[Buchbesprechung] Sadie Jones – Der Außenseiter

Der Aussenseiter von Sadie JonesKlappentext von der Verlagsseite:

Fern der Routine des Kleinstadtlebens genießt es Lewis, mit seiner schönen, rastlosen Mutter durch die Wälder zu streifen – bis an einem Sommertag am Fluss ein schreckliches Unglück geschieht. Lewis bleibt verstört zurück. Als ihm wenige Monate später die junge Alice als Stiefmutter vorgestellt wird, entladen sich seine Trauer und Wut schließlich in einer Katastrophe …

Ein Roman von überwältigender Schönheit, eine leidenschaftliche, spannende Geschichte über einen jungen Mann, der immer tiefer in einen Strudel aus Verzweiflung und enttäuschter Hoffnung gerät und doch bedingungslose Liebe erfährt.

Autoreninfo von der Verlagsseite:
Sadie Jones, 1967 in London geboren, arbeitete als Drehbuchautorin, unter anderem für die BBC. 2005 verfilmte John Irvin ihr Drehbuch „The Fine Art of Love“ mit Jacqueline Bisset in der Hauptrolle. Ihr preisgekröntes Romandebüt „Der Außenseiter“ (2008) wurde in Großbritannien auf Anhieb ein Nr.-1-Bestseller und war auch in Deutschland ein großer Presse- und Publikumserfolg. „Der ungeladene Gast“ ist ihr dritter Roman.

Erster Satz:

Niemand würde ihn abholen, dachte er, während er beobachtete, wie die drei Männer vor ihm ihre Sachen in Empfang nahmen, die Papiere unterzeichneten und hinausgingen.

Aufbau:

“Der Außenseiter” umfasst 416 Seiten aufgeteilt in drei Teile, Prolog und Dank. Einzelnen Kapiteln ist eine Zeitangabe vorangestellt. Die Zeitraum der Handlung geht von 1945 bis 1957.  Sadie Jones schreibt in der auktorialen Erzählform.

Inhalt:

Der 10-jährige Lewis hat eine sehr enge Beziehung zu seiner Mutter, die sich in der Zeit als sein Vater im Zweiten Weltkrieg war, sehr um ihn kümmerte und auch verwöhnte. Sein Vater hingegen ist nach dem er aus dem Krieg kommt, weniger herzlich zu ihm, und als dann Lewis’ Mutter im Fluss ertrinkt, kommt er noch weniger mit dem Jungen klar. Schließlich heiratet er fünf Monate nach dem Tod seiner Frau wieder und Lewis blieb mit seinem Leid alleine. In der Jugend rebelliert er und kommt ins Gefängnis. Als er zwei Jahre später aus dem Gefängnis entlassen wird und zurück nach Watford kommt, hat der Ort nicht vergessen und er wird zum Außenseiter.

Meinung:

Selten haben mich Charaktere in einem Buch so sprachlos gemacht wie bei “Der Außenseiter” von Sadie Jones. Sadie Jones macht es einem wirklich schwer einen Sympathieträger in dem Buch zu finden. Sowohl Lewis’ Eltern auch der ehrwürdige und despotische Carmichael tragen wenig an Sympathie bei. Lediglich Lewis und die kleine Kit habe ich näher ins Herz geschlossen, wobei ich so manches Verhalten von Lewis auch nicht gut heiße.

Aber genau diese Charaktere, die wirklich alles andere als sympathisch sind, machen “Der Außenseiter” aus. Jones gelingt es in ihrem Debütroman, ein Gesellschaftsbild der 50er Jahre in England zu zeichnen, das sowohl von Doppelmoral als auch von Abhängigkeit handelt.

Einfühlsam beschreibt sie die Hilflosigkeit von Lewis nach dem Tod seiner Mutter und den Schrei nach Hilfe, Liebe und Verständnis. Sehr oft habe ich während des Lesens geschluckt und habe mir gewünscht, dass Lewis’ Vater oder seine junge Stiefmutter Alice seine Hilflosigkeit sehen und ihn mal in dem Arm nehmen. Aber nein, für sie war er nur eine Belastung und dies haben sie ihn auch spüren lassen. So oft habe ich den Kopf geschüttelt um die Begriffstutzigkeit bei den beiden. Alice mag vielleicht noch zu jung gewesen zu sein, aber Gilbert – Lewis Vater – hätte es sehen müssen. Aber für ihn war er nur schwierig und er kam auch selber mit seinem Verlust nicht zu Recht. Dies wird auch von den Dorfbewohnern erwähnt, dass Alice eine Trosthochzeit sei. Weder war dies für Alice hilfreich, noch für den armen Lewis. Die Zeit in der Armee trägt ein Übriges dazu bei, denn Herzlichkeit und Empathie ist für Gilbert ein Fremdwort.

Ein weiterer schwerwiegender Faktor in der Geschichte ist das Dorfleben, das geprägt ist durch die sonntäglichen Kirchbesuche und den gegenseitigen Besuchen. Alles besonders geprägt und hervorgehoben durch die Familie Carmichael. Dick Carmichael, das Familienoberhaupt, ist dabei nicht nur die treibende Kraft bei der Meinungsbildung in der Gemeinde, sondern auch der größte Arbeitgeber. Dadurch entsteht eine Abhängigkeit und Beeinflussung, die Lewis das Leben schwer machte.
In jeder Szene mit Dick Carmichael bekam ich Gänsehaut, denn der Mann, der nach außen wie ein Ehrenmann auftritt, ist im Privaten ein wahrer Despot, der seine Frau und jüngste Tochter Kit misshandelt.

Sadie Jones schaffte es mit ihrem einfühlsamen Schreibstil mir nicht nur Lewis und Kits Grauen nah zu bringen, sondern auch die Doppelmoral des kleinen Ortes Watford. Der mich immer wieder sprachlos und traurig machte. “Der Außenseiter” hat wenig positive Seiten, außer der Freundschaft zwischen Kit und Lewis, stattdessen überwiegt das trostlose und negative: Alkoholexzesse sowohl bei Lewis als auch Alice, Misshandlungen und Abneigung.

Gerade die Dichte und die Atmosphäre der Handlung hat mich in den Bann gezogen, so oft ich den Kopf schütteln und die Akteure auf ihr Vergehen aufmerksam machen wollte, so oft wollte ich auch Lewis und Kit einfach nur an die Hand nehmen und aus der Geschichte heraus holen und in eine liebevollere Welt stecken. “Der Außenseiter” ist kein einfach zu lesendes Buch, zumindest bei mir hat es so einige Emotionen ausgelöst und mich auch zum Nachdenken gebracht, wie stark ein einziger Mensch eine Gesellschaft beeinflussen kann.

Fazit

“Der Außenseiter” von Sadie Jones ist ein packendes, aber auch trostloses Sittenbild der Gesellschaft im England der 50er Jahre, das aufgrund des einfühlsamen Schreibstils von Jones heraussticht. Lesenswert!

Buchinfo:
Sadie Jones – Der Außenseiter (The Outcast)
Taschenbuch 416 Seiten
Diana Verlag 2009
ISBN-13: 978-3453354319
Preis: 9,95 €

Bewertung:

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[Challenge] Anti-Age dem SuB 3.0 You can [re] do – September 2014

bannerfans_12214985Der erste Monat der Anti-Age dem SuB 3.0 You can [re] do Challenge proudly presents by Kermit vom Seitenteich ist vorbei und ich war erfolgreich. Und zwar wirklich mal erfolgreich.
Fünf, sage und schreibe fünf Bücher vom Alt-SuB wurden gelesen. Nicht jedes war gut, aber sie haben mich alle unterhalten.:dance:
Mein Zufallsgenerator-Buch war “Englischer Harem” von Anthony McCarten und ja es hat mich unterhalten und auch amüsiert. Ein tolles Buch über Emigration und Integration, das auch mit Vorurteilen spielt. Hut ab, Anthony McCarten! :pray: Dann war da noch “Fever Pitch” von Nick Hornby – das Buch für die Zusatzaufgabe – tja, halt Hornby. Ich hatte schon mit “Slam” meine Probleme und ganz so gravierend war es bei “Fever Pitch” nicht. Ich liebe Fußball und bin auch Fan von zwei Fußballclubs, aber irgendwie kann ich mich nicht so ganz mit dem Fan-Sein von Hornby identifizieren. :roll: Denn bitte wer interessiert sie sich noch für ein Fußballspiel von 1969. :-k Aber na gut – ich habe es gelesen und damit ist es runter vom SuB.
Da war doch noch etwas – hmmh, ja, ach.:-k Der Ur-Opa, zwölf Bücher standen auf meiner Liste und eins davon sollte es dann auch werden. Keine Ahnung, wieso es dann ausgerechnet “Katz und Maus” von Günter Grass wurde. Vermutlich weil es dünn war und der Monat nicht mehr viele Tage hatte. Also nichts wie ran und lesen, und ja es hat mich überrascht und zwar positiv. Ein gutes Buch, das viel zu lange ein Schattendasein bei mir hatte.:thumleft:
Drei Aufgaben erfüllt und das macht mich froh. Hinzu kommen noch zwei weitere Bücher: “Oryx und Crake” von Margaret Atwood – ein grandioses Buch und geniale Dystopie, mal aus einer ganz anderen Blickrichtung :applause: – und “Grießnockerlaffäre” von Rita Falk – kurz entschlossen begonnen und einfach aus dem Regal geangelt, wie Kermit sagen würde. Ich habe es jedenfalls nicht mehr aus den Katzenkrallen gelassen und gerade zu inhaliert. Mei, Eberhofer, du bist schon eine Marke.:lol: Genial und toll gemacht.
Fünf Lose gibt es nun für die Wörterkatze im ersten Monat der neuen Challenge, ein wirklich guter Einstieg und dann auch noch fünf Bücher runter von der Liste.  Da macht es auch nichts, dass ein vielfaches von den gelesenen Büchern wieder bei mir eingezogen ist, denn wohl auch im dritten Jahr der Challenge werde ich an der Aufgabe Plus Minus scheitern. :uups: Aber so habe ich mindestens immer genug in meiner Privatbibliothek an Auswahl. :totlach:

Das war nun der August und was wird mich nun im September erwarten. Die Glücksfee muss gefragt werden und ich bin mehr als gespannt, welches Buch sie mir aus meinem 868 Bücher umfassenden Alt-SuB-Liste aussuchen wird. Dann fragen wir sie mal :compress:
Aber nun nichts wie ran an die Auslosung und mal schauen, mit welchem Buch ich den August verbringen werde:

Zufallszahl_September

Die 412 ist es also geworden. Gleich mal schauen auf der Liste und :tanzensolo: :cheers:. Geworden ist es:Der Aussenseiter von Sadie Jones

Klappentext von der Verlagsseite:

Fern der Routine des Kleinstadtlebens genießt es Lewis, mit seiner schönen, rastlosen Mutter durch die Wälder zu streifen – bis an einem Sommertag am Fluss ein schreckliches Unglück geschieht. Lewis bleibt verstört zurück. Als ihm wenige Monate später die junge Alice als Stiefmutter vorgestellt wird, entladen sich seine Trauer und Wut schließlich in einer Katastrophe …

Ein Roman von überwältigender Schönheit, eine leidenschaftliche, spannende Geschichte über einen jungen Mann, der immer tiefer in einen Strudel aus Verzweiflung und enttäuschter Hoffnung gerät und doch bedingungslose Liebe erfährt.

Von Sadie Jones habe ich bereist “Kleine Kriege” gelesen und war schwer begeistert. Nun wird es halt ihr Erstling “Der Außenseiter”.

Im Laufe des Monats wird uns Kermit noch eine Zusatzaufgabe stellen:

Zufallsaufgabe:

“Schulanfang: Willkommen in der ersten Klasse! Lies einen Einstieg (z.B. den ersten Band einer Reihe oder einfach ein inhaltlich leichtes Buch) oder probier etwas Neues (z.B. dir unbekannte Genre/Thema/Autor/…)  aus.”

 Da musste ich jetzt doch tatsächlich mal durch die Liste schauen, ob ich noch eine nicht angefangene Reihe habe oder einen mir noch unbekannten Autor. Ich habe mich erst einmal für die nicht angefangene Buchreihe entschieden, denn da ist mir auch die Autorin vertraut. :wink:

Schussfahrt von Nicola Foerg

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Diane Broeckhoven – Ein Tag mit Herrn Jules

Klappentext:
Alice und Jules haben ein morgendliches Ritual. Und auch an diesem Wintermorgen wird Alice geweckt vom Duft des Kaffee, den ihr Mann schon zubereitet hat. Als sie jedoch zu Jules ins Wohnzimmer kommt, sitzt er tot auf dem Sofa. Alice beschließt, seinen Tod zumindest für einen Tag, zu ignorieren. Doch dann taucht der kleine Nachbarjunge auf, der wie immer um zehn Uhr eine Schachpartie mit Herrn Jules spielen möchte…

Inhalt:
Alice und Jules, mittlerweile über 50 Jahre verheiratet, haben ein gemeinsames Frühstücksritual. Jules kocht Kaffee und weckt dann seine Frau mit dem frischen Kaffeeduft. So ist es auch an diesem Tag. Alice wird vom Kaffeeduft wach und doch ist nichts wie immer. Sie findet ihrem Mann Jules tot auf dem Sofa vor. Obwohl sie von seinem plötzlichen Tod geschockt ist, beschließt sie, dass sie in den nächsten Stunden in Ruhe von ihm Abschied nehmen will und informiert deshalb niemanden über Jules Tod. Sie möchte mit ihm über die gemeinsame Vergangenheit sprechen und auch über seine Affäre. Aber wie jeden Tag kommt der autistische Nachbarjunge vorbei um mit Jules Schach zu spielen. Alice weiß nicht, wie der Junge mit dem Tod von Jules umgehen wird. Sie ist erstaunt darüber, wie er mit Jules Tod umgeht.

Meinung:
Eine kleine feine Erzählung von Diane Broeckhoven. In den gerade einmal 92 Seiten schafft sie es dem Menschen Hoffnung zu geben und dies nur mit einer kleinen Geschichte über den Sinn von Ritualen. Ein wunderbares sanftes Buch.

Buchinfo:
Diane Broeckhoven: Ein Tag mit Herrn Jules De buitenkant van Meneer Jules
Taschenbuch 96 Seiten
Rowohlt 2006
ISBN-13: 978-3499241550

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