Klappentext von der Verlagsseite:
Denn Mut ist in dunklen Zeiten deine einzige Rettung
Braunschweig 1374. Seit jeher leidet die junge Aleke darunter, dass ihr Vater sie nie als Tochter anerkannte. Umso überraschter ist sie, als er sie eines Tages um Hilfe bittet: Sein Sohn sitzt im Kerker und kann sich an nichts erinnern. Alekes heilkundliche Kenntnisse sind die einzige Chance, ihm zu helfen. Zögernd willigt sie ein. Doch dann wird ihr Vater eines ungeheuren Verbrechens bezichtigt – und zwar ausgerechnet von dem Mann, den sie liebt. Und Aleke muss sich entscheiden.
Die fesselnde Geschichte einer starken jungen Frau, die ihr Schicksal selbst in die Hand nimmt.
Autoreninfo von der Verlagsseite:
Christiane Lind, geboren 1964, ist Sozialwissenschaftlerin und wuchs in Niedersachsen auf. Nach Zwischenstationen in Gelsenkirchen und Bremen lebt sie heute mit ihrem Ehemann und fünf Katern in Kassel. Gern besucht sie ihre Schwester in Braunschweig. Ihr Roman „Die Heilerin und der Feuertod“ erscheint im Sommer 2014.
Erster Satz:
Mit großen Schritten eilte der Junge durch die einsamen Gassen der Stadt.
Aufbau:
Christiane Linds “Die Heilerin und der Feuertod” ist aufgeteilt in 33 Kapitel, die nicht allzu lang sind, und umfasst dennoch 414 Seiten. Der Handlung vorangestellt ist eine Dramatis personae, auf die ich gelegentlich zurückblickte. Am Ende befindet sich neben der üblichen Danksagung, noch ein Glossar mit den kursiv gedruckten Begriffen aus der Handlung, die da sehr gut erklärt werden, außerdem werden die historischen Hintergründe erläutert in einem Extra-Teil und es sind auch noch weiterführende Literaturhinweise vorhanden.
Inhalt:
Aleke, die uneheliche Tochter des Kaufmanns Accem van Broke, lebt bei den Beginen in Braunschweig. Eines Tages bittet ihr Vater sie, ihm bzw. ihrem Halbbruder zu helfen. Er sitzt im Kerker und soll seine Braut in der Hochzeitsnacht umgebracht haben. Aleke erklärt sich nach Zögern dazu bereit und begibt sich auf die Suche nach dem Täter, denn an eins glaubt sie nicht, das Kersten seine Braut getötet hat. Bei ihrer Suche begegnet sie Righert von Anhalt, der von Magdeburg aus nach Braunschweig gekommen ist um eine alte Rechnung zu begleichen. Die beiden begegnen sich immer wieder bei ihrer jeweiligen Suche und unterstützen sich gegenseitig, bei der Suche nach dem jeweiligen Täter. Denn Righerts Familie ist sechs Jahre zuvor einem fürchterlichen Verbrechen zum Opfer gefallen.
Meinung:
“Die Heilerin und der Feuertod” von Christiane Lind hat mich ebenso gepackt, wie ihre Katzenbücher “Endlich Schnurrlaub”, “Weihnachtspunsch und Weihnachtskater” oder ihr Familienroman “Das Haus auf der Blumeninsel”. Eins ist klar Frau Lind kann auch historische Romane schreiben, die einen gut unterhalten.
Bereits der Prolog, der sechs Jahre vor der späteren Handlung spielt, ist spannend und gibt einen ersten Hinweis auf die spätere Handlung. In den kommenden Kapiteln führt sie uns näher an die Hauptpersonen des Geschehens. So lernen wir Aleke bei den Beginen kennen und erkennen auch schnell, dass sie sich immer noch nach der Anerkennung ihres Vaters Accem van dem Broke sehnt. Stattdessen soll ihm helfen ihren Halbbruder zu retten. Zunächst merkt man auch in der weiteren Handlung, dass sie unbedingt einen Platz in der Familie haben will, aber je mehr sie herausbekommt und je mehr sie nachdenkt, desto mehr verändert sich auch ihr Verhalten. Dazu trägt auch Righert von Anhald bei, der die Familie van dem Broke, in einem nicht so strahlenden Licht sieht. Er ist in diesem Sinne ein toller Gegenpart zu Aleke, die aus Zuneigung handelt im Gegensatz zu ihm. Er ist von Rachegedanken getrieben, da er die Mörder seiner Familie sucht und auch die van dem Brokes verdächtigt.
Christiane Lind ist es gekonnt gelungen sowohl die Hauptpersonen Aleke und Righert von Anhald gut darzustellen, als auch die vielen Nebenpersonen sei es Accem van dem Broke, sein Bruder oder auch die Medica. Sie hat all ihren Charakteren ein Gesicht gegeben und dabei auch nicht an gegensätzlichen Paarungen gespart. Sind oft nur die Hauptcharaktere gut dargestellt, so ist ihr dies auch bei den Nebenrollen super gelungen. Auch da gibt es sympathische und unsympathische Figuren, und man bangt sowohl bei den Nebenrollen als auch bei Aleke und Righert immer mit.
Neben diesen gut gezeichneten Figuren hat auch das Setting gestimmt. Ich hatte das Gefühl in das Markttreiben Braunschweigs von 1374 einzutauchen, die Marktstände zu sehen, die Gerüche und lauten Stimmen zu hören. Dabei sehe ich die Häuser der Kaufmannsleute, die der Gildemeister und spüre das Kopfsteinpflaster unter den Fußsohlen. Dies gelang mir auch bei dem Wohnhaus der van dem Brokes, oder bei Righerts Haus, oder den Kneipen und dem jüdischen Viertel von Braunschweig. Ebenso kam mir der Kräuter- und Gemüsegarten der Beginen vertraut vor.
Ihr ist es ohne lange Umschweife gelungen mich auf die Zeitreise in das 14. Jahrhundert zu nehmen, dass auch historisch sehr gut dargestellt wurde. Sowohl der Beginn der Kämpfe der Gildemeister in der Stadt, als auch die furchtbaren Methoden der Folter und der Hass auf die Juden nimmt sie in die Geschichte auf. Ebenfalls gibt sie einen guten Einblick in die Kleiderordnung und Sitten und Gebräuche der Zeit und in die Lebensweise der Beginen.
Der Schreibstil ist wieder wie auch bei ihren bisherigen Büchern leicht und angenehm, durch die kurzen Kapitel kam es mir so vor, als ob ich direkt ein Teil der Geschichte wäre und dabei Aleke und Righert bei ihrem jeweiligen Bemühen zu begleiten. Ein kleiner Maluspunkt gibt es allerdings und zwar das mir sehr schnell ein Verdacht mit dem wahren Mörder kam. Mit dem Verdacht im Hinterkopf fing ich dann auch an zu ermitteln und so manche Aktion und so manches Verhalten der Akteure in Frage zu stellen. Dennoch blieb für mich die Spannung durchweg erhalten, da sie immer wieder Wendungen eingebaut hat und ich auch ab und an selber bei meinem Verdacht am Zweifeln war, aber der erste Gedanke ist meistens der richtige.
Fazit
“Die Heilerin und der Feuertod” von Christiane Lind ist ein spannender und gut recherchierter historischer Roman zur Zeit der Großen Schicht um 1374 in Braunschweig, der mich sehr gut unterhalten hat.
Buchinfo:
Christiane Lind – Die Heilerin und der Feuertod
Taschenbuch 424 Seiten
Aufbau 2014
ISBN-13: 978-3-7466-3078-6
Preis: 9,99 €
Bewertung: