[Buchbesprechung] Barbara Tuchman – August 1914

u1_978-3-596-19734-7_august1914Klappentext von der Verlagsseite:

Der Klassiker der zweifachen Pulitzer-Preisträgerin 

In ihrem bekanntesten Buch verzeichnet Barabara Tuchman, die Grande-Dame der amerikanischen Geschichtsschreibung, all die Fehleinschätzungen und Verblendungen, mit denen die Staatsmänner und Generäle in den Ersten Weltkrieg marschierten. Barbara Tuchman schreibt an den Fakten und Dokumenten entlang und kommt zu der unwiderlegbaren Feststellung, soweit es sich um den Ersten Weltkrieg handelt: Wer sich auf den Krieg als politisches Mittel einläßt, kommt darin um. In Europa gingen, nach dem berühmten Diktum, im August 1914 die Lichter aus. Ein grandioses Stück narrativer Geschichtsschreibung, das nach wie vor als der Klassiker zur Geschichte des Ersten Weltkriegs gilt.

Autoreninfo von der Verlagsseite:

Barbara Tuchman (1912-1989) war eine amerikanische Historikerin und Bestsellerautorin. Für ihr Buch »August 1914« wurde sie mit dem Pulitzer Preis ausgezeichnet. Ihre Werke gelten als moderene Klassiker der erzählenden Geschichtsschreibung. Weitere Bücher der Autorin im FISCHER Taschenbuch: »Bibel und Schwert.« (Bd. 15265), »Der erste Salut« (Bd. 15264), »Die Torheit der Regierenden« (Bd. 15394).

Erster Satz:

Die neun Majestäten, die an dem Maimorgen des Jahres 1910 hoch zu Roß dem Sarge Eduards VII. von England folgten, boten ein so überwältigendes Bild, daß ein Seufzer der Bewunderung durch die schwarzgekleidete Menge ging, die sich in ehrfurchtvolles Schweigen drängte.

Aufbau:

Das 528 Seiten umfassende “August 1914” ist in drei große Themen (Pläne, Kriegsausbruch, Kämpfe) mit 21 Kapiteln aufgeteilt. Voran gestellt ist noch das Kapitel “Begräbnis”, dass so etwas wie den Prolog bildet. Weiterhin gibt es einen Anhang mit Literaturverzeichnis, Karten, Anmerkungen, Namens- und Sachregister.

Meinung:

Barbara Tuchman berichtet gekonnt von den Vorbereitungen zum ersten Weltkrieg und es wird auch besonders deutlich, wie verblendet und mit wie viel Fehleinschätzungen die Generäle und Staatsmänner Europas in den ersten Weltkrieg zogen. Alle davon überzeugt jeweils das Beste für ihr Land herauszuholen. Was für eine Fehleinschätzung!

Es war der erste große Krieg auf Europas Boden im 20. Jahrhundert und es sollte nicht der letzte sein. Falsche Loyalität, Bündnisse und Großmannsucht führten ins Verderben. Barbara Tuchman gelingt es durch die Analyse von Dokumenten dem Leser nicht nur die ersten 30 Tage des Krieges darzustellen, sondern auch den Weg dahin. Sie zeigt dabei die Fehler auf und auch die Möglichkeiten, die es durchaus gegeben hat, diesen Krieg zu verhindern.

Sie berichtet detailreich und umfangreich sowohl von dem raschen Vorstoß des deutschen Militärs, den Gegenangriff Frankreichs, dem Kriegseintritts Russlands. Dabei beleuchtet sie alle vier Akteure genau. Man erlebt Ausschnitte aus Kabinettssitzungen der Briten mit, Diskussionen bei den Franzosen und dem Irrglauben  eines jeden Einzelnen, einen schnellen Sieg zu erringen. Manche Szenen sind mir zu ausführlich beschrieben, denn sie seziert die 30 Tage bis ins kleinste. Andere Dinge hat sie hingegen auch sehr spannend berichtet. Vor allem gelingt ihr eins, den Irrsinn der Zeit festzuhalten und dies mit historischen Fakten belegt. Einiges habe ich nachgeschlagen und ich bin durch das Buch besser informiert worden über den Beginn des 1. Weltkriegs und seinem Entstehen als durch manchen Geschichtsunterricht an der Schule.

Fazit

“August 1914” beginnt mit dem Begräbnis von König Eduard VII und endet mit der Marne-Schlacht. Ein gut recherchiertes Buch über die Entstehung und den Beginn des Ersten Weltkriegs.

Buchinfo:
Barbara Tuchman – August 1914
Taschenbuch 528 Seiten
Fischer 2014
ISBN-13: 978-3596197347
Preis: 12,99 €

Bewertung:

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Kate Atkinson – Die Unvollendete

C_Atkinson_Die UnvollendeteKlappentext von der Verlagsseite:

Was wäre, wenn man sein Leben wieder und wieder leben könnte, bis man schließlich alles perfekt gemacht hätte? Wäre man dann ein glücklicher Mensch? Ursula Todd ist eine für ihre Zeit ganz besondere Frau: unabhängig, modern, realistisch. Mit Humor begegnet sie nicht nur ihrer skurrilen Familie, sondern auch den seltsamen Ereignissen in ihrem Leben. Wie jeder erlebt sie Situationen, in denen sie sich fragt: Was wäre, wenn? Was wäre geschehen, wenn sich ihre Teenagerliebe erfüllt hätte? Was wäre geschehen, wenn sie studiert hätte? Oder was wäre aus ihr geworden, wenn sie nicht in England, sondern in einem anderen Land aufgewachsen wäre? Wäre ihr Leben schrecklicher oder besser verlaufen? Doch anders als anderen Menschen bleibt es für Ursula nicht bei diesen Fragen. Ihr ist es gegeben, ihr Leben immer wieder zu korrigieren und damit jeden Fehler zu beseitigen. Dennoch erlebt sie Verlust, Verrat, Krieg und Tod. Was also soll diese Gabe? Ist es überhaupt möglich, sein Leben fehlerlos zu leben?

