Claire Winter – Die Schwestern von Sherwood

clairewinter_dieschwesternvonsherwoodKlappentext von der Verlagsseite:

Eine geheime Botschaft, eine verbotene Liebe, eine tödliche Schuld

1948: Die angehende Journalistin Melinda kämpft im Nachkriegsberlin ums tägliche Überleben, als sie von einem anonymen Absender ein rätselhaftes Paket erhält. Die Bilder einer mystischen Moorlandschaft und eine ungewöhnliche Schachfigur führen die junge Frau nach England, zu einem geheimnisvollen alten Herrenhaus. Dort stößt Melinda auf die dramatische Liebesgeschichte zweier Schwestern im letzten Jahrhundert, die sehr viel mehr mit ihrem eigenen Leben zu tun hat, als sie zunächst ahnt …

England 1881: Nach vielen entbehrungsreichen Jahren hat es Elisabeth Sherwood zusammen mit ihrem Mann John zu Geld und einem wunderbaren Anwesen in Devon gebracht. Nun sollen ihre Töchter Cathleen und Amalia ihr die Türen zur besseren englischen Gesellschaft öffnen. Als Amalia nach einer schweren Scharlacherkrankung taub wird, richtet die Mutter all ihren Ehrgeiz auf Cathleen und arrangiert eine Heirat mit Lord Edward Hampton, Sohn einer verarmten Aristokratenfamilie. Auch Amalia kennt den jungen Lord. Sie begegnet ihm häufig im einsamen Dartmoor, wo sie ausgedehnte Spaziergänge unternimmt und stundenlang malt. Zwischen den beiden entspinnt sich eine leidenschaftliche Liebesbeziehung. Dann verschwindet Amalia plötzlich. Sie sei im Moor tödlich verunglückt, heißt es. Edward und Cathleen heiraten, doch ihre Familien sind gezeichnet von dem Unglück, das mit dem Verlust Amalias über sie hereingebrochen ist, und von der Schuld, die ein jeder von ihnen auf sich geladen hat …

Autoreninfo von der Verlagsseite:

Claire Winter studierte Literaturwissenschaften und arbeitete einige Jahre als Journalistin, bevor sie entschied, sich ganz dem Schreiben zu widmen. Sie liebt es, in fremde Welten einzutauchen und hat schon immer eine Schwäche für die mystischen Landschaften Englands und Schottlands gehabt. Die Autorin lebt heute in Berlin.

Erster Satz:
Es waren nur wenige Bilder von damals im Kopf.

Inhalt:

Melinda, eine junge Deutsche mit englischen Wurzeln, lebt im Nachkriegs-Berlin 1948. Die Stadt ist noch ausgebombt und sie lebt zur Untermiete bei einem älteren Ehepaar. Während sie versucht ihr Leben nach der Trennung von ihrem Verlobten in geordnete Bahnen zu bekommen, erhält sie ein ominöses Paket ohne Absender. Es enthält Bilder von einer unwirklichen Landschaft, Liebesbriefe eines jungen Mannes und eine rote Schachfigur. Sie wundert sich, wer ihr so ein Paket zukommen lässt und macht sich auf eine Reise in die Vergangenheit.
In Dartmoor 1881 erkrankt Amalia an Scharlach und verliert ihr Gehör. Ihre Mutter, Elizabeth Sherwood sieht durch die Taubheit ihrer Tochter, den Weg in die bessere Gesellschaft für sich und ihrer Tochter Cathleen versperrt. So ist fortan Cathleen der ganze Stolz der Familie und wird als sie alt genug ist in die Gesellschaft eingeführt. Amalia hingegen verbringt ihre Zeit nun mit Spaziergängen ins Moor und dort lernt sie einen jungen Mann kennen und lieben. Aber bei einem heftigen Unwetter kommt Amalia im Moor ums Leben.

