beobachten, denn von dort wird gegen das Regime agiert. Erstaunlich finde ich Astrid, die aus einer regimetreuen Familie kommt, ihr Vater war General bei der MfS und auch ihre Mutter schwärmt immer noch von früher. Astrid hingegen versucht etwas zu verändern und vor allem im Beruf. Sie arbeitet in der Baubehörde und versucht gerade einen Bericht zu verhindern, der nicht alle Mängel an den Schulgebäuden aufzählt. Aber da wird sie von ihrem Chef ausgebremst und erst einmal kalt gestellt.
Das erste Kapitel ist gelesen und der Schreibstil von Loest ist unterschiedlich. Mal wie ein Berichterstatter, vor allem wenn es um das MfS geht und ihre Abhörmethoden und dann wieder emotional wenn es um Astrid und ihre Familie geht.
Nach Astrids Vater, der verstorbene General, ist eine Straße benannt worden und über das familiäre Bündnis muss ich schon etwas schmunzeln. Denn viel zu sagen haben sich die Bachers nicht. Mutter Bacher ist zwar immer noch regimetreu, aber sie hat auch eine verwegene Vergangenheit. Außerdem gab es einen Rückblick ins Jahr 1957: Vater Bacher ist zu einem Oberst vorgeladen worden und soll einen ehemaligen Bekannten, der in den Westen geflohen ist, wieder zurück bringen.
Stille Hunde
Im zweiten Kapitel mit dem Titel “Stille Hunde” kommt nun der Pastor der Nikolaikirche ins Spiel. Ein Theologiestudent namens Vockert trifft sich mit ihm und klagt ihm sein Leid. Er weiß nicht, was er machen soll, aber fertig studieren will er erst einmal nicht. Der Pastor gibt ihm einen Rat, aber Vockert ist mit diesem nicht zufrieden. Danach sinniert Pastor Ohlmann, so heißt der gute Mann, über seinen Gesprächskreis mit Ausreisewilligen nach und fragt dabei Martin Luther um Rat.
Dieser erste Teil des zweiten Kapitels hat mir wieder gut gefallen, denn es wieder etwas lockerer geschrieben, obwohl es um ein ernstes und gefährliches Thema geht. Bin schon gespannt wie es weiter geht, denn das nächste Unterkapitel hat wieder mit Alexander Bacher zu tun.
Hauptmann Bacher versucht ein Team zusammenzustellen, dass ihm bei der Überwachung der Kirchengemeinden hilft. Dazu trifft er sich mit einem Hundeführer – was man da so alles über die verschiedenen Hunderassen und ihre Jagdeigenschaften erfährt, man merkt Loest holt weit aus. Aber sei es mal so. Auch wird in diesem Teil wieder das perfide System der SED deutlich. Alles wird von oben einen aufgedrückt, welches Studium man machen darf und ob man überhaupt studieren darf, ob man Zusatzstudien machen darf, den Beruf wechseln darf – Himmel in so einer Welt wollte ich nicht leben und leider war dies ja die Wirklichkeit und nicht einfach nur eine Vorstellung. Bacher überlegt, als er seine Schwester Astrid besucht, wie es mit der Partei und auch dem Land weiter geht und ob alles so richtig ist. Schwankt er? Ich denke nicht, er merkt nur, dass nicht alles mehr so eindeutig ist und er weiß ja auch, dass die SED keinen aus ihren Fängen lässt. Daher versucht er auch nicht seine Familie beim MfS unterzubringen, obwohl sie dieses gerne sehen würden.
Nun gibt es im dritten Teil mal wieder einen Rückblick auf das Jahr 1957 und es hat garantiert etwas mit dem alten Bekannten von Mutter und Vater Bacher zu tun. Sie haben Bornowski, den alten Bekannten der Bachers entführt. Wie sie es gemacht haben, wird von Bornowski nur vermutet. Aber er verhält sich bei dem miesen und hinterhältigen Verhör sehr tapfer und gibt nicht viel preis. Allerdings finde ich es ziemlich erschreckend weshalb sie ihn entführt haben, wegen einen Foto! Nicht zu fassen, aber das Regime ist einfach erschreckend.
Im übrigen waren die Titelüberschriften bisher sehr passend gewählt. Nun werde ich mich an das dritte Kapitel wagen mit dem Titel “Teufelskreis”.
Gestern erst angekündigt und heute geht es bereits los. Mein erstes Buch für die neue Kategorie Wörterkatze liest ist “Nikolaikirche” von Erich Loest.
Klappentext von der Verlagsseite: Ein Leipziger Familie zu DDR Zeiten
>Auf alles war die Staatsmacht vorbereitet, nur nicht auf Widerstand mit Gebeten und Kerzen. Von den Friedensgebeten in der Leipziger Nikolaikirche aus wuchs der Wille zur Freiheit. Frauen und Männer der Kirchengruppen, Pfarrer und Geheimdienstleute sind die Figuren dieses Romans. Weit in die Vorgeschichte greift die Handlung, denn was an diesem 9. Oktober 1989 geschah, hat seine Wurzeln in den vergangenen Jahrzehnten . . .
Prolog
Es ist März 1985 und ich wohne einer Sitzung des Ministeriums für Staatssicherheit (MfS) bei. Hauptmann Alexander Bacher wird beauftragt die Kirchengruppen in Leipzig und Umgebung zu überwachen, denn von dort ist mit Widerstand zu rechnen. Alexander Bacher, Sohn eines mittlerweile verstorbenen Generals der MfS, sieht darin die Chance zum Aufstieg in der Partei und macht sich mit großem Tatendrang ans Werk. Nachdem er zur Nikolaikirche geht um diese zu beobachten, kommt er zu dem Schluss, dass die direkte Beobachtung nicht seine Aufgabe sei, sondern die von seinem Team.
Der Prolog ist sehr nüchtern geschrieben und er ängstigt einen auch. Für viele Menschen waren die Kirchen damals der Zufluchtsort und aus den bereits zu Beginn der 80er Jahre begonnen Friedensgebeten, die an einem Montag stattfanden, daher auch der Begriff Montagsgebete, entstanden später die Montagsdemonstrationen.
Eine Spielverderberin
Nun begegnen wir weiteren Mitgliedern der Familie Bacher. Zu Beginn Astrid Protter, die Schwester von Hauptmann Bacher, sie ist unzufrieden mit einem Bericht ihres Arbeitgebers und macht ihrem Unmut zu Hause bei ihrem Mann Harald Protter Luft. Ihre Wut ist so groß, dass sie der 1. Mai Demonstration fernbleibt und sich lieber krank stellt. Ihr Mann und ihre Tochter Silke, eine junge FdJlerin, gehen allerdings hin.
Schließlich kann Astrid sich nicht mehr zurückhalten und in der Sitzung, auf dem der Bericht über die Maßnahmen gegen die desolaten Schulgebäude von allen unterzeichnet werden soll, macht sie ihrem Unmut über die Fehler im Bericht deutlich. Aber ihr Chef Katzmann lässt sie auflaufen und auch ihre Kollegen halten sich bedeckt. Nur nicht aufmucken lautet die Devise, denn man kann ja abgeschoben werden. Astrid wird erst einmal eine Krankschreibung empfohlen, auch eine Möglichkeit jemanden kalt zu stellen, und sie nimmt diese auch wahr. Aber sie hadert weiter und die ersten Zweifel am System sind gesät.
Man bekommt einen kurzen Einblick in das Familienleben der Protters, das auch nicht ganz so einfach ist. Erich Loest lässt seine Protagonistin Astrid, dabei über ihr Eheleben nachdenken und man erkennt, dass sie nicht nur im beruflichen Bereich, sondern auch im privaten, unzufrieden ist. Gerade hier bin ich gespannt, wie es weiter geht. Denn an vieles kann ich mich nach nun mehr 18 Jahren nicht mehr erinnern und es ist für mich zur Zeit so als würde ich das Buch zum ersten Mal lesen. Allerdings beeindruckt mich mal wieder Erich Loest Schreibstil, denn nun wird es emotionaler und er gibt seiner Figur Tiefe.
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