[Buchbesprechung] Jonas Winner – Das Gedankenexperiment

Winner_Das Gedankenexperiment_28105-5Klappentext von der Verlagsseite:

Plötzlich steht der ehrgeizige junge Philosoph Karl Borchert vor dem Nichts. Kurz vor seinem dreißigsten Geburtstag scheitert das Projekt, mit dem er sich endgültig in der Wissenschaft etablieren wollte. Da kommt es ihm gerade recht, dass der hinfällige alte
Professor Leonard Habich ihm anbietet, sein Privatsekretär zu werden. Habich will endlich ein bahnbrechendes Werk zum Abschluss bringen, an dem er seit Jahrzehnten arbeitet. Doch über dieses Vorhaben schweigt er sich aus, und als Borchert auf Habichs abgelegenem Wohnsitz unweit von Berlin eintrifft, geschehen von Anfang an merkwürdige Dinge …

Autoreninfo von der Verlagsseite:

Jonas Winner, geboren 1966 in Berlin, promovierter Philosoph, arbeitete nach dem Studium in Berlin und Paris als Journalist, Redakteur für das Fernsehen und als Drehbuchautor (ARD, ZDF, Sat.1). Sein Fortsetzungsthriller „Berlin Gothic“ sorgte im Netz für Furore. 2012 konnte er mit „Der Architekt“ im Knaur Taschenbuch einen großen Erfolg feiern. Der Autor lebt mit seiner Familie in Berlin.

Erster Satz:

“Willst Du, oder soll ich.”

Aufbau:

“Das Gedankenexperiment” umfasst 400 Seiten aufgeteilt in zwei Teile. Der erste Teil enthält 37 Kapitel und der zweite Teil 17 Kapitel. Außerdem gibt es einen Prolog, Epilog, Nachwort und Quellenangaben. Vor dem Prolog gibt es noch die Frontispiz von Albrecht Dürers Melancholia II.

Inhalt:

Karl Borchert, ein junger aufstrebender Philosoph, steht vor dem nichts, sein Experiment ist von der Forschungsgemeinschaft abgelehnt worden und nun ist er auch seine Assistentenstelle an der Universität los. Vor dem Nichts stehend und an sich zweifelnd nimmt er das Angebot seines Professors, für den bekannten Philosophen Leonard Habich zu arbeiten, an. Die Sichtung, Verwaltung und Aufbereitung der Unterlagen Habichs soll er auf Habichs Schloss in Urquadt an. Schon in seiner ersten Nacht wecken ihn schreckliche Laute, die ihn nicht mehr ruhen lassen und auch die Unterlagen Habichs irritieren ihn. Vieles kommt ihn mysteriös und verrückt vor, vor allen dann, wenn Habich von einem baldigen Durchbruch redet. Was meint er damit?

Meinung:

Zunächst dachte ich, dass mich mit Jonas Winner Buch “Das Gedankenexperiment” einen Kriminalroman beziehungsweise eine spannende Erzählung erwarten wird. Weder das eine noch das andere war es, aber “Das Gedankenexperiment” war spannend und hat mich immer wieder zum Nachdenken gebracht.

Denn in erster Linie ist “Das Gedankenexperiment” ein philosophischer Wissenschaftsthriller, eine Gruselgeschichte und auch ein philosophischer Roman. Letzteres hat mir bei den vielen Gedankengängen, die sowohl Leonard Habich als auch Karl Borchert an den Tag legen, gelegentlich überfordert. Sehr oft musste ich nachschlagen, was nun gemeint sein könnte. Auch wenn die erwähnten Philosophen Heidegger, Seneca, Wittgenstein und Galilei als auch die Spieltheorie und Sprachtheorie ein klitzkleines bisschen vertraut sind aus der Vergangenheit, so hat mich gerade manchmal diese brachiale Gewalt an philosophischer Information überwältigt.