Autoreninfo von der Verlagsseite:

Kate Atkinson, 1951 geboren, studierte Literaturgeschichte in Dundee. Neben ihrer Arbeit in der Sozialbetreuung und als Teilzeitlehrerin begann sie zu schreiben. 1996 erhielt sie für ihren Roman “Familienalbum” den angesehenen Whitbread First Novel Award. Es folgten die Romane “Ein Sommernachtsspiel”, “Die Ebene der schrägen Gefühle”, “Die vierte Schwester”, “Liebesdienste” und “Lebenslügen” sowie ein Band mit Erzählungen (“Nicht das Ende der Welt”). Kate Atkinson lebt in Edinburgh.

Erster Satz:
Ein Mief aus Tabakrauch und feuchtkalter Luft schlug ihr entgegen, als sie das Café betrat.

Inhalt:

Ursula Todd wird an einem kalten Dezembertag des Jahres 1910 geboren und stirbt kurz nach der Geburt. Dieses Ereignis wiederholt sich viele Male und bei einem kommt der Arzt noch rechtzeitig und Ursula überlebt. Aufwachsen tut dieses besondere Mädchen mit mehreren Geschwistern mit ihren Eltern auf einen Gut in England des 20. Jahrhunderts. Im Laufe der Geschichte begleitet man Ursula durch ihre Jugend bis hin zu ihrem 67. Lebensjahr. Und immer wieder steht sie im Laufe ihres Lebens an einen Scheideweg und wie wird sie sich entscheiden?

Aufbau:

Die Hardcoverausgabe umfasst 585 Seiten und ist in 12 Teile aufgeteilt, die jeweils noch einige Unterkapitel erhalten. Die Teile und Unterkapitel sind unterschiedlich lang, mal nur wenige Seiten, dann wieder ausufernd. Ein jeder Teil hat eine eigene Überschrift und den jeweiligen Unterkapiteln ist das Datum der Handlung zugeordnet. Teile der einzelnen Kapitel wiederholen sich später noch einmal. Am Ende des Buches gibt es noch eine Danksagung der Autorin.

Meinung:

“Was wäre, wenn” – das fragt sich doch jeder einmal und wünscht sich unter Umständen auch einen anderen Weg eingeschlagen zu sein. Ursula Todd, Kate Atkinsons Protagonisten in “Die Unvollendete”, erlebt diese Möglichkeit immer wieder. Stirbt sie in einer Situation, sei es im Krieg oder bei einem Kuss, kommt sie immer wieder zum Ausgangspunkt der Szene zurück und kann einen anderen Weg einschlagen um nicht zu sterben.
Mit diesem Kunstgriff, der sich durch das gesamte Buch zieht, erfährt der Leser viel vom Leben der Ursula Todd und der Geschichte des vergangenen 20. Jahrhunderts. Man begleitet Ursula durch den Ersten Weltkrieg, erlebt mit wie sie einen Tag nach ihrem sechzehnten Geburtstag vergewaltigt wird und auch wie sie Hitler begegnet. Zu jedem dieser Zeitpunkt spielt die “Was wäre, wenn”-Frage mit und Ursula kann ihren jeweiligen Lebensabschnitt noch mal und noch mal erleben, bis sie auch diesem heil überstanden hat.
“Die Unvollendete” besticht durch ihre Protagonistin, mit der man von der ersten Zeile an mitleidet: Wird sie es nun richtig machen? Wird sie glücklich? Kommt sie heil daraus? Oder geht es doch wieder anders aus. Jedes Mal wenn es nicht gut endet, leidet man als Leser und fragt sich, wird sie es beim nächsten Mal besser machen?
Gerade auch Kate Atkinsons Stil mit wenigen Zeilen eine ganze Beziehung, eine ganze Situation darzustellen und zu erfassen, macht dieses Buch so lesenswert. Auch, wenn man durch den Schreibstil schnell in die Handlung eintaucht und mit Ursula das ländlich England der 20er und 30er Jahre erkundet, oder mit ihr während des Zweiten Weltkriegs in London oder in Deutschland auf dem Obersalzberg oder in Berlin, immer hält man als Leser inne und denkt über Ursulas Situation nach. Es ist kein Buch zum einfach durch lesen, denn immer wieder bleibt man hängen und fragt sich hätte man selbst auch so reagiert.
Man hofft und bangt mit ihr, aber auch mit den Nebencharakteren, die einen im Laufe der Handlung immer mehr ans Herz wachsen und allzu oft hofft man, dass ihnen auch das Glück beschieden ist ihr Leben noch einmal zu leben.
Ein Buch über das Leben, Liebe, Familie und die Frage nach dem “Was wäre, wenn” hat Kate Atkinson mit “Die Unvollendete” geschaffen, das man nicht so leicht vergisst und in guter Erinnerung behält.

Fazit

Ein wundervolles tiefgreifendes Buch über ein Leben, das niemals perfekt ist.

Buchinfo:
Kate Atkinson – Die Unvollendete (Life after Life)
Hardcover 592 Seiten
Droemer Knaur 2013
ISBN-13: 978-3-426-19981-7
Preis: 19,99  €

Bewertung:

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