[Kurz notiert] Die Leiden einer jungen Kassiererin, Sevillas bittere Orangen

Kurz-Notiert_LogoHier ist sie nun die neue Rubrik für Bücher, die ich gelesen habe, aber über die ich nicht genug für eine Buchbesprechung zu sagen habe.

Die Leiden einer jungen Kassiererin von Anna SamKlappentext von der Verlagsseite:

Niemand sieht Tag für Tag so viele unterschiedliche Menschen an sich vorbeiziehen wie die Kassiererin im Supermarkt. Und niemand ist besser geeignet, eine Kunden-Typologie zu erstellen wie sie entlarvender kaum sein kann. Vom notorischen Stänkerer über den lästigen Fragesteller mit der langen Leitung bis hin zum Möchtegern-Charmeur. Anna Sam beschreibt Skurriles und Banales auf der anderen Seite des Warenlaufbands und würzt ihre Beobachtungen mit trockenem Humor. Der Wiedererkennungseffekt ist verblüffend.

 

 

Der trockene Humor muss gegen Ende sehr trocken gewesen sein, denn da habe ich ihn nicht mehr gefunden. Zu Beginn war das Büchlein, mehr als 176 Seiten sind es schließlich nicht, da kann ich getrost davon sprechen, noch recht amüsant und ich habe auch wirklich manches wiedererkannt an meinen eigenen Beobachtungen beim Einkaufen. Aber letztlich war es nur teilweise amüsant, zunehmend ermüdete mich, der immer gleiche Tonfall und irgendwie war nach mehr der Hälfte nichts neues mehr dazu gekommen, was man nicht eh schon ahnte oder bereits über die Medien erfahren hat.

Sarabia+Sevillas-bittere-OrangenKurzbeschreibung von Booklooker:

Sevilla, 1500. Wie eine einsame Wacht erhebt sich die prächtige Silhouette der Torre del Oro am Ufer des Guadalquivir, um die aus indischen Landen zurückkehrenden Karavellen zu begrüßen. Jubelnd empfängt die Menge die heimkehrenden Seefahrer und lauscht gespannt ihren Erzählungen von der Entdeckung der “Neuen Welt” und ihren Bewohnern: dunkelhäutigen Wesen, die keine Kleidung tragen und kannibalischen Neigungen nachgehen. Als zwei von ihnen – gerade auf die Namen Cristobalillo und Catalina getauft – als Sklaven in Sevilla eintreffen, sind sie zunächst befremdet von den Abfallhaufen und den Elendshütten außerhalb der Stadtmauer. Hat man ihnen die neue Heimat doch als kulturelles Vorbild gepriesen. Und wie sollen sie, die sie überhaupt nicht wissen, was das Wort “Besitz” bedeutet, verstehen, dass sie plötzlich keine freien Menschen mehr sind? Die Wilden treffen auf die Zivilisation – sollte man meinen. Doch die Welt der Eroberer ist längst nicht so kultiviert, wie sie zu sein vorgibt, und hält für die Indios noch so manche Überraschung bereit.

Was habe ich mich auf ein Buch über Sevilla im Mittelalter gefreut, denn der Klappentext gab so einiges her. Aber leider war “Sevillas bittere Orangen” so gar nicht meine Welt. Die Sprache viel zu langatmig und schwerfällig. Viel zu viele Dinge wurden in die 256 Seiten hineingepackt. Christoph Kolumbus, Buchdruck, Religion, Inquisition, Kannibalismus und die Integration der Indios.
Die Idee von Sarabia beide Welten zeigen zu wollen, unsere christliche Welt und die des Kannibalismus bei den Indios, war sicher gut gemeint, aber leider hat er sie durch seine langatmige Erzählweise und den unheimlich vielen Fakten zu Tode gequetscht.

 

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[Gelauscht] Simon Beckett – Der Hof

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Beschreibung von Audible:

Auf der Flucht vor der Vergangenheit strandet der Engländer Sean auf einem einsamen Hof in Frankreich. Es ist brütend heiß, die Schweine wühlen im Dreck. Nur widerwillig duldet man den Fremden, denn die Bewohner des alten Gemäuers haben etwas zu verbergen – etwas, das man besser für immer ruhen lässt…

>> Diese ungekürzte Hörbuch-Fassung wird Ihnen exklusiv von Audible präsentiert und ist ausschließlich im Download erhältlich.

©2014 Rowohlt Verlag GmbH, Reinbek bei Hamburg (P)2014 Argon Verlag GmbH, Berlin

Autoreninfo von der Argon Verlagsseite:

Simon Beckett, geboren 1968, versuchte sich nach Abschluss eines Englischstudiums als Immobilienhändler, lehrte Spanisch und war Schlagzeuger. 1992 wurde er freier Journalist und schrieb für bedeutende britische Zeitungen wie Times, Daily Telegraph oder Observer. Im Laufe seiner journalistischen Arbeit spezialisierte Beckett sich auf kriminalistische Themen. Seine Thriller um den forensischen Anthropologen Dr. David Hunter Die Chemie des Todes, Kalte Asche, Leichenblässe und Verwesung standen monatelang auf Platz 1 der SPIEGEL-Bestsellerliste.