Aufgelockert wird der stetige philosophische Diskurs durch die Berichte der Urquardt-Kommission und fiktiven Buchausschnitten. Da sind dann die Momente, wo die durch Winner erzeugte “Gedankenspirale” aufgelockert wird.
Je weiter ich in dem Buch gekommen bin, desto mehr habe ich mich auch gegruselt. Denn aus dem stark philosophischen Buch wurde eine Gruselgeschichte, die Jonas Winner sehr gut dargestellt hat. Sei es mit den Experimenten von Habich oder Winner, dem eigenartigen Hausdiener oder den schrecklichen Lauten. Alles Elemente der Schauergeschichten und auch sehr passend in die Handlung eingeflochten. Hatte mich die Philosophie noch abgeschreckt, so hat mich gerade diese Schauerelemente am Lesen gehalten. Nun wollte ich endlich wissen, woher die merkwürdigen Laute stammen, was Habich mit den Experimenten vor hatte und wie der Prolog zu den Handlungsweisen auf Schloss Urquardt passt. Der Zusammenhang wurde mir erst wesentlich später klar, vielmehr erst im letzten Viertel der Handlung.

Auch spielt die Frontispiz eine wichtige Rolle in dem Buch und während des Lesens habe ich mir immer wieder das Bild der Melancholia II angeschaut und nach Hinweisen gesucht.
Grundlage des Gedankenexperiments von Habich sind die drei skeptischen Paradigmen von Platon, Descartes und Wittgenstein. Dabei geht es immer um die Täuschung. Ist Platons “Sein” eine Täuschung? Oder sind es die “Sinneseindrücke” von Descartes oder die “Sprache” von Wittgenstein?  Gibt es ein viertes Paradigma der Täuschung an der Habich arbeitet? Gibt es eine ideale Sprache? Diese philosophischen Fragen erörtert Winner im Laufe des Buches und je mehr ich gelesen habe, desto mehr fragte ich mich, was ist bei Borchert bereits Wahn oder Täuschung oder ist es doch alles real, was er lebt? Immer wieder fragte ich mich, ist Borchert die ganze Zeit getäuscht worden, sein ganzes Leben lang? Denn Täuschung könnte man als das Grundthema des Buches ansehen.
Bis zum Ende hin bin ich nicht aus der Geschichte schlau geworden, aber es hat mich fasziniert und einen Bereich der Philosophie gezeigt, der mir bisher gänzlich unbekannt war.

Fazit

“Das Gedankenexperiment” von Jonas Winner ist nicht nur ein philosophischer Wissenschaftsthriller, sondern auch eine Gruselgeschichte. Ein Buch für alle, die gerne in die Welt der Philosophie eintauchen.

Buchinfo:
Jonas Winner – Das Gedankenexperiment
Hardcover 400  Seiten
Droemer Knaur 2014
ISBN-13: 978-3-426-28105-5
Preis: 19,99 €

Bewertung:

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[Buchbesprechung] Nicola Förg – Schussfahrt

Schussfahrt von Nicola FoergKlappentext von der Verlagsseite:

Der fulminante Auftakt einer sechsbändigen Krimi-Serie um Kommissar Gerhard Weinzirl und Johanna Kennerknecht.

Der kleine Ort Gunzesried im Allgäu ist ein Idyll. Das soll allerdings nicht so bleiben, denn der schwäbische Baulöwe Rümmele will einen gigantischen Freizeitkomplex errichten, um den Tourismus anzukurbeln. Die riesige Anlage verheißt aber nicht nur satte Einkünfte, sondern zerstört auch die Schönheit der Landschaft, und so ist die Bevölkerung in zwei Lager gespalten. Doch dann macht die einheimische Jo eines Morgens bei einem Ausritt eine schockierende Entdeckung – sie stößt auf Rümmeles Leiche im Schnee. Während die örtliche Polizei noch im Dunklen tappt, beginnt Jo auf eigene Faust zu ermitteln. Dabei unterläuft ihr jedoch ein fataler Fehler, denn sie hätte niemals an die Mordstelle zurückkehren dürfen …

Autoreninfo von der Verlagsseite:

Nicola Förg ist im Oberallgäu aufgewachsen. Neben ihren sehr erfolgreichen Krimis hat sie auch Reiseführer und Bildbände veröffentlicht. Als freie Reisejournalistin arbeitete sie für namhafte Tageszeitungen und Magazine. Mit ihrer Familie sowie Ponys, diversen Kaninchen und Katzen lebt die Autorin auf einem Anwesen im südwestlichen Eck Oberbayerns, dort, wo man schon mit dem Ostallgäu flirtet. Bei Goldmann erscheint ihre Kommissar-Weinzirl-Reihe.