Aufbau:

Die Hardcover-Ausgabe beginnt mit einem Prolog und  147 kurzen Kapiteln, hinzu kommt eine Danksagung und Anmerkungen der Autorin. Des weiteren findet man im Innenteil des Hardcovers eine Landkarte von Mitteleuropa in der Nachkriegszeit.

Meinung:
Die Optik des Buches zieht den Leser direkt in den Bann. Das Cover ist sehr stimmig gehalten. Das alte Herrenhaus, Efeu, einen Brief in alter Schrift und Blüten geben einen ersten Eindruck vom Inhalt des Buches. Ich konnte es daraufhin gar nicht mehr erwarten in die Geschichte einzutauchen. Ein weiteres Highlight erwartete mich dann beim Aufklappen des Buchdeckels auf der Innenseite befindet sich eine Landkarte von Mitteleuropa nach dem Ende des Zweiten Weltkrieges. Deutschland ist in die vier Besatzungsszonen eingeteilt und alle wichtigen Orte der englischen Handlung findet der Leser auf der Karte wieder.

Neben den optischen Highlights besticht es durch die Art des Erzählens. Der allwissende Erzähler erzählt in zwei verschiedenen Erzählsträngen zum einen die Geschichte von Amalia und Cathleen im Jahr 1881 und den darauf folgenden Jahren und zum anderen Melindas Suche nach dem Ursprung des Pakets und die Hintergründe dazu im Jahr 1948 und folgende. Die wechselnden Erzähl- und damit auch Zeitsprünge geben dem Leser einen guten Einblick in das Geschehen und man ist immer ein Stückchen weiter als Melinda, die vieles erst noch erfahren muss.

Gerade wie Claire Winter Amalias Situation und den Weg beschreibt den sie als taubes Mädchen bzw. als junge Frau gehen muss, hat mich sehr berührt. Die Art und Weise wie Amalia sich mit Cathleen verständigt, ist ein erster Weg zur Zeichensprache, die sie allerdings im Beisein ihrer Eltern immer wieder unterdrücken muss, da sie für diese einfach nur befremdlich wirkt und sie es für schwachsinnig halten. Ihnen wäre es lieber, wenn sie Lippenlesen lernen würde und versuchen würde zu sprechen. Aber dies ist für Amalia der Horror. In genau diesen Punkten ist mir Elizabeth Sherwood, die aus armen Verhältnissen stammt, und ihr Mann John unsympathisch. Für sie ist Amalia nur ein Makel, der sie auf dem Weg in die bessere Gesellschaft behindert. Das dies mit einiger Sicherheit damals auch der Fall gewesen sein mag, ist aber nicht der alleinige Grund dafür, dass sich der ansässige Landadel schwer mit den Sherwoods tut. Denn man merkt viel zu sehr wie sie sich anbiedern und etwas besseres sein zu wollen, dabei aber in den Augen des Landadels ihre Herkunft verbessern. Elizabeth Sherwood erkennt dies aber nicht und schmiedet weiter ihre Ränke. Auch mit John Sherwood konnte ich im Laufe der Handlung nicht viel anfangen, ein Lebemann, der durch harte Arbeit zu viel Geld gekommen ist, aber zu Hause ganz unter dem Scheffel seiner Frau steht und ihr alles überlässt. Die einzige Person neben Amalia, die ich bei den Sherwoods ins Herz geschlossen habe, ist Cathleen, die nun ihrerseits die überzogenen Ansprüche der Mutter erfüllen muss. Sie ist eine herzensguter Mensch und versucht ihrer Schwester Amalia, mit der sie ein inneres Band verbindet bei zu stehen.  Dann wäre da noch ein weiterer wesentlicher Charakter aus der Vergangenheit: Lord Hampton. Ein Lebemann mit einiger Sicherheit, der aber auch sein Herz an die junge Amalia verliert und sich nur schweren Herzens den Widrigkeiten des Lebens unterwirft. Er leidet darunter und dies merkt man auch als Leser.
Claire Winter gelingt es ohne weiteres den Leser durch die gute Darstellung ihrer Protagonisten in den Bann zu ziehen, man leidet und man liebt mit den Charakteren.