Sprecherinfo von der Argon Verlagsseite:

Johannes Steck, als Theater- und Fernsehschauspieler sehr erfolgreich, widmet sich heute vorrangig seiner vielgelobten Sprechertätigkeit. Seine ausdrucksstarke, tiefe Stimme mit dem rauen Timbre zieht jeden Hörer in ihren Bann.

Meinung:

Vorweg ich liebe die David-Hunter-Krimireihe von Simon Beckett und mir war auch bewusst, dass “Der Hof” ein völlig eigenständiges Buch ist. Dennoch waren meine Erwartungen hoch, denn schließlich wurde die Geschichte von Simon Beckett geschrieben. Bereits nach den ersten beiden Stunden hören, war ich schwer am überlegen, ob dies überhaupt ein Beckett sein kann: Von Spannung keine Spur, die Charaktere merkwürdiger als man ihm je zutrauen konnte. Trotzdem weiterhören, es kann nur noch besser werden. Leider wurde es dies nicht, denn bis zu zwei Dritteln dümpelt die Geschichte vor sich hin.

Die Charaktere werden zwar mittlerweile stärker ausgeleuchtet, aber ein Sympathieträger ist nicht dabei. Wobei mir Gretchen, die jüngste Akteurin, am meisten auf den Geist ging, mit ihrer nervenden und kindischen Art. Auch der Gutsherr war ein richtiger Unsympath, wer allerdings meint, dass zumindest der Rucksacktourist Sean mir sympathisch war, muss ich dies verneinen. Bis zu diesem Zeitpunkt überzeugte mich von der Handlung nur das Setting in Südfrankreich und dass, wohl irgendetwas mit dieser Familie nicht stimmen musste. Die Neugier, die herauszufinden, war Grund genug für mich, das Hörbuch zu Ende zu hören.
Im letzten Drittel geht es dann zügig voran, es wird schneller und auch etwas spannender, aber irgendwie kam mir dann das Ende im Hinblick auf der langen Vorgeschichte, dann doch zu abrupt und mir kam es schwer vor, dass Simon Beckett einfach nur noch fertig werden wollte.

Die Grundidee, die beiden Handlungsstränge um Sean, erzählt in den Rückblicken, und der eigenartigen Familie auf dem französischen Gutshof, hat mir gut gefallen, aber irgendwie hat er es nicht so umgesetzt wie ich es sonst von Simon Beckett gewohnt bin.

Ein Lichtblick und der Hauptgrund, weshalb ich “Der Hof” überhaupt zu Ende gehört habe, ist der grandiose Sprecher Johannes Steck. Seine Stimme hat mich angenehm durch das Hörbuch geführt. Er hat grandios verstanden den verschiedenen Charakteren durch seine Stimme ein Gesicht zu geben. Auch hat die Sprechgeschwindigkeit zur jeweiligen Handlungssituation optimal gepasst.

Hörbücher von Johannes Steck werde ich immer wieder hören, allerdings muss dann auch die Geschichte stimmen.

Hörbuchinfo:

Simon Beckett – Der Hof (Stone Bruises)
Gesprochen von Johannes Steck
Spieldauer 10 Std. 37 Min. (ungekürzte Hörbuchfassung Audible exklusiv)
Veröffentlicht: 20.02.2014
Anbieter Argon Verlag
Regulärer Preis 21,95 €
Im Premium Abo: 1 Guthaben
Im Flexi-Abo: 9,95 €

Bewertung:

Handlung:
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Sprecher:
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Gesamt:
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[Buchbesprechung] Margaret Atwood – Oryx und Crake

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Klappentext von der Verlagsseite:

Crake und Jimmy sind Freunde, und sie lieben dieselbe Frau: die rätselhafte Oryx. Sie leben in einer ständig von Klimakatastrophen bedrohten Welt in einer gar nicht so fernen Zukunft. Crake, ein Genie genetischer Manipulation, ist Wissenschaftler und arbeitet an der Entwicklung neuer Medikamente, die die Menschen gegen Epidemien im Gefolge der Umweltkatastrophen immunisieren sollen, aber er verfolgt darüber hinaus ganz eigene Pläne.

Autoreninfo von der Verlagsseite:

Margaret Atwood, geboren 1939 in Ottawa, gehört zu den bedeutendsten Erzählerinnen unserer Zeit. Ihr »Report der Magd« wurde zum Kultbuch einer ganzen Generation. Bis heute stellt sie immer wieder ihr waches politisches Gespür unter Beweis, ihre Hellhörigkeit für gefährliche Entwicklungen und Strömungen. Sie wurde vielfach ausgezeichnet, unter anderem mit dem renommierten Man Booker Prize und dem Nelly-Sachs-Preis. Margaret Atwood lebt in Toronto.

Erster Satz:

Schneemensch, erwacht vor Tagesanbruch.

Aufbau:

“Oryx und Crake” der erste Teil der Madd-Addam-Trilogie umfasst 15 Kapitel mit 53 Unterkapiteln, die alle benannt sind. Insgesamt hat “Oryx und Crake” 384 Seiten.