Erster Satz:

“Wir sind doch hier nicht in Disneyland!”

Aufbau:

“Schussfahrt” umfasst 24 Kapitel sowie ein Nachwort, das ein Glossar der verwendeten allgäuerischen Ausdrücke enthält und diese erklärt. Die Erzählperspektive ist der allwissende Erzähler.

Cover und Titel:

Das Cover mit dem Hirsch im Fenster hat mich direkt angesprochen. Es vermittelt den Eindruck von einem Regionalkrimi, der mich auch erwartet hat. “Schussfahrt” als Titel ist mehr als treffend, denn er bietet eine Doppeldeutigkeit, die mir im Laufe des Lesens deutlich wurde.

Inhalt:

Jo Kennerknecht, Direktorin des Tourismusverbandes, findet beim Ausritt mit ihrem Fjordwallach Falco im Wald von Gunzesried den Baulöwen Rümmele tot an einem Baum gelehnt. Jo, die sich an den vorhergehenden Abend im Gasthaus erinnert und den legendären Auftritt für das Event Castle, macht sich direkt weg und informiert Gerhard Weinzirl, ihren alten Schulkameraden und Polizisten über den Todesfall. Weinzirl, der gut alleine mit den Ermittlungen zu recht kommen würde, bekommt Unterstützung von Kriminalkommissar Reiber aus Kempten und auch Jo fängt an zu ermitteln. Wer hat Rümmele umgebracht und hat es etwas mit dem Event Castle zu tun?

Meinung:

Nicola Förg kenne ich bereits durch ihre Bücher mit Irmi Mangold und Kathi Reindl als Protagonistinnen, da mir diese Reihe schon so gut fällt, konnte ich auch an der Weinzirl-Buchreihe nicht vorbeigehen.

“Schussfahrt” ist der erste Band, der nun mittlerweile neunbändigen Reihe um den im Allgäu lebenden Kommissar Gerhard Weinzirl und der Tourismusverbandsdirektorin Jo Kennerknecht. Mit diesen beiden hat sie zwei Figuren geschaffen, die unterschiedlicher nicht sein könnten. Gerhard Weinzirl ruhig, gelassen und akribisch arbeitend auf der einen Seite und Jo Kennerknecht laut, neugierig und immer mit dem Kopf durch die Wand auf der anderen Seite. Gegensätzlicher könnten die beiden nicht sein und gerade dies macht den Krimi aus. Wer jetzt allerdings denkt, dass die Beziehung der beiden konfliktreich sei, der irrt sich, sie kommen gut miteinander aus, jedenfalls dann, wenn Jo nicht ganz so extrem ist. Das ist sie leider des Öfteren und für eine Frau über 30 auch manchmal etwas zu unvorsichtig in ihrer Ermittlungsarbeit und bringt sich dadurch öfters in Bredouille.

Der Mordfall den Nicola Förg konstruiert hat ist spannend und nicht eintönig. Während des Lesens habe ich mir so meine Gedanken gemacht, in welche Richtung es gehen könnte, wer der Täter ist und ob wirklich das Event Castle, der ausschlaggebende Punkt ist. Denn Nicola Förg hat mich oft irritiert und sprachlos zurückgelassen, wenn ich dachte, gerade eine Fährte zu haben, brachte sie jemanden Neues mit ins Spiel und mir erging es teilweise mit Kommissar Reiber, der auch oft im Dunkeln tappte.