Neben dem historischen Erzählstrang gibt es wie bereits erwähnt einen weiteren mit Melinda im Jahr 1948. Auch dieser ist gut durchdacht, man erfährt einiges über das Leben in Deutschland nach dem Krieg. Die Einquartierung der Ausgebombten bei fremden Menschen, die Lebensmittelknappheit, die zerstörten Straßen, die Besatzungsmächte und die Anfänge der Berlin Blockade.
Gerade diese bildhafte Beschreibung der Zeit machte es mir leicht der Handlung zu folgen, teilweise hatte ich das Gefühl durch das zerbombte Berlin zu laufen oder mich mit Melinda in der Zeitungsredaktion bzw. in der britischen Kommandantur zu befinden.
In diesen unsicheren Zeiten macht sich Melinda auf die Spur des Pakets. Sie bekommt die Möglichkeit einen Journalistenlehrgang in London zu machen und kommt so nach und nach auf die Spur des Pakets. Die Recherche und die Schwierigkeiten, die in England und im Dartmoor auftreten haben stückweit schon Krimicharakter und war sehr gut gemacht.

Beide Handlungsstränge laufen aufeinander zu und durch die ständigen Wechsel bleibt es spannend, wie oft ich bereits dachte, so muss es gewesen sein und das ist jetzt die Lösung, kann ich gar nicht mehr sagen. Immer wieder setzte Claire Winter noch eins drauf und somit blieb die Spannung bis zum Schluss erhalten.

Fazit

“Die Schwestern von Sherwood” ist ein spannender historischer Roman, der durch den bildhaften Erzählstil von Claire Winter und einen spannend konstruierten Handlung begeistert.

Buchinfo:
Claire Winter – Die Schwestern von Sherwood
Hardcover 576 Seiten
Diana-Verlag 2013
ISBN-13: 978-3-453-29140-9
Preis: 19,99  €

Bewertung:
 

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Christiane Lind – Das Haus auf der Blumeninsel

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Das Haus auf der Blumeninsel von Christiane Lind

Klappentext von der Verlagsseite:

Lauras Ehemann Fabian ist vor sechs Monaten tödlich verunglückt. Als die Tickets für eine gemeinsam geplante Australienreise eintreffen, reißen die Wunden wieder auf. Hals über Kopf flieht Laura nach Madeira in das Haus am Leuchtturm, das ihrer Großtante gehört. Hier hofft sie, Frieden zu finden, um in Ruhe um Fabian trauern zu können. Doch dann fällt ihr ein Buch in die Hände, in das ihre Vorfahrin die faszinierenden Blumen der Insel gezeichnet hat, und sie verfällt wie sie dem Zauber Madeiras.

Autoreninfo von der Verlagsseite:

Christiane Lind hat in Sozialwissenschaften promoviert und neben zahlreichen Kurzgeschichten einen historischen Roman und ein Jugendbuch veröffentlicht. Reisen ist ihre große Leidenschaft, die sie nach Cornwall und auf die Blumeninsel Madeira führte. Sie war sofort fasziniert von der Farbenpracht und Atmosphäre der Insel und hat sich davon für ihren Roman inspirieren lassen. .

Erster Satz:
Die blauen Stunden.

Inhalt:

Christiane Lind erzählt die Lebensgeschichte von drei Frauengenerationen, die nicht immer glücklich ist.

Zum einen ist da Laura, die nach dem Tod ihres Mannes nach Madeira reist um zu vergessen. Bei einen ihren Streifzügen findet sie ein kleines Kätzchen und begibt sich in Gefahr, dadurch trifft sie auf Matthew und findet ein kleines Kistchen in einer Felsspalte.
Was hat es mit den Briefen in dem Metallkistchen auf sich, sind es die Briefe der Blumenmalerin, in deren Haus sie gerade lebt und die sie sie sehr verehrt?
Dann gibt es noch Grace, Lauras Großtante, die urplötzlich wie aus dem Nichts in Madeira auftaucht und auch eine Zeit im Haus der Blumenmalerin auf andere Gedanken kommen möchte. Gemeinsam machen sie sich Gedanken darüber, was es mit den Briefen der Blumenmalerin auf sich hat und wie ihr Leben weiterging.

Aufbau:

Taschenbuch mit 45 Kapiteln, Epilog, Anhang, Literaturhinweise und Blühkalender Madeira.

Meinung:

Das Cover ist bereits ein Highlight des Buches. Ganz in warmen Farben gehalten und mit einem schönen Haus und einer Strelitzie ist es ein direkter Eye-Catcher.

Zu Beginn begleitet man Amelia in ihrem Haus auf der Blumeninsel Madeira. Sie sitzt am Fenster hochschwanger und wartet ängstlich auf den Besuch ihrer Stiefmutter und ihrer Stiefschwester. Sie schreibt einen Brief an ihre ungeborene Tochter. Bereits auf den wenigen Seiten zu Beginn merkt man die Spannung und die Furcht bei Amelia, aber auch die Sehnsucht nach ihrem Baby. Schon jetzt habe ich mich gefragt, was nur passiert sein muss, dass Amelia so ängstlich, aber auch so kämpferisch ist. Denn ihre Stiefschwester Bethany, auf die ich gleich noch eingehen werde, macht ihr das Leben schwer und zum großen Leid verlieben sie sich auch noch in denselben Mann: Zachary. In den weiteren Kapiteln wird die Unterschiedlichkeit der Schwestern  dann nur klarer und mir ging es oft so, dass ich Lady Norah oder Bethany mal kräftig die Meinung sagen wollte. Aber nun ja, dies ging ja leider nun mal nicht.

So sind wir nun bei zwei weiteren Charakteren des Buches, denn an einem mangelt es diesem Buch bestimmt nicht, an den Protagonisten. Zunächst hatte ich Schwierigkeiten die ganzen Personen auseinander zu halten und habe mir dafür dann einen Stammbaum erstellt. Aber mit fortschreitender Lektüre wurde es immer besser. Aber nun zu Lady Norah und Bethany. Mit beiden konnte ich nicht viel anfangen, zum einen weil sie wirklich schwierige und unzugängliche Charaktere sind. Sie sind sehr snobistisch und hängen ihrem Standesdünkel nach. Vor allem Bethany zeichnet sich noch durch eine bösartige Weise aus, die ihres gleichen sucht. Lady Norah hingegen versucht nur den Landsitz Trystian Manor zu retten und lässt dadurch ihrer Tochter Bethany alles durchgehen. Was wünschte ich mir, wenn man ihr mal die Meinung deutlich gesagt hätte, aber weder ihre Mutter Lady Norah noch ihr Vater Lord Percy waren dazu in der Lage. Denn so macht sie auch im Weiteren das Leben ihrer Tochter Emma und ihrer Enkelin Grace zur Hölle auf Erden.

Den Personen aus der Vergangenheit stehen Protagonisten aus der Gegenwart gegenüber. Zum einen Laura, die ihren Mann verloren hat und nun auf Madeira ihr Leben wieder auf die Reihe bekommen will. Zu Beginn begeistert sie mich eher durch ihre Neugier um die Briefe als von ihrem Charakter her, sie trauert und fragt sich immer wieder, was sie hätte anders machen können. Erst im Laufe des Buches wandelt sie sich und erkennt ihre Fehler der Vergangenheit. Und nun komme ich zu meinem zweiten Lieblingscharakter des Buches, der erste war ja Amelia, Grace. Lauras Großtante kommt nach Madeira um über das Schicksal von Trystian Manor sowie über ihre Gefühle für einen jüngeren Mann nachzudenken. Sie ist einfach nur lieb und hinreißend, ein wirklich positiver Charakter, bei all den anderen. Vor allem, wenn man ihre Geschichte erfährt, ist sie einem noch sympathischer.
Diesen vielen Protagonisten, ausschließlich Frauen, schließen sich noch eine Reihe von Nebencharakteren an. Die dem gesamten Rahmen ein rundes Bild geben. Sie sind zu einem gut und zu einem hinterhältig. Aber gerade diese runden die Familiengeschichte ab.