Inhalt:

Die Erde, wie wir sie kennen, existiert nicht mehr. Wir haben sie zerstört und der letzte Mensch auf Erden ist Schneemensch, ehemals Jimmy, hat die Zerstörung der Erde überlebt. Bei ihm ist eine Gruppe Craker, für die er sich verantwortlich fühlt, denn sie sind von Crake geschaffene Wesen, die nun auf der Erde leben sollen. Und er kannte Crake, der für dies alles verantwortlich ist und auch Oryx, die die Craker als ihrer Lehrerin und Beschützerin ansehen.

Meinung:

“Oryx und Crake” benannt nach einer Antilope und einer Rothalsralle ist ein düsterer und bedrückender Roman, aber auch unheimlich gut geschrieben. Margaret Atwood hat eine Welt erschaffen, die grauenvoller und düsterer nicht sein könnte. Nichts von unseren technischen und gesellschaftlichen Errungenschaften existiert mehr, denn wir haben es vernichtet.

Düster wahrlich, aber auch sehr kritisch beschreibt Margaret Atwood unsere Welt, die sie durch Rückblicke von Schneemensch uns deutlich macht. Eine hochtechnologisierte Welt, die sich abschottet in Bereiche, in die anderen keinen Zutritt haben, extremer Wohlstand auf der einen Seite und Armut auf der anderen Seite, Kriminalität bis ins äußerste und Wirtschaftsunternehmen, die immer nach nur mehr Gewinn streben. Wenn man es genauer betrachtet, sehr realistisch und nah an unserer heutigen Zeit.

Wo mich sonst Rückblenden stören, finde ich sie hier erhellend und einleuchtend. Man erkennt den ganzen Wahnsinn nach und nach, deutlicher wird dies nur noch durch die zynische bzw. sarkastische Erzählweise Schneemenschs. Margaret Atwood hält uns deutlich den Spiegel vor und schafft mit “Oryx und Crake” eine Medien-, Wissenschafts- und Gesellschaftskritik, die mehr als gut gelungen ist. Denn geht es heute nicht immer um mehr und noch mehr, nimmt die Gier in der Gesellschaft nicht immer mehr zu?

Neben dieser kritischen Herangehensweise an unsere Welt hat mich noch mehr die Charakterisierung der handelnden Personen begeistert und ihre Motive.
Schneemensch oder auch Jimmy genannt ist zynisch, aber auch sehr einfach gestrickt und denkt nicht viel über die Welt nach, er will eigentlich nur sein Leben leben.
Wäre da nicht Crake, sein Freund aus Schultagen, der sehr intelligent ist und sieht wie die Welt aus den Fugen gerät. Und genau diese Welt durch die Craker ersetzen will, nur dann könnten Flora und Fauna weiter existieren. Denn sie würden nicht so mit ihr umgehen.
Zu guter Letzt noch Oryx, die aus der Welt jenseits der gesicherten Gebiete stammt – den Plebsland – sie ist vielschichtiger in ihrem Charakter als Crake und Schneemensch. Sie ist der emotionale Part des dystopischen Romans von Margaret Atwood, wobei Crake die Kälte darstellt und Schneemensch die Gleichgültigkeit.

Ein weiteres Plus des Romans ist die Sprache. Sie ist einfach gehalten und “Oryx und Crake” lässt sich trotz der Thematik leicht und flüssig lesen. Bis zum Ende hin hat mich das Buch gepackt, denn die sich stetig verknüpfenden Handlungsstränge haben mich auch emotional gepackt.

“Oryx und Crake” ist mehr als nur ein dystopischer Roman, er spielt mit den Gegensätzen und hat mich auf eine Achterbahnfahrt an Emotionen mitgenommen. Manches machte mich nachdenklich, manches erkannte ich wieder, bei anderen Dingen dachte ich nur, kann dies wirklich passieren, dann gab es wieder Momente des Humor und der Entspannung ehe es wieder heftiger und kritischer wurde.

Worauf ich mich einließ, konnte ich schon an  den beiden vorangestellten Zitaten aus “Gullivers Reisen” von Jonathan Swift und “Der Leuchtturm” von Virginia Woolf erkennen. Mit beiden gibt sie den Hinweise auf ihr Buch. Darauf, dass sie “reine Tatsachen in schlichtester Art und Weise und einfachsten Stil zu erzählen” vermag und auch dass, man nicht einfach “auswendig lernen [kann], wie es in der Welt zuging” . Beide Zitate passen genau zum Buch. Eines zum Erzählstil und das andere eindeutig zur Handlung und unserer Welt.

Fazit

“Oryx und Crake” ist anders als andere Dystopien, realitätsnaher, wissenschaftlicher und hat mich restlos überzeugt, so dass ich es gutes Gewissens weiter empfehlen kann. Absolut Lesenswert!

Buchinfo:
Margaret Atwood – Oryx und Crake
Taschenbuch 384 Seiten
Berlin Verlag  2014
ISBN-13: 978-3-8333-0963-2
Preis: 10,99 €

Bewertung:

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