Neben der eigentlichen Ermittlungsarbeit spielt Jo Kennerknechts Privatleben in diesem ersten Band eine große Rolle. Manche Szenen ihres privaten Bereichs wurden mir dabei zu deutlich ausgeschmückt und genau beschrieben, etwas weniger wäre da besser gewesen. Amüsant fand ich die Szenen mit ihren Haustieren und die Dialoge zwischen ihr und Weinzirl oder Reiber, die oft sehr humorvoll waren und mich zum Lachen brachten. Auch gab es ein paar Spitzen in Richtung Kempten, ein weiterer Aspekt, der mir schon aus anderen Regionalkrimis geläufig ist.

Die allgäuerischen Einschübe störten ab und an meinen Lesefluss, obwohl der Krimi ansonsten flüssig zu lesen war, und mich musste im Glossar nachschauen, was so mancher Ausspruch bedeutete, wenn ich ihn nicht gerade aus dem Zusammenhang erschließen konnte.

Trotz dieser in meinen Augen kleinen Mängel werde ich auch noch den zweiten Teil der Reihe lesen, denn auf die weitere Entwicklung von Jo Kennerknecht und Gerhard Weinzirl bin ich gespannt.

Fazit

“Schussfahrt” ist ein solider und gut durchdachter Whodunit-Krimi, der mich bis zum Ende hin gut unterhalten hat.

Buchinfo:
Nicola Förg – Schussfahrt
Taschenbuch 288  Seiten
Goldmann 2008
ISBN-13: 978-3442469130
Preis: 7,95 €

Bewertung:

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[Buchbesprechung] Stephen King – Joyland

Joyland von Stephen KingKlappentext von der Verlagsseite:

Ein unheimliches Vergnügen – der neue große Roman von Stephen King

Stephen Kings Bestseller Der Anschlag – seine Zeitreise in die Sechzigerjahre – wurde von der Kritik einhellig in höchsten Tönen gelobt. In Joyland nun nimmt der Autor den Leser auf einen Trip in die Siebzigerjahre mit. Auf verhängnisvolle Weise kreuzen sich in einem kleinen Vergnügungspark die Wege eines untergetauchten Mörders und eines Kindes. Und mitten im sich überschlagenden Geschehen steht ein junger, unschuldiger Student und weiß: Irgendwann ist es mit der Unschuld vorbei. Irgendwann hört jeder Spaß auf.

Um sich sein Studium zu finanzieren, arbeitet Devin Jones während der Semesterferien im Vergnügungspark Joyland an der Küste von North Carolina. Drei Dinge sind es, die ihn im Laufe des Sommers 1973 vor allem beschäftigen: Seine große Liebe Wendy gibt ihm per Brief den Laufpass. In der Geisterbahn Horror House soll es spuken, nachdem dort ein Mädchen ermordet wurde. Und er fragt sich, welches Geheimnis sich wohl hinter der schönen jungen Frau mit ihrem behinderten Sohn verbirgt, an deren Strandvilla er jeden Tag vorbeikommt. Vom unbekümmerten Schaustellerleben in Joyland fasziniert, verlängert Devin seinen Aufenthalt. Mit seinen neugierigen Nachforschungen tritt er jedoch eine Lawine von Ereignissen los, bei denen es schließlich um Tod oder Leben geht …

Autoreninfo von der Verlagsseite:

Stephen King, 1947 in Portland, Maine, geboren, ist einer der erfolgreichsten amerikanischen Schriftsteller. Schon als Student veröffentlichte er Kurzgeschichten, sein erster Romanerfolg, “Carrie”, erlaubte ihm, sich nur noch dem Schreiben zu widmen. Seitdem hat er weltweit 400 Millionen Bücher in mehr als 40 Sprachen verkauft. Im November 2003 erhielt er den Sonderpreis der National Book Foundation für sein Lebenswerk.

“Stephen King hat das Seelen-Alltagsleben der letzten dreißig Jahre vielleicht mehr geprägt als irgendein anderer zeitgenössischer Schriftsteller.”