Neben den vielen Charakteren zeichnet sich das Buch durch seine Komplexität aus. Es gibt viele Zeitsprünge und Ortssprünge, die einem beim Lesen immer wieder innehalten lassen und zum Hinterfragen anregen. Wie war dies noch? Was ist bis jetzt geschehen? Wie konnte es dazu kommen? Gekennzeichnet werden diese Sprünge durch Orts- und Zeitangabe unterhalb der Kapitelzahl. So konnte ich dies immer gut nachvollziehen. Aber das Buch ist in keinsterweise chronologisch aufgebaut, immer wieder springt man von den 20er Jahren auf Madeira ins Madeira von 2013 oder man landet auf Trystian Manor in den 30er oder 50er Jahren.
Hinzu kommen noch die Briefe, die in kursiver Schrift gehalten, immer wieder einen Rückblick zu der schreibenden Protagonistin gibt.

All dies macht das Buch, zu einem hinreißenden Buch über eine komplexe Familiengeschichte mit authentischen Charakteren und schönen Landschaften. Nur ein kleines Manko habe ich und dies liegt an den Auftreten eines Charakters, der hätte einfach nicht auch noch sein müssen, denn für mich gab es trotzt all des Muts, Liebe und Vertrauen, auch schon genug Leid und Missgunst bis zu diesem Zeitpunkt. Aber trotzdem hat dies mir mein Lesevergnügen nicht ganz so sehr geschmälert.

Fazit

Authentische Charaktere, eine komplexe Familiengeschichte über mehrere Generationen mit Freud und Leid machen das Buch zu einem Lesehighlight.

Bibliografische Angaben
Autor: Lind, Christiane Übersetzer:Titel: Das Haus auf der Blumeninsel Originaltitel:Reihe: Band:Seiten: 432 ISBN: 978-3-7466-3271-1 Preis: 12,99 € (Paperback) Erschienen: 14.11.2016 bei Knaur
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Laura Antoni – Im Land der Kaffeeblüten

9783522201605

Klappentext von der Verlagsseite:

Geplatzte Träume, mutige Neuanfänge

Vier junge Frauen. Vier Schicksale. Ein Jahrhundert, das sie trennt. Und ein Land, exotisch und wunderschön, das sie miteinander verbindet: Guatemala. Während Margarete und Elise 1902 in einen dramatischen Strudel zwischen Liebe und Tod gerissen werden, entdecken Julia und Isabell das unkonventionelle Leben ihrer beiden Ururgroßmütter. Und kommen Geheimnissen auf die Spur, die schon viel zu lange verschwiegen wurden.

Eine Familiensaga aus dem Land der Maya.

Autoreninfo von der Verlagsseite:
Laura Antoni (Jahrgang 1964) ist Soziologin und interessiert sich für Auswandererschicksale, seitdem ihr Großvater von seinen Plänen berichtete, in den 1950er Jahren nach Mittelamerika oder Australien auszuwandern. Die Familie blieb in Deutschland, aber das Interesse an fernen Ländern hat sie Autorin nie mehr losgelassen.
Für ihre Doktorarbeit lebte Laura Antoni eine längere Zeit in den USA, von wo aus sie Reisen in die angrenzenden Länder unternahm.
Wenn sie nicht schreibt, spielt sie Doppelkopf (ohne Neuner), joggt leidenschaftlich gern und liest viel.
Laura Antoni lebt in Kassel und hält die Frauenquote in einem Männerhaushalt (ein Ehemann und fünf Macho-Kater) aufrecht.

Erster Satz:
“Margarete! Mar-ga-rete!”