Frank Schirrmacher

Erster Satz:

Ich besaß zwar einen Wagen, aber in jenem Herbst des Jahres 1973 ging ich von Mrs. Shoplaws Strandquartier im kleinen Örtchen Heaven’s Bay aus meistens zu Fuß nach Joyland.

Aufbau:

“Joyland” umfasst 352 Seiten, die aus der Ich-Erzählerperspektive und rückblickend erzählt werden.

Inhalt:

Devin Jones arbeitet nach der Trennung von seiner Freundin Wendy in den Sommermonaten 1973 in dem kleinen, aber gut geführten Freizeitpark “Joyland” in North Carolina. Angestellt als Happy Helper hilft er überall, wo er gebraucht wird. Durch die Wertschätzung seiner Kollegen und Freunde Erin und Tom, sowie Rozzie, die ihm mit ihrem Hokuspokus aufheitert, wird er seinen Frust über die Trennung los. Außerdem gilt es ja noch dem Geheimnis des Spuks in der Geisterbahn auf die Spur zu kommen oder ist dies nur Humbug?

Meinung:

Stephen King war für mich immer der Meister des Horrorgenres und damit für mich nicht lesbar. Aber seit “The Green Mile” traue ich mich an Mr. Kings Werk heran und so war es für mich auch logisch seinen, überall als Krimi angepriesenen, Roman “Joyland” zu lesen. Was soll ich dazu sagen, ein Krimi ist es keiner, sondern viel mehr eine sehr gute Erzählung über das Erwachsenwerden, über Mut, Freundschaft und über die Gabe Verantwortung zu übernehmen.

Als Akteur dafür gibt er uns Devin Jones, einen einundzwanzigjährigen Collegestudenten, der von seiner ersten großen Liebe Wendy verlassen wurde und nun damit hadert und sich getäuscht fühlt. In “Joyland” einen kleinen Vergnügungspark verbringt er als Happy Helper den Sommer und freundet sich mit Erin und Tom an, die mehr als nur Freunde für kurze Zeit werden, sondern für immer. Dies kann ich schon einmal vorwegschicken, denn auch Mr. King hält damit nicht lange hinter dem Berg.

Ihm gelingt es auch direkt die Atmosphäre eines Vergnügungsparks, ein Teil von uns kennt sicherlich das Phantasialand oder auch den Europa-Park Rust, einzufangen. Durch die Beschreibung der Attraktionen: Schießbude, Riesenrad, Geisterbahn und Kinderland, hatte man das Gefühl direkt davor zu stehen und nicht nur das Flair aufzunehmen, sondern auch das Popcorn oder die Hot Dogs förmlich zu riechen.
Allerdings beschreibt er nicht nur Joyland so gut, sondern auch den kleinen Ort Heaven’s Bay in dem Devin, Erin und Tom in einer kleinen Strandpension während des Sommers leben. Ich hatte ständig das Gefühl, die Wellen rauschen zu hören, den Sand an den Füßen zu und die Sonne auf der Haut zu spüren, so bildhaft hat mir Stephen King den Ort nahe gebracht.

Neben dieser wundervollen Ortsbeschreibung hat er auch Charaktere geschaffen, die einem direkt ans Herz wachsen. Nicht nur die drei Freunde, sondern auch Rozzie, der uralte Chef des Vergnügungsparks Easterbrook, seine Vermieterin und auch Annie und ihren Sohn sind so liebevoll und warmherzig gestaltet, dass sie einem direkt nahe sind. Vor allem Easterbrook ist mir im Laufe der Handlung immer mehr ans Herz gewachsen und Mr. King war das wirklich nötig? Die, die es gelesen haben, wissen sicher, was ich meine.

Auch wenn es einem bei “Joyland” nicht gruselt, außer bei gewissen Szenen mit der Geisterbahn, kommt Joyland nicht ohne die typischen Stephen-King-Elemente, die ins fantastische Gehen nicht aus. Nicht nur die Weissagungen von Rozzie, sondern auch Vorahnungen eines kleinen Jungen oder eines alten Schaustellers sind so typische Elemente, die ins fantastische und mysterische gehen und die gekonnt in die Geschichte um Devin eingeflochten wurden.

Für diejenigen, die auf die Krimihandlung bei dem Buch warten, sei gesagt, sie kommt, aber nicht von Beginn an, sie baut sich langsam bis zum Ende hin auf und dann wird es auch spannend.

Für mich war sie ausreichend genug vorhanden, denn die ersten 250 Seiten haben mich schon so gut unterhalten, dass ich im Grunde genommen nur noch neugierig darauf war, was es mit der spukenden Geisterbahn auf sich hat. Ein einziger und auch nur kleiner Kritikpunkt ist der Showdown am Ende, den ich leicht übertrieben fand, aber dies hat mir nicht das Lesevergnügen genommen.

Fazit

“Joyland” ist kein Horror-Roman und auch kein Krimi, sondern ein Roman über das Erwachsenwerden. Großartig, Mr. King!

Buchinfo:
Stephen King – Joyland (Joyland)
Hardcover 352  Seiten
Heyne 2013
ISBN-13: 978-3453268722
Preis: 19,99 €

Bewertung:
 woerterkatzehalb

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[Buchbesprechung] Terry Pratchett – Die Farben der Magie

diefarbendermagieKlappentext von der Verlagsseite:

Der erste Tourist auf der Scheibenwelt.

Der Magier Rincewind ist vom Pech verfolgt – erst wird er von einem geltungssüchtigen Zauberspruch befallen, dann verliert er seine Stelle an der Unsichtbaren Universität. Fortan verdingt er sich als Fremdenführer für den ersten Touristen auf der Scheibenwelt. Und natürlich geht auf der Reise so ziemlich alles schief … – Mit diesem Band beginnt Terry Pratchetts legendärer »Scheibenwelt«-Zyklus.

Autoreninfo von der Verlagsseite:
Terry Pratchett, geboren 1948 in Beaconsfield, England, erfand in den Achtzigerjahren eine ungemein flache Welt, die auf dem Rücken von vier Elefanten und einer Riesenschildkröte ruht, und hatte damit einen schier unglaublichen Erfolg: Ein Prozent aller in Großbritannien verkauften Bücher sind Scheibenweltromane. Jeder achte Deutsche besitzt ein Pratchett-Buch. Bei Piper liegen der erste Scheibenweltroman »Die Farben der Magie« sowie die frühen Bände um Rincewind, Gevatter Tod, die Hexen und die Wachen vor – Meisterwerke, die unter den Fans einhellig als nach wie vor unerreicht gelten. Terry Pratchett erhielt zahlreiche Auszeichnungen, darunter den »World Fantasy Lifetime Achievement Award« 2010.

Erster Satz:

In einer fernen und nicht mehr neuen Dimension, in einer astralen Sphäre, die das unmögliche zur Norm erhebt, wogen die Sternennebel und teilen sich…. Seht nur…. Dort kommt die Schildkröte Groß-A’Tuin.

Aufbau:

“Die Farben der Magie” umfasst 272 Seiten und ist aufgeteilt in einen Prolog, vier weitere Kapitel und einem Ende-Kapitel.

Inhalt:

Rincewind, ein Zauberer der Scheibenwelt, muss Zweiblum, den ersten Touristen der Scheibenwelt im Auftrag von dem Patrizier als Reiseführer und Übersetzer arbeiten. Mit der Aussicht auf ein fürstliches Honorar nimmt er den Auftrag an. Zweiblum, der als Versicherungs-Risiko-Analyst tätig ist, bringt Ankh-Morpork das System der Feuerversicherung näher und wie sollte es anders sein die Stadt brennt nieder. Daraufhin flüchten Rincewind und Zweiblum und begegnen unterwegs Hrun, den Drachen vom Wyrmberg und dem Erzastronom von Krull.

Meinung:

Sollte die Scheibenwelt und ich wirklich zusammenpassen? Lange war ich der Meinung, sie ist zu bizarr, zu abgedreht, um mir gefallen zu können. Eine Welt als Scheibe getragen auf vier Elefanten und dann noch auf einer Schildkröte quer durch das Weltall. Ne, das kann nichts für mich sein, war meine Meinung. Und dann kam mir dann doch der Gedanke: Versuch’ es doch einfach mal. Mehr als Scheitern kann es nicht und der Verlust von ein paar kostbaren Lesemomenten mit sich bringen.

Zunächst war ich noch skeptisch, denn der Anfang war mehr als bizarr, aber dann einfach nur der Gedanke, vergesse dein Unbehagen, das es so eigenartig ist, und lese. Was soll ich sagen, je mehr Seiten ich gelesen habe, umso genialer fand ich das Universum, das Pratchett geschaffen hat. Eine phantastische Welt, mit tollen Charakteren und so langsam wurde ich zum Touristen auf der Scheibenwelt.
Ich begleitete Rincewind durch Ankh-Morpork, lernte Zweiblum und auch die Gilden kennen, amüsierte mich köstlich über Gevatter TOD und musste doch immer und immer wieder über Rincewind lachen. Der verhinderte Zauberer ist wirklich genial und Rincewind wäre nicht Rincewind, wenn er nicht von einem Schlamassel in den nächsten kommen würde, da hilft nur eins weglaufen und das macht er ja auch am liebsten.
Mein anderer Lieblingscharakter ist Gevatter TOD. Ein wahrlich genialer Charakter, der verzweifelt versucht Rincewind zu packen und daraus zum Schluss ein Hobby bekommt. Neben diesen beiden Charakteren hat es mir auch die Truhe mit ihren vielen Beinchen und der Klappe angetan. Über sie und ihren Spürsinn Zweiblum wieder zu finden musste ich immer wieder lachen.

Terry Pratchetts phantastische Scheibenwelt ist derart komplex, dass ich immer wieder über Stellen stolperte, die mich sprachlos, nachdenklich und amüsierten. Selten habe ich oder besser noch nie habe ich in einem einzigen Buch so viele phantastische Figuren kennengelernt: Dryaden, Trolle, Barbaren, Drachen, Elfen, Götter und Wasserwesen. Einfach genial und ich bin auch jetzt nach dem Ich das Buch schon eine Weile beendet habe immer noch in Gedanken auf der Scheibenwelt.

Nicht nur die erschaffene Welt und die Charaktere machen das Buch so gut, sondern auch die versteckte Gesellschaftskritik mit den Fähr- Sicherungen und den Forschungsdrang machen das Buch zu etwas Besonderen. Hinzu kommt Pratchetts humorvoller Schreibstil, der so manche Rincewind und Zweiblum Situation so humorvoll beschrieb, dass man einfach nur lachen musste und es schaffte, dass mir vieles an und auf der Scheibenwelt komisch vorkommen ließ. Ein Grund dafür mögen die Sprünge gewesen sein von Ankh -Morpork zu den Dryaden, dann zum Wyrmberg und letztlich zum Randfall. Das ging teilweise sehr schnell, wenn man allerdings bedenkt, dass “Die Farben der Magie” der Einstiegsband in Pratchetts “Scheibenwelt” ist und somit die gesamte Welt einmal vorgestellt werden sollte, ist dies sehr gut gelungen.

Fazit

Ich verneige mich vor Terry Pratchett, der mir mit “Die Farben der Magie” ein tolles Leseerlebnis bereitet hat und mich in die bizarre Scheibenwelt entführt hat. So schnell werde ich die sicher nicht mehr verlassen, vor allen Dingen, da die Folgebände bereits bei mir eingezogen sind.

Buchinfo:
Terry Pratchett – Die Farben der Magie (The Color of Magic)
Taschenbuch 272 Seiten
Piper 2004
ISBN-13: 978-3-492-28510-0
Preis: 9,99 €

Bewertung:

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