Inhalt:
Laura Antoni erzählt in ihrem Jugendroman “Im Land der Kaffeeblüten” die Geschichte von Julia und Isabell und ihren Vorfahren Margarete und Elise, die um 1902  in Guatemala lebten.

Julia, die einen großen Teil ihrer Schulzeit auf einen Internat verbracht hat, und die Nachfahrin einer Kaffeedynastie ist, kommt auf eine staatliche Schule. Sie vermisst ihre Freunde und kann sich so gar nicht in die Schule eingewöhnen. Aber sie ist nicht die einzige Neue in der Klasse, da ist auch noch Isabell, deren Eltern als Entwicklungshelfer in Guatemala arbeiten und ihre Tochter nun nach Bremen zu ihrer Großmutter Lina geschickt haben um dort ihr Abitur zu machen.
Im Rahmen eines Geschichtsprojekts um die wirtschaftliche Entwicklung um die Jahrhundertwende bekommen Julia und Isabell gemeinsam ein Projekt zu gewiesen: Kaffeebauern in Guatemala.  Während ihrer Recherchearbeit stoßen sie dann auf ihre Ururgroßmütter Margarete Linden und Elise Hochmuth, die 1902 in Guatemala gelebt haben. Margarete ist die Tochter eines Kaffeeplantagen-Besitzer und Elise, die Tochter von Forschern die auf der Suche nach einem geheimen Tempel sind.
Julia und Isabell recherchieren im weiter und was sie herausfinden ist sehr interessant.

Meinung:

Das Buch ist schon optisch ein Highlight. Das Cover zeigt die Berge und den Regenwald Guatemalas sowie einen See. Es lädt zum Träumen und dies wird durch das sanfte rosa im Hintergrund,  dem Kolibri und der Orchideenblüte noch verstärkt. Nimmt man den Schutzumschlag ab ist der Einband in einem warmen beerenton gehalten. Aufgeklappt findet man auf den Innenband wieder die Orchideenblüten, die sich auch noch durchs Buch ziehen werden.

“Im Land der Kaffeeblüten” ist aufgeteilt in 54 Kapitel und einen Epilog. Weiterhin enthält das Buch eine Karte von Guatemala, Hintergrundinformationen, einem Glossar zu Begriffen aus Guatemala und eine Danksagung der Autorin.
Die Handlung spielt zu einem Teil in Guatemala 1902 und zum anderen Teil in Bremen des Jahres 2011. Den Guatemala-Kapiteln ist ein Kolibri vorangestellt und den Bremen-Kapiteln eine Orchideenblüte. Des weiteren sind bei Handlungssprüngen, die einzelnen Kapitel mit dem jeweiligen Handlungsort gekennzeichnet.

Laura Antoni zeichnet in ihrem Jugendroman vier verschiedene Lebenswege von jungen Frauen nach, zum einen um 1902 und zum anderen 2011.

Margarete lebt 1902 in Guatemala und ist die Tochter eines Kaffeeplantagenbesitzers, der sie nach Bremen schickt, damit sie eine gute Partie macht. Nach einem Jahr kehrt sie nach Guatemala zurück und ist entsetzt über die Verhältnisse auf der Kaffeeplantage. Sie fängt an um den Erhalt der Kaffeefarm zu kämpfen.

Die zweite wichtige Person um 1902 ist Elise. Als Tochter von Forschern kommt sie zum ersten Mal nach Guatemala und ihr gefällt es so gar nicht auf einen Muli durch den Dschungel zu reiten um ihren Eltern und ihrem Ziehbruder Georg beim Suchen eines alten Tempels zu helfen.

Zu Margarete und Elise gehört jeweils eine Nachfahrin aus dem Jahr 2011, die ebenso unterschiedlich sind, wie ihre Ahnin.
Julia, die Ururenkelin von Margarete, hat so ziemlich mit ihren Eltern zu kämpfen, da sie unbedingt in Fußstapfen ihrer Vorfahren treten soll und ins Kaffeegeschäft einsteigen soll. Ihr Weg ist vorgezeichnet, sowie der ihrer Ahnin. Wo Margarete zupackend ist und weiß, was sie will, ist Julia eher vorsichtig und zurückhaltend.
Das genaue Gegenstück zu Julia ist Isabell. Aus Guatemala nach Bremen gekommen, versucht sie sich in der Schule durchzusetzen und hält auch mit ihrer Meinung gegenüber Mitschüler nicht hinterm Berg. Man glaubt zu Beginn gar nicht, dass sie mit Elise verwandt ist, da sie weder ängstlich noch zurückhaltend ist.

Im Laufe der Geschichte entwickeln sich alle vier Protagonistinnen weiter, wobei ich bis zum Schluss Elise und Isabell mehr ins Herz geschlossen habe als Margarete und Julia. Die Kapitel mit Elise sind mir immer näher gegangen, als die von Margaret. Sie war für mich einfach greifbarer.

Neben den ausgereiften Protagonisten, die sich im Laufe der Geschichte weiterentwickeln und mich immer wieder erstaunt haben, lebt die Geschichte von den vielen Hintergrundinformationen zu Guatemala der heutigen Zeit, die von Isabell erzählt werden. Aber auch die Geschichte Guatemalas bezüglich der Kaffeeplantage, den Verhältnissen zwischen Indios und den Plantagenbesitzern wird beleuchtet, dieser Aspekt wird immer wieder in Margaretes Teil erklärt. Was wäre aber auch eine Geschichte, die in Guatemala spielt ohne die Mayas und ihre Tempelanlagen. Elise, die sich mit ihren Eltern auf die Suche danach gibt, erfährt auf ihrer Reise einiges darüber und zieht daraus für sich ihre eigenen Schlüsse.
Julia ist da wie der Leser – beide erfahren viel über Guatemala und fangen an so einiges in einem anderen Licht zu sehen.

Diese historischen Begebenheiten sind eingebunden in eine Liebesgeschichte, die damals so einige Schwierigkeiten und Ablehnungen mit sich führte.
Gerade diese Liebesgeschichte und auch die Sichtweisen der einzelnen Protagonistinnen werden sehr gefühlvoll und auch teilweise emotional dargestellt. So ist ihre jeweilige Handlungsweise glaubhaft und niemals hat man das Gefühl, dass die Personen fiktiv sind, sondern man fühlt sich ihnen nahe und man kann sie auch gut verstehen.

Wie bereits das Cover lädt auch der Inhalt zum Träumen ein, wenn man den Nebelwald beschrieben bekommt oder Margarete und Juan an den Wasserfall begleitet, mit Elise und ihrem Muli durch den Dschungel reitet und die Indiodörfer besucht, da fängt das Kopfkino an und hört so schnell nicht auf. Dieses Kopfkino behält man selbst dann bei, wenn man Guatemala verlässt und in die Gegenwart nach Bremen kommt. Ich sehe Linas Haus vor mir und die Gespräche zwischen Isabell und Julia und ihr Vertiefen in die Tagebücher von Elise. Gerade dies macht das Buch neben vieles andere so lesenswert.

Beide Handlungsstränge des Buches beschäftigen sich mit den Problemen von jungen Erwachsenen und man erkennt, dass die damals 1902 und heute 2011 in manchen Angelegenheiten gar nicht mal zu verschieden waren. Es geht um Selbstständigkeit, Verantwortungsgefühl und für die eigenen Belange einzustehen und dafür zu kämpfen.

Fazit

“Im Land der Kaffeeblüte” ist ein gelungener Jugendroman, der den Leser ins exotische Guatemala entführt und den Lebensweg von vier jungen Frauen gefühlvoll aufzeigt.”

Buchinfo:
Laura Antoni – Im Land der Kaffeeblüten
Hardcover 400 Seiten
Thienemann 2012
ISBN-13: 978-3-522-20160-5
Preis: 16,95  €

Bewertung:
 

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